Eine Villa in Son Vida für zehn Millionen Euro? Pah! Echte Peanuts im Vergleich zu den Summen, die beim Kauf einer Super-, Mega- oder gar Gigayacht über den Tisch gehen. Marta Iglesias weiß das besser als jeder andere. Seit mehr als 30 Jahren ist die Spanierin in der internationalen Yachtbroker- und Charterszene tätig, aktuell als Senior Brokerin bei dem auf den Verkauf und die Vermietung von Luxusyachten spezialisierten, weltumspannenden Unternehmen Camper & Nicholsons mit eigener Dependance in Palmas La Llotja-Hafen. Gleichzeitig ist Iglesias Präsidentin der sogenannten Balearic Yacht Broker Association (BYBA), einem Verband von verschiedenen auf den Inseln ansässigen Yachtbroker-Unternehmen im Highlevel-Bereich.
Mallorca Magazin: Was genau verbirgt sich hinter dem Brokerverband BYBA?
Marta Iglesias: Der Verband war anfangs eine lose Vereinigung von Broker- und Charterunternehmen, deren Portfolio aus hochpreisigen Privatyachten bestand. Wir richteten zur Eröffnung von Port Adriano unter anderem eine kleine Superyacht-Messe dort aus, die bei Kunden und Publikum sehr viel Anklang fand. Doch richtig los ging es für uns 2013 mit der Superyacht-Show in Palma.
MM: Was war der Anlass?
Iglesias: In Palma gab es seit vielen Jahren die Internationale Bootsmesse, anfangs unter dem spanischen Namen „Salón Náutico” bekannt, der später in „Palma International Boatshow” umgetauft wurde. Nach der Wirtschaftkrise 2008 ging es mit der Messe immer mehr den Bach herunter, gerade für kleine Aussteller war es nicht mehr rentabel, zumal die Kundennachfrage ebenfalls immer rückläufiger wurde. 2012 trat schließlich der worst case ein.
MM: Was war passiert?
Iglesias: Die Landesregierung, die die Boatshow ausrichtet, musste die Messe in diesem Jahr aufgrund der fehlenden Nachfrage von Ausstellern und dem damit verbundenen Rentabilitätsverlusten ausfallen lassen. Das war ein schwerer Schlag für die gesamte Nautikbranche auf den Balearen. Und dann kamen wir ins Spiel.
MM: Wie sah der Plan aus?
Iglesias: Der BYBA schlug der Landesregierung vor, die Messe durch einen eigenen Superyacht-Bereich, die sogenannte Superyacht-Show, für das einheimische aber auch ausländische Publikum interessanter zu machen. Und dieser Plan geht auf. Nach der Corona-Pause wurde die Ausstellung schließlich zu einer Fachmesse für potenzielle Kunden, was den Ausstellern entgegenkam.
MM: Wie verkauft man eine 30- oder gar 100 Millionen Euro teure Yacht?
Iglesias: Das ist nicht so einfach, wie man es sich vielleicht denkt (lacht) . Nein, ganz im Ernst, wir arbeiten in einem globalen Business, andere Yachtbrokerunternehmen des BYBA wie Frazer Yachts, Northrop & Johnson, Camper & Nicholson, Ocean Independance und Burgess sind keine Konkurrenten, sondern Mitspieler. Wir haben im Gegensatz zur Immobilienbranche einen Ethik-Code, machen sozusagen gemeinsame Sache. Außerdem haben wir in unserem Business einen weiteren entscheidenden Vorteil.
MM: Der da wäre?
Iglesias: Unser Klientel weiß zu 90 Prozent, was er haben will, welche Yacht, mit welchen Charakteristiken er kaufen möchte. In der Regel handelt es sich um sehr vermögende Unternehmer, die bereits eine größere Yacht besitzen, und sich irgendwann entschließen, eine noch größere haben zu wollen.
MM: Wie viele Superyachten stehen auf den Balearen derzeit zum Verkauf?
Iglesias: Das ist schwer zu sagen, schließlich befinden sich nicht alle Verkaufsobjekte vor Ort, sondern in allen Teilen der Welt. Dennoch schätze ich mal, dass das Gesamtportfolio auf den Inseln bei rund 500 Yachten liegt.
MM: Und weltweit?
Iglesias: Branchenexperten gehen davon aus, dass rund 6000 Segel- und Motoryachten mit einer Länge von mehr als 30 Metern über die Weltmeere schippern.
MM: Wie hoch ist davon der Anteil an Charteryachten?
Iglesias: Der Anteil ist seit Jahren rückläufig. Allein deshalb, weil das Verchartern für den Eigentümer kein Geschäft ist, sondern lediglich einen begrenzten Teil der laufenden Josten einspielt. Von den 6000 Superyachten weltweit befinden sich schätzungsweise 2000 im Chartergeschäft.
MM: Trüben die internationalen Sanktionen gegen russische Milliardäre das Superyachtbusiness?
Iglesias: Ja, und wir bekommen das immer mehr zu spüren, schließlich ist auch das Verchartern von Luxusyachten an Russen international verboten.
MM: Woher stammen Ihre meisten Kunden?
Iglesias: Aus den USA, sowohl beim Verkauf als auch beim Verchartern.