Palma de Mallorca – Auswandern auf die Insel – für viele Deutsche ein Traum. Christian Keller (51) hat ihn wahr gemacht. Der ehemalige Klinikboss aus Freiburg hat Deutschland verlassen, um auf Mallorca, ein neues Leben zu beginnen. Statt Chefbüro im Ortenau-Klinikum in Offenburg jetzt Champagnergläser: Gemeinsam mit Ehefrau Arabella (31) betreibt er seit Kurzem eine eigene Weinbar – mitten im Herzen der Inselmetropole.
Der Name des neuen Hotspots: "Fría Sophia" – eine verspielte Hommage an die Eisheilige "Kalte Sophie". Und an Freiburg, wo die Kellers früher lebten. Dort ist die "Kalte Sophie" ein beliebtes Sommergetränk auf dem Wochenmarkt am Münsterplatz. Bald wird sie auch auf Mallorca serviert – als eiskalte Wein-Granita mit badischem Touch.
Deutschland adé – Tapas und Champagner olé!
Seit drei Wochen geöffnet, läuft das neue Leben der Kellers schon erstaunlich rund. Die Bar ist schick eingerichtet – viel Braun, Schwarz und Gold, stilvoll, aber gemütlich. Serviert werden ausgesuchte Weine, Champagner – und sogenannte "Toppers", kleine Teller mit Käse, Schinken und anderen Häppchen – als Begleitung zu den Getränken.
Arabella, früher Regionalleiterin der Volksbank Freiburg, hat heute ein ganz anderes Aufgabenfeld: "Ich kümmere mich um die Salate und Snacks, Christian ist für den Wein zuständig", erzählt sie lachend. Viele bekommen beim Genuss einer Flasche Wein schließlich Hunger!" Die Gäste? "Meistens Deutsche – etwa 80 Prozent –, aber auch immer mehr Spanier schauen vorbei."
Und auch alte Bekannte aus der Heimat lassen sich blicken: "Viele Besucher aus dem Badischen waren schon da." Besonders stolz ist das Paar auf ein Stück Heimat in der Flasche: Winzer Andreas Laible aus dem bekannten Weindorf Durbach kam persönlich vorbei – und lieferte Wein, der jetzt ebenfalls auf der Karte steht.
Vom Chefbüro in die Beziehungskrise?
So ein radikaler Wechsel bringt auch neue Herausforderungen – gerade privat. "In unseren alten Jobs haben wir uns kaum gesehen, jetzt sind wir 24/7 zusammen", sagt Arabella offen. Die Bar wurde so auch zur Belastungsprobe für die Ehe. Doch bislang halten die beiden als Team perfekt zusammen – auch wenn nicht alles roséfarben glänzt. "Man rechnet natürlich immer mal wieder, ob sich das alles so ausgeht", gibt Christian zu. "Aber es macht riesigen Spaß. Und die Freude überwiegt."
An freien Tagen schnüren die beiden inzwischen lieber die Wanderschuhe. Mallorca hat für sie längst mehr zu bieten als Sonne und Sangria. Zurück nach Freiburg? Bisher kein einziges Mal. "Außer im Herbst, da fahren wir wegen eines Geburtstags hin. Wir vermissen unsere alten Freunde natürlich sehr."
Rückblick: Der mutigste Schritt ihres Lebens
Noch vor einem Jahr hätte das kaum jemand erwartet. Auf Instagram ließen die Kellers 2024 durchblicken, dass sie "ihr Lebensmodell wechseln" wollen. Nur vier Tage später folgte die Auflösung: "Wir brauchen mehr Sonne." Seitdem kann man die Kellers auf ihrem Instagram-Profil beim Auswandern begleiten (MM berichtete).
Christian Keller war Chef von 6000 Mitarbeitern, pendelte täglich über die A5. Arabella steuerte als Volksbank-Regionalleiterin eine ganze Region. Der Stress, der Druck, die Verantwortung – all das nagte mit der Zeit. "Von außen betrachtet war alles perfekt", sagte Arabella damals. "Aber gelebt wurde nur am Wochenende." Jetzt leben sie anders – mitten in Palma, mit Tapas, Wein und viel Herz. Ein mutiger Schritt. Aber einer, der sich bisher jedenfalls gelohnt hat.