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So wurde ein Deutscher auf Mallorca zum Herrn der Hausschlüssel

Thomas Pflaum betreut keine Immobilien, er managt sie. Sein Unternehmen hilft mittlerweile mehr als 350 ausländischen Hausbesitzern, ihr Eigentum stets so vorzufinden, wie sie es sich wünschen

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Eigentlich hatte Thomas Pflaum alles richtig gemacht. Nach dem Verkauf seiner Marketing-Agentur in Deutschland erwarb er ein Apartment auf Mallorca, um sich dort zusammen mit seiner Frau zur Ruhe zu setzen. Der Plan lief auch wie am Schnürchen und schon bald blickte das Ehepaar von der Dachterrasse unter Palmen einem frühzeitigen, dafür aber umso längeren Sonnenuntergang ihres Lebens entgegen. Dachten sie zumindest. Doch dann kam der Anruf, der alles ändern sollte.

„Ein Bekannter von mir rief an, ob ich mal kurz zu seinem Inseldomizil fahren könnte, um nachzuschauen, ob noch alles in Ordnung wäre“, erinnert sich Pflaum. Tage zuvor hatte es auf der Insel gestürmt und der Freund hatte keine Zeit und Lust, extra aus Deutschland anzureisen. „Den Schlüssel zu seinem Haus hatte er mir schon vor längerer Zeit gegeben, für den Fall der Fälle“, so Pflaum.

Nachdem er im Haus seines Freundes alles in Ordnung vorgefunden hatte, schloss er die Tür wieder zu, um nach Hause zu fahren. „In diesem Moment kam die Nachbarin vor die Tür, die mich wohl durchs Fenster beobachtet hatte, und fragte mich, ob ich auch ihr Heim betreuen könnte, wenn sie nicht da ist.“ Pflaum antwortete, dass er keine Häuser betreue, doch die Nachbarin blieb hartnäckig. Selbst nachdem er mit ihr 15 Minuten im Garten Kaffee getrunken hatte, schien ihr immer noch nicht klar zu sein, dass der nette Herr Pflaum kein professioneller Hausbetreuer war und bis dahin auch nie daran gedacht hatte, es jemals zu werden.

Am Ende fuhr der Deutsche mit drei Haustürschlüsseln heimwärts: dem seines Freundes, dem der Nachbarin sowie dem der besten Freundin der Nachbarin. „Als ich nach Hause kam, haben meine Frau und ich erst einmal herzhaft gelacht“, erzählt Pflaum. Keine sechs Wochen später zählte er bereits 20 Schlüssel, deren Besitzer für seine noch relativ unkomplizierten Dienstleistungen wie Lüften, Licht- und Klimaanlage prüfen oder den Rasen mähen, Geld bezahlten. „Ich habe ein eigenes Gewerbe angemeldet, es ging alles ganz schnell.“

Doch schnell kam auch der Punkt, an dem die Wünsche der Immobilienbesitzer über seine eigenen handwerklichen Kräfte und Kenntnisse hinauswuchsen. „Meine Kunden wollten auf einmal, dass ein Badezimmer saniert, die Terrasse erweitert oder modernste Elektrotechnik installiert wird.“ Pflaum begann, mit Subunternehmern wie selbstständigen Maurern, Elektrikern oder anderen Handwerkern zu arbeiten. „Das war mein größter Fehler.“ Immer öfter hagelte es Beschwerden von Kunden über schlampig ausgeführte Arbeiten. „Das war teilweise echter Horror“, so Pflaum. „Wir mussten uns damals entscheiden, ob wir aufhören oder es richtig machen. Wir entschieden uns für Letzteres.“

Der Deutsche gründete eine Firma, die bis heute unter dem Namen Mallorca Engel Services firmiert, griff in die Spardose und begann, handverlesenes professionelles Personal einzustellen. Mittlerweile beschäftigt die Firma rund 60 Angestellte und ist inselweit im Einsatz. „Von Immobilienbetreuung kann nicht mehr die Rede sein, wir managen sie mittlerweile“, sagt Pflaum.

Mithilfe einer 250.000 Euro teuren, KI-unterstützten Webseite werden für jeden Kunden Protokolle zu den jeweils gewünschten Leistungen angelegt: von Pool-, Garten- oder Hausreinigung über die Betreuung von Gästen bis zum Einbau oder der Reparatur von Klima- oder Heiztechnik. „Der Hausbesitzer hat direkten Zugriff auf die Webseite und kann täglich sehen, was, wie und wann genau an seinem Inseldomizil von uns erledigt wird. Zum Beweis werden bei größeren Aktionen Bilder der einzelnen Arbeitsschritte hochgeladen. Und: Werden bei einer Inspektion Mängel oder Schäden am Haus festgestellt, stehen auch diese in den jeweiligen Kundenprotokollen.“

Rund 350 Immobilien werden derzeit von Pflaum und seinem Team gemanagt. „Viele Ausländer unterschätzen den Aufwand, den es bedarf, um einen Zweit- oder Ferienwohnsitz auf Mallorca das ganze Jahr über in Schuss zu halten“, sagt der Deutsche. „Und auch, dass man ohne die richtigen Kontakte vor Ort schnell an den Falschen geraten kann.“ Aber das seien Dinge, die man oft nur aus eigener Erfahrung lerne.

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