Eine Immobilie auf Mallorca – das ist für viele Deutsche auch während der Corona-Pandemie ein Traum. Und trotz der zahlreichen Negativ-Meldungen der vergangenen Monate – Einreisebeschränkungen, Covid-Testpflicht, Hausbesetzer – sind zahlreiche Bundesbürger fest entschlossen, sich diesen zu verwirklichen. Aber wie entwickelt sich der Markt? Worauf gilt es in den kommenden Jahren zu achten und was ist, wenn man plötzlich nicht mehr auf die Insel kommen kann? Antworten auf die wichtigsten Fragen gibt Hans Lenz, Präsident der internationalen Maklervereinigung Abini auf Mallorca. Der Verband war 2019 von 14 Unternehmen gegründet worden, die auf den Balearen viel mit internationalen Kunden teils im Prämiumsegment tätig sind. Zu Abini gehören auch deutschsprachige Firmen wie Engel & Völkers, Minkner & Partner Porta Mallorquina und Mallorca Gold.
„Noch fehlen uns die endgültigen Zahlen für das gesamte Jahr 2020“, erklärt Lenz. Aber bereits der Blick auf die Daten bis zum dritten Quartal seien sehr aufschlussreich. „Spannend ist, dass kaum ein Kaufinteressent wegen der Pandemie von seinem Vorhaben, eine Immobilie zu erwerben, abgesprungen ist.“ Auch Konditionen seien kaum neu verhandelt worden, so der Experte. „Sogar während der Ausgangssperre konnten viele Termine bei den Notaren stattfinden, ich ziehe hier meinen Hut vor der guten Arbeit der Juristen und Notare.“ Einige Käufer hätten sogar den Abschluss gewagt, obwohl sie ihr Objekt nur von Video-Besichtigungen kannten. „Zusammenfassend kann man sagen, dass das Geschäft nach dem Lockdown im Frühjahr vor allem im Juli und August extrem angezogen hat. Im Herbst gab es, wegen der von Großbritannien und Deutschland verhängten Reisewarnungen, natürlich wieder einen Rückgang. Alles in allem war das Jahr aber viel besser als erwartet, auch dank der Tatsache, dass die digitale Welt ebenfalls in der Immobilienbranche weiter Einzug gehalten hat.“
„Das obere Marktsegment hat auch im Pandemie-Jahr 2020 extrem gut performt“, erklärt Lenz. „Vermögende Kunden haben sich nicht abschrecken lassen, der durchschnittliche Verkaufspreis der Objekte bei den Notaren ist 2020 sogar im ersten Halbjahr um 22 Prozent gestiegen.” Sorgen hingegen bereite eher das mittlere und untere Preissegment. „Hier spürt man, dass die Menschen wegen der Pandemie zumindest vorübergehend vorsichtiger geworden sind.“ Insgesamt sei die Zahl der Transaktionen im dritten Quartal 2020 zwar um 15 Prozent gesunken, die Preise jedoch um 3,4 Prozent gestiegen. „Besonders stark ist die Performance der Preise von Neubau in diesem Zeitraum, die um 11,6 Prozent gestiegen sind – das ist die höchste Zahl Spaniens.“ Zusammenfassend könne man deshalb sagen, dass der Markt ausgeglichen und stabil ist.
Lenz ist überzeugt davon, dass der Immobilienmarkt auf Mallorca stabil bleiben wird. Vermutlich wird die Schere zwischen dem oberen und dem mittleren beziehungsweise unteren Preissegment noch ein wenig weiter auseinandergehen. Auch die Zahl der Transaktionen dürfte wegen der Reisebeschränkungen weiter unter dem Niveau von 2019 liegen. „Setzt man aber die Zahl der Immobiliengeschäfte in Relation zu den drastisch eingebrochenen Passagierzahlen am Flughafen (minus 80 Prozent), muss man konstatieren, dass der Immobilienmarkt auf Mallorca wahnsinnig stark ist.“
„Wer auf der Insel eine Immobilie erwerben will, muss sich unbedingt professionell beraten lassen“, so Lenz. Das Objekt sollte eingehend geprüft werden, hier muss man Profis vertrauen. „Da geht es ja um mehr, als nur die Immobilie an sich“, so der Experte. „Steuern, Genehmigungen und Visa-Fragen, beispielsweise für Briten nach dem Brexit, können hier sehr wichtig sein.“
„Ja, aber nur dann, wenn man die Lage und die Umgebung wirklich schon sehr gut kennt und man sich mittels Plänen, Unterlagen und Dokumenten ausreichend Wissen und Informationen beschafft hat“, glaubt Lenz. Wichtig kann auch, wenn man sich für einen „virtuellen“ Kauf entscheidet, eine Vertrauensperson auf der Insel sein. Diese könne man zum Objekt schicken, um sich einen Eindruck zu verschaffen, den man per Video-Stream möglicherweise nicht bekommen kann. Grundsätzlich, so Lenz, sei es aber üblich, die Kauf-Immobilie mindestens einmal vorher persönlich zu sehen. „Anders als früher bleibt es heute aber oft bei einem Besuch, anstatt zahlreichen Reisen wie in der Vergangenheit.“ Vieles könne im Vorfeld tatsächlich digital abgewickelt werden.
Es sei noch zu früh, um das genau zu analysieren, die Antwort laute aber eher „nein“, so Lenz. So sei zwar direkt nach dem ersten Lockdown eine „Sehnsucht nach dem Landhaus“ erkennbar gewesen, das habe sich aber mittlerweile normalisiert. „Wir haben heute auch wieder eine große Nachfrage nach zentralen Stadtwohnungen oder -häusern in Palma. Das tolle an Mallorca ist diese große Vielfalt, die jedem Interessenten etwas bietet.”
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich gegen Hausbesetzer, sogenannte „Okupas“, zu schützen. „Agenturen bieten Hauskontrollen an, auch ein Sicherheits- oder Hausmeisterservice ist ratsam“, so Lenz. Wichtig ist, dass jemand bei länger unbewohnten Immobilien in regelmäßigen Abständen nach dem Rechten sieht.“ Im Falle von Häusern sollten die Abstände kürzer sein als im Falle von Wohnungen. „Besonders wichtig ist, dass eine Hausbesetzung rasch gemeldet wird, weshalb wir zu Alarmanlagen raten, die sofort anschlagen, wenn in ein Objekt eingedrungen wird.“ Erfolgt die Meldung schnell genug, könnten dann Gerichte und Ordnungsbehörden auch rasch handeln und Hausbesetzer entfernen.
Auch der Kauf eines Hauses mit einer bestehenden Vermietlizenz kann ratsam sein, erklärt Lenz. „Auf diese Weise kann man sicherstellen, dass die Immobilie in regelmäßigen Abständen bewohnt wird“. Zudem verfüge man so über eine zusätzliche Einkommensquelle. „Und ein Objekt, das vermietet werden darf, ist meistens auch mehr wert“, so der Experte.