Blonde Mähne, bunte, luftdurchlässige Kleider, ein Blickfang an der Playa de Palma auf Mallorca: Chanelle Wyrsch, 28, sieht aus wie ein Star. Doch am Ballermann reicht Schönheit nicht aus. "Ich musste innerhalb kürzester Zeit ein 40-minütiges Programm zusammenstellen – das war echt hart", erinnert sich die gebürtige Schweizerin an ihren ersten Megapark-Auftritt vor drei Jahren zurück. Auch wenn sie den "Test" auf der sogenannten "Bühne des Todes" an der neuralgischen Mallorca-Feierbühne bestanden hat, machten ihr vor allem eine Gruppe von Fußball-Fans im Publikum damals zu schaffen. "Ich hätte einfach mehr Songs gebraucht, die knallen. Dabei wurde mir erst eine Woche zuvor gesagt, dass ich am Ballermann auftreten werde und ich hatte nur wenig Zeit, ein 40-minütiges Programm auf die Beine zu stellen."
Eine Erfahrung, die sie geprägt hat, denn heute weiß sie, worauf es ankommt: Präsenz, Energie, Songauswahl. Und die Fähigkeit, auch mit einem schwierigen Publikum umzugehen. Chanelle Wyrsch ist in Deutschland und in der Schweiz vor allem als Reality-TV-Gesicht bekannt. Doch will sie nun als Musikerin ernst genommen werden. Denn obwohl sie mit dem „Tinder-Song“ („Bist du Single?“) einen kleinen Ballermann-Hit gelandet hat, fehlt ihr noch der große Wurf. „Ich bin dran“, sagt sie. Leidenschaftlich schreibt sie eigene Songs. Seit ihrer Kindheit spielt sie Gitarre, Klavier und Schlagzeug – und träumt vom Durchbruch. Ihre Vorbilder? "Ich liebe Isi Glück – sie hat sich ihren Erfolg hart erarbeitet. Dafür habe ich riesigen Respekt." Für Chanelle steht fest, dass der Erfolg nicht durch Schlagzeilen kommen soll, sondern durch Leistung. Sie arbeitet an sich und produziert neue Tracks mit dem Ziel, sich langfristig als Künstlerin zu etablieren.
Ihr Traummann ist humorvoll, selbstständig und größer als 1,78 m
Auch wenn sie in dieser Saison wegen Dreharbeiten aussetzen musste, plant sie schon die nächste: "Ich werde mich besser vorbereiten." Netzwerken statt Party, Fokus statt Alkohol. Chanelle ist keine klassische Feiermaus, sondern zielstrebig: "Man muss sich hier immer wieder neu beweisen, da helfen auch keine 100.000 Instagram-Follower." Und davon hat sie viele, doch Likes allein reichen nicht, wenn man musikalisch ernst genommen werden will. Sie weiß, wie schnell man in eine Schublade gesteckt wird als attraktive Frau im Showbusiness. Die Zugerin wurde durch ihre Teilnahme bei „DSDS” im Jahr 2017 bekannt und war 2020 die Hauptprotagonistin der Schweizer Ausgabe der Kuppelshow "Die Bachelorette".
Doch in der Liebe ist sie momentan Single – nicht, weil es an Angeboten fehlt, sondern weil der Richtige einfach nicht auftaucht. "Ich habe keinen bestimmten Typ. Aber bitte kein Macho, kein Ballermann-Proll in Adiletten und bloß nicht zu romantisch. Ich mag keine Romantik." Was er mitbringen sollte? Humor, Selbstständigkeit, Lebenshunger. Und: "Er sollte größer sein als ich ... ich bin 1,78." Mit "Bachelorette"-Gewinner Mike Rothlin hielt es nur sechs Monate. "Wir saßen eingesperrt auf einem Hof – das war sehr eintönig." Danach ging es raus in die Welt: Deutschland, Karibik, Nashville. "Ich renne immer nach der Sonne", sagt sie. Nach wenigen Jahren in Deutschland will sie nun zurück in die Schweiz ... wegen der steuerlichen Vorteile, wie sie trocken anmerkt. Mallorca wäre nur im Sommer eine Option: "Im Winter wäre mir hier zu wenig los."
Beruflich feiert sie momentan TV-Erfolge: Hauptrolle bei "Köln 50667". Doch das Ziel bleibt: Musik. Bühne. Charts. Sie will hoch hinaus, nicht nur auf Social Media. Dafür hat sie sich in den letzten Monaten verändert, innen wie außen. 25 Kilo hat sie abgenommen. "Ich war auch mit ein paar Pfunden selbstbewusst. Aber dann sah ich mich im Fernsehen, drei Kinne! Da war klar: Ich muss etwas ändern." Kein Alkohol, keine Softdrinks, keine Kohlenhydrate. Dafür Yoga und Disziplin. Mit den Kilos verschwand auch ihre Oberweite. "Da war nichts mehr." Also entschied sie sich: Brust-OP, Fettabsaugung. "Ich bereue nichts." Mit 15 hatte sie ihren ersten TV-Auftritt bei „Immer wieder sonntags". Später eine Ausbildung zur Bürokauffrau, ein Marketingstudium, dann TV-Redakteurin, Marketingleiterin.
Aber: "Ich hab schon als Kind gesagt, ich will Musik machen"“ Und dabei bleibt’s. Trotz Rückschlägen. Trotz Klischees. Trotz Sprüchen wie: "Wir haben schon eine blonde Musikerin, wir brauchen keine weitere." Dann eben rot. "Vielleicht färbe ich mir die Haare, um mich abzuheben." Denn wer auffallen will, muss manchmal auch gegen den Strom schwimmen, und seinen eigenen Look haben, das hat sie längst verstanden. Was bleibt, ist der Wunsch nach echtem Erfolg – jenseits von Reality-TV. Chanelle Wyrsch will Hits. Bühne. Applaus. Und endlich ernst genommen werden. Als Sängerin, nicht nur als hübsche TV-Blondine. "Spätestens nächstes Jahr soll es klappen", sagt sie. Nach vielen Rückschlägen und Aufstehen wirkt das Ziel realistisch. Wer immer wieder aufsteht, bleibt meist erfolgreich.