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Obdachlosenlager zwischen Luxuswohnungen: Hier treffen das arme und reiche Mallorca aufeinander

Sogar in einem aufstrebenden Barrio von Palma wird die Armut der Insel jetzt sichtbar – in Form von Zelten und Wohnmobile, in denen ganze Familien leben

Zeltlager im Schatten von millionenschweren Immobilien: An diesem Ort in Palma de Mallorca wird die soziale Ungleichheit sichtbar | Foto: Fernando Fernández

| Palma, Mallorca |

In diesem Viertel wird der soziale Kontrast Mallorcas besonders deutlich: dem aufstrebenden Hafen-Barrio Nou Llevant. Während Luxuswohnungen und -häuser vor allem von Ausländern und Deutschen gekauft werden, säumen Zeltlager und Wohnmobile mittlerweile die Straßen. Es sind nur wenige Meter, kaum ein Gang über die Straße, doch sie trennen ganze Wirklichkeiten und Lebenswelten voreinander.

In dem schicken Neubauviertel unweit des Hafens von Palma haben sich Wohnungslose und sogar ganze Familien auf der Straße häuslich eingerichtet. Sie leben auf angrenzenden Grünbereichen, wo mehrere Zelte stehen – dazu sind ein paar einfache Möbelstücke und eine improvisierte Wäscheleine angebracht worden. Spielzeug für Kleinkinder weist darauf hin, dass hier auch Minderjährige hausen. Und das Ganze nur wenige Meter entfernt von einer der Wohnanlagen, in denen einige Wohnungen für einen Kaufpreis von rund einer Million Euro verkauft werden.

Auch Familien mit Kindern scheinen im Neubaur-Viertel Nou Llevant in Zelten zu leben. Foto: F.F.

Das Viertel Nou Llevant in Palma de Mallorca zeigt damit auch die ganze Spannbreite der sozialen Realität – in unmittelbarer Nähe zu La Soledad, einem weiteren „heißen Pflaster“ auf der Stadtkarte Palmas. Und man muss gar nicht weit gehen, um ein weiteres kleines Lager zu sehen, das längere Zeit zum gewohnten Landschaftsbild gehörte und sogar von der Flughafenautobahn aus sichtbar war: eine Reihe von Zelten parallel zur Straße, dazu ein isolierter Platz, den ein Mann russischer Herkunft bewohnt.

Die urbane, demografische und soziale Umwälzung der vergangenen zehn Jahre in Palma de Mallorca ist hier mit Händen zu greifen. Das Viertel Nou Llevant steht beispielhaft für das Wachstum der Stadt: eine lange Liste von Wohnprojekten, teils im Luxussegment, vor allem rund um die Avenida de México und die angrenzenden Straßen. Diese Neubauten haben das Gesicht eines Stadtteils verändert, der ab Ende der 1970er- und während der 1980er-Jahre als Arbeiter­viertel am Stadtrand entstand – und der heute Treffpunkt für Menschen mit mittlerem oder hohem Einkommen ist, viele von ihnen aus dem Ausland.

Schöne neue Welt in Nou Llevant

Eine Studie der Universität der Balearen (UIB) belegt den deutlichen Anstieg des Lebensstandards in Nou Llevant: um mehr als 50 Prozent. Die Zahlen erklären sich durch den neuen Bewohnertyp und durch den Immobilienboom auf Flächen, die einst brachlagen oder alte Gesa-Speicher, Arbeiterwohnungen oder Schulgebäude beherbergten. Später folgten Einrichtungen wie das Finanzamt, das frühere Messegelände oder Verwaltungsstellen des Staates – heute dominiert hier das Kongresszentrum mit Blick auf den Hafen der Inselhauptstadt.

In dem Neubauviertel Nou Llevant leben nicht wenige Deutsche, in den vergangenen Monaten hat es zudem immer wieder Proteste von Anwohnern gegeben. Sie beklagen sich über nächtliche Unruhen, illegale Autorennen und Trinkgelage. Auch ein deutscher Resident hat sein Leid im MM-Interview geklagt, mehr zu dem Thema lesen Sie hier.

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