Seit gut einem Jahrzehnt steht das sogenannte Gesa-Hochhaus in Palmas erster Meereslinie verrammelt und ungenutzt leer. Pläne für die 15 Stockwerke hohe Immobilie gab es auf Mallorca viele, unter anderem wollte die Stadt Palma dort einen neuen Rathaussitz verwirklichen. Jahrelang war an den Dachaufbauten der Schriftzug "Ajuntament de Palma" (Rathaus Palma) zu lesen, bis er dann wieder verschwand.
Allmählich wird das Ausmaß des Kuddelmuddel-Rechtsstreits um den ehemaligen Firmensitz des Energiekonzerns Endesa, in dem der einstige mallorquinische Stromerzeuger Gesa aufgegangen war, deutlich. Endesa fordert vom Rathaus die Immobilie zurück. Darüber hinaus sei die Rechtsabteilung des Unternehmens dabei, die Entschädigungssumme zu errechnen, die Endesa zustehen solle, weil der Konzern seit 2009 auf die Nutzung des Gebäudes angeblich zu verzichten hatte, wie die spanische Tageszeitung Ultima Hora an diesem Mittwoch berichtete.
Endesa sieht sich im Recht, weil spanische Verwaltungsgerichte nach jahrelangem Rechtsstreit einen Beschluss des Stadtrates von Palma für ungültig erklärt hatten. Geklagt hatte die frühere Baufirma Núñez y Navarro (heute Josel Sl). Hintergrund sind Streitigkeiten beim Tausch und Besitzerwechsel von Grundstücken an Palmas Meeresfront, allesamt Filetstücke im Flächennutzungsplan der Balearen-Metropole in Fußweite von Strand, Meer, Kongresspalast und Altstadt. Die Gerichte gaben der Baufirma recht. Endesa wiederum, deren ehemaliges Hochhaus inmitten der umstrittenen Parzellen steht, flankiert nun ihrerseits die Rechtsansprüche des Bauunternehmens.
Die Angelegenheit ist verworren. Ultima-Hora-Kommentator Germà Ventanyol spricht von einem "Fluch", der über dem Hochhaus schwebt. Der einstige Besitzerwechsel von Grundstücken und Gebäuden war in der konservativen Legislaturperiode vor 2007 durchgezogen worden. Das alte Gesa-Hochhaus sollte, nach dem Umzug des Verwaltungssitzes des Stromkonzerns in das neue Gebäude in Coll d'en Rabassa, in den Besitz der Stadt kommen und – abgerissen werden.
Doch in einem politischen Überraschungscoup stellte der damalige Juniorpartner der balearischen Regierungskoalition, die später als korrupt verurteilte Unió Mallorquina, das 1974 von einem mallorquinischen Stararchitekten errichtete Hochhaus 2007 unter – einen höchst umstrittenen – Denkmalschutz. Die folgende sozialistische Regierung schuf im Umfeld des Ex-Gesa-Gebäudes die heutige Grünzone.
Wie Ultima Hora schreibt, wird im Rathaus unter Hochdruck und Stillschweigen nach einem Einvernehmen mit Endesa gesucht. Unterdessen melden sich Visionäre zu Wort, die in den obersten Etagen des Hochhauses in Zukunft ein Luxus-Hotel verwirklicht zu sehen meinen. Die Rede ist etwa von einem US-Investor und Hotelbetreiber. In Nordamerika sei es üblich, Edeletagen für Übernachtungsbetriebe zu benutzen, während in den anderen Stockwerken Büros und Unternehmen einziehen würden.
Kommentator Ventanyol bleibt da skeptisch: Angesichts "opportunistischer Politiker, richterlicher Urteile und der Unfähigkeit der Institutionen" sieht er noch viele Jahre ins Land ziehen, bevor sich eine Lösung für das leer stehende Gesa-Gebäude finden lasse.