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Deutsche auf Mallorca

Promi-Auswanderer Jan Hofer: So lebt "Mister Tagesschau" auf Mallorca

Jan Hofer ist seit Jahrzehnten eines der bekanntesten TV-Gesichter Deutschlands. Im MM-Interview gewährte er jetzt seltene Einblicke in sein ganz privates Insel-Glück

Jan Hofer ist nun "Mister Hafenschau". | plozano

| Palma de Mallorca |

Mallorca Magazin: Herr Hofer, nach 35 Jahren als Sprecher bei der Tagesschau im Ersten und drei Jahren bei RTL Direkt genießen Sie derzeit eine Verschnaufpause auf der Insel, richtig? Oder wollen Sie sich hier für den Ruhestand niederlassen?
Jan Hofer:Tatsächlich habe ich seit fast 40 Jahren eine Wohnung hier, die ich während des Berufslebens nur als Ausweichmöglichkeit zum stressigen Job nutzte. Wenn mir die schlechten Nachrichten in Deutschland zu viel wurden, kam ich hierher, um einen Ausgleich zu finden. Seit vier Jahren wohne ich mittlerweile fest in Palma.

MM: Sie gelten als begeisterter Motorradfahrer und Oldtimer-Fan. So manche Serpentine in der Serra de Tramuntana bietet sich doch geradezu an, um mit einem Feuerstuhl befahren zu werden, finden Sie nicht?
— Hofer: Ja, die Strecken hier sind geradezu sensationell. Ich bin mit einer spanisch-deutschen Bikertruppe regelmäßig ausgefahren. Meine Harley-Davidson stand genau 20 Jahre hier herum, und es ist niemals etwas passiert. Dann habe ich sie nach Deutschland gebracht, und sie wurde innerhalb von drei Wochen gestohlen. Momentan bin ich dabei, meinen VW 1303 Cabrio, Baujahr 1979, für Wartungsarbeiten von Spanien nach Deutschland zu transportieren. Dort steht noch ein Mercedes 220 S Ponton, Baujahr 1958. Im Sommer ist es jedoch aufgrund der Hitze auf der Insel einfach zu heiß, um im Cabrio zu fahren, daher greife ich am liebsten auf meinen Fiat 500 zurück.

MM: Haben Sie diese Auszeiten auf Mallorca gebraucht, um sich vom Berufsalltag zu erholen? Ist so ein Leben im Rampenlicht – etwa, wenn man im Tagesschau-Studio live geht – wegen des Drucks sehr anstrengend?
— Hofer: Nur am Anfang bedeute das Stress für mich, später wurde es zur Routine. Irgendwann fühlte sich das TV-Studio wie ein Wohnzimmer an. Nur in besonderen Situationen ist man angespannt. Der normale Berufsalltag jedoch ist stressfrei.

MM: Als Chefsprecher der Tagesschau waren Ihre Markenzeichen Seriosität und Glaubwürdigkeit. Ist das Ihnen angeboren oder kann man so etwas auch erlernen?
— Hofer: Ich glaube, dass ich mich sehr selten oder fast gar nicht verstelle. Authentisch zu sein ist wichtig in meinem Job. Das ist schließlich selbstverständlich, denn wie sollen die Leute einem sonst auch die Wahrheit glauben?

MM: Was gehört zu den schönsten Momenten in Ihrem langjährigen TV-Leben? Und welches war der peinlichste Augenblick?
— Hofer: Es gab zahlreiche schöne Momente, schließlich habe ich neben den Nachrichten noch viele andere Sendungen gemacht – insofern war mein gesamtes Medienleben ein einziges Highlight. Besonders war für mich die Moderation der Verleihung des Showpreises „Goldene Europa” zusammen mit Schauspielerin Ornella Muti in Bozen. Unangenehm in Erinnerung geblieben ist mir ein Vorfall im Jahr 2019. Damals habe ich ein Medikament genommen, das ich schlecht vertragen habe. Der Regisseur hat es nicht bemerkt und bei der Live-Sendung nicht aufgepasst, als ich vor der Kamera fast umgekippt bin.

