Gute Nachrichten für Verbraucher, Hiobsbotschaft für die Kreditinsitute! Spaniens Banken, die nach der Wirtschaftskrise als weitgehend saniert gelten, müssen sich völlig überraschend auf neue Milliardenkosten einstellen. Grund ist ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes zur Entschädigung von Kunden, die Hypotheken-Kredite aufgenommen hatten.
Der EuGH befand am Mittwoch, dass die Geldhäuser für die Nachteile aufkommen müssen, die Schuldnern aus ungültigen Vertragsklauseln entstanden. Offenbar hatten viele Banken Kreditnehmern jahrelang zu hohe Kosten berechnet. Auf den Balearen sind etwa 82.000 Menschen betroffen. Über Monate hatten sie immer wieder gegen die "Abzock-Klauseln" demonstriert oder sind gerichtlich dagegen vorgegangen – Nach dem Urteil des EuGH haben jetzt viele von ihnen einen einen Anspruch von durchschnittlich 8000 Euro gegen die Kreditinstitute.
Problematisch: In Fällen, die bereits abgeurteilt sind, dürfte es für die Verbraucher schwierig werden, an ihr Geld zu kommen, glaubt der Anwalt Pap Campins, der die Verbraucherschutzorganisation für Finanzangelegenheiten Adicae auf den Balearen vertritt. Bei laufenden Verfahren hingegegen stünden die Chancen gut. "Dann müssen die Richter nämlich das Urteil des EuGH berücksichtigen", zitiert "Ultima Hora" den Juristen.
Im Detail geht es um sogenannte Mindestzinsklauseln, die viele Banken ab 2009 in die Kreditverträge eingebaut hatten. Diese sahen vor, dass das Hypothekendarlehen konstant mit einem fixen Satz verzinst wird, selbst wenn der Leitzins darunter liegt. Experten rechnen mit einer Gesamtschadenssumme von zirka vier Milliarden Euro. Ein Urteil aus 2013, dass einen Schadensersatzanspruch der Verbraucher nur teilweise anerkannte, wurde aufgehoben. (cze)