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Deutsche auf Mallorca

Mallorca statt Norddeutschland: Dieser Deutsche ist auf der Insel als Golf-Caddy erfolgreich

Warum ein Norddeutscher nach Mallorca auswanderte, als Goldschmied arbeitete, um danach einigen der besten Golfer der Welt die Schläger über den Platz zu tragen.

Volker Spliedt fühlt sich seit rund 45 Jahren zwischen Abschlag und Grün pudelwohl. Jetzt darf er echte Profi-Luft auf den Fairways schnuppern. | Privat

| Palma, Mallorca | |

Wenn Norddeutsche in den Süden oder nach Mallorca auswandern, endet das oft mit einer Finca, einer kleinen Bar oder einer Karriere als Immobilienmakler. Und dann gibt es Volker Spliedt. Der Mann aus Itzehoe, einer Stadt in Schleswig-Holstein, in der es von Oktober bis März so gemütlich zugeht wie auf einer nasskalten Hundedecke, entschied sich für ein etwas exotischeres Betätigungsfeld: Er wurde Hobby-Golf-Caddy. Und zwar nicht für gelangweilte Rentner, sondern für echte Profis, die sich auf den größten Turnieren Europas herumtreiben.

Spliedt eröffnete in Alaró zunächst eine Goldschmiede

Mallorca war lange sein Sehnsuchtsort. Mit seiner Frau verbrachte Spliedt dort unzählige Urlaube, bis sie beschlossen, dem Hamburger Schmuddelwetter endgültig den Rücken zu kehren. In Alaró eröffnete er eine kleine Goldschmiede, doch irgendwann siegte die Erkenntnis, dass man mit Juwelierarbeiten auf der Insel nicht bis ans Ende seiner Tage glücklich wird. Also zog es ihn weiter nach Portocristo – und zurück zu seiner wahren Leidenschaft: Golf.

Mit 15 Jahren habe ich angefangen zu spielen. Mein Traum war es immer, einmal an Profi-Turnieren teilzunehmen – nicht als Spieler, dafür reichte mein Handicap nicht, aber als Caddy”, erzählt Spliedt. Und so begann er, sich als freiwilliger Helfer bei Golfturnieren zu verdingen. Schnell merkte er, dass er nicht nur ein Händchen für den richtigen Schläger hatte, sondern auch für die Psyche der Spieler. Denn ein Caddy ist längst kein reiner Schlägerträger mehr – er ist Coach, Psychologe und manchmal auch Babysitter für nervöse Millionäre mit Golfschlägern.

Als Golf-Caddy begleitete er viele Profis des Sports

Das zeigte sich besonders bei seinem größten Erfolg: Im Februar dieses Jahres begleitete er den englischen Profi Simon Griffiths bei der PGA Legends Tour im Aloha Golf Club Marbella – und gewann prompt. „Das war unglaublich! Und dann auch noch gegen Größen wie den ehemaligen Ryder-Cup-Kapitän Colin Montgomerie im Flight!” Montgomerie ist bekannt für seine penible Art. „Wenn sich in 100 Metern Entfernung ein Zuschauer bewegt, rastet er aus und schickt seinen Caddy los, um für Ruhe zu sorgen”, erzählt Spliedt schmunzelnd. Doch er kann mit solchen Eigenheiten umgehen. Als ehemaliger Goldschmied verfügt er über Fingerspitzengefühl – im wahrsten Sinne des Wortes. „Man glaubt als Amateur gar nicht, wie sensibel Profis auf einen Fehlschlag reagieren. Da ist man als Caddy manchmal auch Seelsorger. Oder Blitzableiter.

Er liebt diesen Job

Während Profi-Caddies mit den ganz großen Namen des Golfsports Millionen verdienen können – üblich sind Gewinnbeteiligungen zwischen zwei und fünf Prozent des Preisgeldes –, geht es Spliedt nicht ums große Geld. „Ich mache das aus Spaß. Wenn am Ende die Kosten gedeckt sind, um mit meiner Frau zu den exotischen Ecken der Welt zu reisen, bin ich zufrieden.” In Wahrheit ist es aber wohl die pure Freude daran, auf den schönsten Golfplätzen der Welt herumzustapfen, ohne dabei selbst das Handicap ruinieren zu müssen.

Für 2025 ist er bereits komplett ausgebucht

Sein Kalender für 2025 ist jedenfalls gut gefüllt. Auf dem Programm stehen unter anderem die BMW International Open in München, das Omega European Masters in Crans-Montana und das Rolex Grand Final auf Mallorca. „Lohnt sich für alle, die Urlaub mit Weltklasse-Golf verbinden wollen!” sagt er augenzwinkernd.

Volker Spliedt mit „seinem” Profi und Turniergewinner Simon Griffiths bei der PGA Legends Tour im Aloha Golf Club Marbella Anfang Februar.

Und so zeigt Spliedt, dass Ruhestand nicht zwangsläufig Stillstand bedeutet. Während andere es sich mit einem Gin Tonic auf der Terrasse gemütlich machen, läuft er mit 15 Kilo auf dem Rücken über den Platz – und genießt jede Minute davon. „Das Leben ist zu kurz für Langeweile. Und wenn man dabei noch ein paar Birdies und Eagles aus nächster Nähe erleben darf – umso besser!”

Er hat bereits Anfragen für weitere große Turniere. „Ich bin mit mehreren Spielern in Kontakt für Jobs in München, Crans-Montana, Malaga und Mallorca.“ Ob aus Spaß oder doch mit Ambitionen auf eine echte Caddy-Karriere – Volker Spliedt bleibt dem Golfplatz treu. Und wer weiß: Vielleicht wird er ja irgendwann selbst zur Legende auf den Fairways Europas.

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