MM: Wie gestaltet sich Ihr Familienleben hier auf der Insel?
— Hofer: Ich wohne mit meiner Frau Phong Lan hier, und mein jüngster Sohn Henry geht auf Mallorca zur Schule und lernt dort vier Sprachen – Deutsch, Englisch, Spanisch und Katalanisch. Zudem hatte er auch noch zeitweise Chinesisch als Fach. Mir ist es wichtig, viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen, gesellschaftliche Events stehen bei mir nicht im Vordergrund. Schließlich müssten meine Frau und ich dann immer eine Nanny für den Jungen engagieren. Wir gehen lieber mit der Familie an den Strand, spielen Fußball oder besuchen zusammen den Trampolin-Park Palma Jump. Auch Bootsausflüge stehen bei uns auf dem Programm. Schließlich habe ich vor drei Jahren den Bootsführerschein gemacht.

MM: Wie sieht es mit Ihren Spanischkenntnissen aus?
— Hofer: Meine Frau kann sehr gut Spanisch. Ich selbst bin dabei, meine Kenntnisse mit der Hilfe meines Sohnes zu verbessern. Leider komme ich allerdings wenig zum Lernen, da ich wieder nach Deutschland für ein Projekt muss und eigentlich ständig unterwegs bin. Generell fällt mir jedoch auf, dass die Leute hier, die ohnehin freundlich sind, sogar noch freundlicher werden, wenn man mit ihnen Spanisch spricht.

MM: Welche sonstigen Projekte stehen derzeit bei Ihnen an?
— Hofer: Die letzten drei Jahre war ich immer in Berlin bei RTL und habe dort die Sendung mit aufgebaut. Nun habe ich aufgehört, weil mein Vertrag schließlich auf drei Jahre begrenzt war. Meine Familie war in der Zwischenzeit hier auf Mallorca, und wir waren räumlich getrennt – was nicht Sinn der Sache war. Letztendlich war es ja mein Wunsch, meinen Sohn aufwachsen zu sehen! Ich wollte lediglich mit den täglichen Nachrichtensendungen aufhören, da ich dort so eingebunden war. Doch auf Mallorca nur noch am Strand spazieren zu gehen, ist auch nicht mein Ding. Gerade habe ich einen Werbespot abgedreht, der demnächst zu sehen sein wird. Im November werde ich bei einem NFL-Spiel in München zugegen sein. Zudem habe ich das Buch „Ein Leben für den guten Geschmack” für den Koch Johann Lafer geschrieben. Auch bin ich auf Social Media sehr aktiv. Vergangene Woche ging ein Video auf Instagram richtig viral. Es hatte über eine Million Aufrufe.

MM: Gibt es etwas auf der Sonneninsel, das in Ihren Augen verbesserungswürdig ist?
— Hofer: Ich würde mir wünschen, dass das Miteinander mit den Mallorquinern besser funktioniert und man vor allem das soziale Gefüge besser in den Griff bekommt. Es sollte mehr soziale Wohnbauprojekte geben. Die Mallorquiner sollten sie selbst bleiben können. Sie haben ein Anrecht, hier zu leben. Die Insel ist zwar vom Tourismus abhängig, doch die Beschäftigten verdienen zu wenig und haben Schwierigkeiten, geeigneten Wohnraum zu finden. Diese Situation finde ich ganz schlimm!

MM: Was denken Sie über den Ballermann? Waren Sie schon einmal an dieser deutschen Touristenhochburg an der Playa de Palma?
— Hofer: Ich finde den Ballermann etwas problematisch, doch wer da hin möchte, soll ihn eben aufsuchen. Er hat seine Daseinsberechtigung, schließlich können die Balearen sechs Prozent ihres gesamten Bruttoinlandproduktes damit stemmen. Natürlich ist der Ballermann durch die Berichterstattung in den deutschen Medien sehr bekannt – doch ist das keine Gegend, in der ich mich gerne aufhalte. Manchmal bin ich allerdings bei Auftritten meines Freundes Mickie Krause als Gast im Megapark dabei. Einmal im Monat fahre ich zudem an die Playa de Palma zur Fußpflege.

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