Die Entscheidung, im Dezember Porto Cristo besuchen zu gehen, war bewusst getroffen worden. In der Nebensaison, so die Überlegung, würde man mehr Ruhe haben, um sich von einer Ortskundigen das Dorf zeigen zu lassen. Nach einer Stunde Rundgang durch Porto Cristo in Begleitung der Immobilienmaklerin Anna Hermann stellt sich der Gedanke als absolut richtig heraus.
"Der kleine Fluss ist total romantisch", schwärmt die Schweizerin Hermann zu Beginn der Tour. An dem Riuvet liegt die Agentur der 64-Jährigen. Im zurückliegenden Juni hat sie "Mallorca Living & More" gemeinsam mit der Spanierin Sol Marban eröffnet. In den Räumlichkeiten finden zudem Kunstausstellungen statt. Aktuell sind Werke von Künstlern aus der Region zu sehen.
Ein paar Schritte weiter befindet sich das Souvenir-Geschäft "Ca'n Llabrés". Es ist seit 1945 eines der ältesten seiner Art auf Mallorca. In dem Laden fühlt man sich gleich wie zu Hause. Angeboten werden Portemonnaies, Schneekugeln oder Regenschirme. 1945 bestand das Sortiment noch aus Schmuck, Flechtwaren, Keramik und Olivenholzartikeln. Am Tag des MM-Besuches ist Ca’n Llabrés geöffnet. "Aktuell kommen zu mir Einheimische, die Weihnachtsgeschenke kaufen", so der Besitzer.
Aus dem Geschäft kann man die Sirenen-Promenade sehen, die am Dorfstrand entlangführt. Sie trägt ihren Namen aufgrund einer Sirenen-Skulptur, die sich auf dem Paseo befindet. Diese wurde 1988 von dem Künstler Pere Pujol aus Artà angefertigt. Auf der Promenade findet jeden Donnerstag und Sonntag Markt statt. Im Sommer ist sie Veranstaltungsort von Konzerten und Feiern.
Von der Promenade hat man einen guten Blick auf den Strand von Porto Cristo. "Jeden frühen Morgen treffen einander hier zwischen 15 und 20 ältere Damen, um gemeinsam Fitnesstraining im Wasser zu machen", erzählt Hermann. Sogar im Winter. "Der Strand ist ein Treffpunkt." Auch im Sommer gehe es hier noch ruhig zu, weil er überwiegend von Einheimischen und Hotelgästen besucht werde.
Im Hintergrund, mit Blick über die Bucht, liegt die Luxus-Villa von Mallorcas Tennis-Idol Rafael Nadal. Sie befindet sich auf einem Grundstück von rund 7000 Quadratmetern Fläche. Der moderne Wohnkomplex besteht aus zwei miteinander verbundenen Hauptgebäuden mit jeweils zwei Etagen. Entworfen hat die Immobilie der mallorquinische Architekt Tomeu Esteva und gebaut wurde fast vier Jahre lang. Ähnlich nüchtern wie das Haus kommt auch die luxuriöse Yacht von Nadal daher, die in diesem Moment in die Bucht einfährt.
Landeinwärts liegt die Kirche "Mare de Déu del Carme" von Porto Cristo. Besucher erwartet ein einziges Schiff mit Seitenkapellen, das mit einem leicht spitzen Tonnengewölbe überdacht ist. Der Grundstein des Gebäudes datiert auf Sommer 1890 und nach mehreren Erweiterungen wurde sie 1949 endgültig eingeweiht.
Auf dem Rückweg zum Riuvet geht es durch die sogenannte "Künstlergasse" des Ortes: Hier sammeln sich mehrere Kunstateliers mit bunten Fassaden und Rollläden. "In Porto Cristo gibt es auffällig viele französische Touristen", bemerkt Anna Hermann beim Spazieren. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass es in dem Dorf keine Hochhäuser gibt. Die Gebäude sind maximal drei Stockwerke hoch.
An der Promenade des Flusses von Porto Cristo hat die Dorfverwaltung Schautafeln über die Vergangenheit des Ortes installiert. Der Besucher erfährt, dass sich die ersten Bewohner in der Bucht 1876 ansiedelten. 1888 wurde "Puerto Cristo" schließlich offiziell gegründet. Wenige Jahre später wurden die ersten Lokale zur Unterbringung von Reisenden eröffnet und im 20. Jahrhundert zu Hotels ausgebaut. Für wen, scheint am Tag des MM-Besuchs völlig unklar, so ruhig geht es im Ort zu. Es war eine gute Idee, im Dezember hierher zu fahren.