Es ist sicherlich eine der ungewöhnlichsten Mallorca-Begegnungen, die der Verfasser dieser Zeilen bei seinem Besuch in Cala Rajada, der neuen Lebensstätte von Peter Mike Wappler, in seinem Reporter-Dasein hatte. Denn der Gesprächspartner, den der Journalist in der malerischen Küstenstadt trifft, ist gemeinhin als "Milliarden-Mike" bekannt und gilt als einer der bekanntesten Hochstapler Deutschlands.
Hier im Inselosten beginnt für Wappler zusammen mit seiner Partnerin, der deutschen Immobilienmaklerin Heidi Hesso, ein neues Leben. Insgesamt hat der Norddeutsche, wie er zusammenrechnet, 15 Jahre hinter Gittern verbracht, darunter mehrere Aufenthalte im „Luxus-Knast” Heidering bei Berlin sowie in "Santa Fu", wie die Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel in Hamburg umgangsssprachlich genannt wird. Zuletzt saß Wappler von 2018 bis 2021 ein und ist seitdem wieder auf freiem Fuß. "Alles, was ich Ihnen heute erzähle, beruht auf Tatsachen, nichts davon ist erfunden. Zu all meinen Taten und Delikten gibt es Aktenzeichen, die eingesehen werden können," stellt der frühere Kriminelle zu Beginn der Unterhaltung klar.
Sogar einer der Klitschko-Brüder stattete dem früheren Promi-Häftling hinter Gittern einen Besuch ab. (Foto: privat)
Er arbeitete als Börsenspekulant, Diamanthändler und Zuhälter
Zeit seines Lebens hatte Wappler, wie er sagt, keinen "normalen" Job, sondern war von Beruf Börsenspekulant, Diamantenhändler oder Bentley-Fahrer. Auch im Hamburger Rotlichtviertel machte sich der frühere Zuhälter und Betreiber einer Modelagentur einen Namen. Er schaffte es damals, die Reichen und Schönen in Norddeutschland um den Finger zu wickeln und ihnen viel Geld abzuzwacken. Mit dicker Lippe sagt er: "Ich bin nicht Millionär geworden durch harte Arbeit, das gebe ich zu. Doch habe ich niemals die alte Oma von nebenan betrogen oder kleine Unternehmer, denn dafür würde ich mich schämen. Es waren immer nur reiche Betrüger, die keine Steuern gezahlt haben und Schwarzgeld anhäuften." Nichtsdestotrotz stellt sich dem MM -Reporter beim Zuhören innerlich die Frage: Versucht sich Wappler mit diesen Aussagen etwa reinzuwaschen?
Noch bis Ende Fünfzig stand Peter Mike Wappler bei Box-Kämpfen im Ring. In jungen Jahren war er Deutscher Box-Juniorenmeister im Weltergewicht. (Foto: privat)
Auf Mallorca feierte er in diesen Tagen seinen 70. Geburtstag
Während des Gesprächs in dem Luxus-Apartment seiner Freundin mit Swimmingpool und atemberaubender Aussicht auf Cala Rajada holt Wappler ein Bündel Geldscheine, alles 200- und 500-Euro-Noten, aus seiner Hosentasche und haut sie protzig auf den Tisch. "Ich habe immer 30.000 oder 40.000 Euro bei mir. Man kann ja nicht nur Geld verdienen, man muss es auch mal ausgeben können. Und ich reise sehr viel und habe Spaß", so der frühere Ganove. An seinem Handgelenk schimmert eine mit Brillanten besetzte Rolex-Uhr im Wert von mehreren Hunderttausend Euro.
Der Mann, der in der Vergangenheit für seinen ausschweifenden Lebensstil bekannt war, hat eigenen Angaben nach noch immer so manchen Ferrari, Mercedes SL oder McLaren in seinem Fuhrpark in Hamburg stehen. "Mit einem gewöhnlichen Job hätte ich doch kein Geld verdienen können. Da muss man um sechs Uhr aufstehen und den ganzen Tag für ein paar Groschen malochen. Doch kann jeder gerne arbeiten, der möchte. Schließlich kann ja auch nicht jeder ein Bandit sein wie ich", gibt "Milliarden-Mike" mit einem breiten Grinsen zu bedenken.
Seinen größten "Coup" landete er, wie er sich zurückerinnert, bei den Aldi-Brüdern und ergaunerte mit einem Schlag 100 Millionen Euro. "Ich habe dafür sechs Jahre bekommen, doch absitzen musste ich nur dreieinhalb", so der Norddeutsche.
Doch Wappler, der von sich sagt, er habe sowohl jüdische als auch Sinti-Wurzeln, war nicht nur Hamburger Kiezgröße und ein knallharter Krimineller. Er habe auch eine weiche und soziale Seite, stellt er klar. "Ich habe stets viel Geld an Kinderheime gespendet", erklärt er. Als Robin Hood sieht er sich aber nicht. „Definitiv nicht, denn den Löwenanteil, die Millionen, habe ich ja immer für mich behalten.” Auch auf Mallorca war er übrigens Anfang der 2000er in faule Immobiliengeschäfte verwickelt. "Ich habe in guten Gegenden bei Andratx mit gefälschten Papieren Villen an reiche Russen, Schweizer und Deutsche für Millionen verkauft", erinnert sich der Ex-Häftling zurück.
Der frühere Hehler hat seine Freiheitsstrafe im Gefängnis abgesessen und genießt nun mit Freundin Heidi Hesso sein neues Leben im Inselosten. (Foto: PL)
Die langen Jahre hinter Gittern waren für Wappler eigenen Worten zufolge durchaus ertäglich. "Man hat im Knast alles, was man möchte. Eine Küche, ein Apartment, ein Telefon und eine Stereoanlage. Dort habe ich sogar mit abstraktem Malen angefangen. Selbst Sex ist einmal pro Monat drin, viele bestellen sich eine Prostituierte zu Besuch." 2010 gelang dem damaligen Sträfling zwar ein spektakulärer Fluchtversuch nach Lissabon, doch er konnte von der portugiesischen Polizei gefasst werden.
In den Haftanstalten bekam Wappler viel Besuch. Während einem seiner letzten Gefängnis-aufenthalte schaltete er im Internet eine Partneranzeige, auf die sich seine jetzige 42-jährige Freundin meldete. "Sie besuchte mich im Knast und peu à peu haben wir uns dann ineinander verliebt", so Wappler. Dass der frühere Hochstapler auch betuchte, vermögende, hochbetagte Millionärinnen um ihr Vermögen brachte, scheint die Deutsche, die eine achtjährige Tochter hat, nicht weiter zu stören.
Während der MM -Visite zückt Wappler sein Handy und zeigt mit Stolz Aufnahmen mit bekannten, befreundeten Politikern und Prominenten wie Peter Maffay, Heino, Rocky Graziano. Einige dieser Show-Größen haben ihn sogar im "Bau" besucht. Fotos aus früheren Jahren zeigen ihn beim Boxen, seiner großen Leidenschaft. Über das Leben von Peter Mike Wappler wurde 2024 die aufwendige Doku und Crime-Comedy "Milliarden Mike" an Schauplätzen in Deutschland und Dubai gedreht, die aktuell bei Prime Video im Angebot ist. In diesen Tagen wird der "Bandit im Ruhestand" 70 und lässt es in Cala Rajada noch einmal richtig mit Champagner krachen.