Nur wenige Tage nach Ankündigung der Gemeinde Estellencs, in Mallorcas Tramuntana-Gebirge ein privates Landgut zu kaufen, um es in einen öffentlichen Naturraum zu verwandeln, haben die beiden Tramuntana-Gemeinden Escorca und Selva jetzt ein ähnliches Projekt bekanntgegeben. So kündigten die zwei Kommunen an, die Finanzierung für den gemeinsamen Erwerb des Landguts Es Guix unter Dach und Fach zu haben. Das 122 Hektar große Anwesen, das seit Jahren brachliegt, soll vor dem Verfall bewahrt und zu einem Natur- und Wanderparadies umgestaltet werden.
Die Finanzierung erfolgt durch europäische Mittel der nächsten Generation. Escorca erhält 585.600,31 Euro, Selva 664.346,98 Euro. Damit können die Gesamtkosten von 1.249.947,29 Euro gedeckt werden. Eines der Hauptziele des Projekts ist die Wiederherstellung des Camí Vell de Lluc, einer der bekanntesten und meistbegangenen Wanderrouten Mallorcas. Der Abschnitt des Weges, der durch Es Guix führt, ist stark vernachlässigt: eingestürzte Terrassen, wucherndes Gestrüpp und eine hohe Brandgefahr nach dem Sturm Juliette im vergangenen Jahr. „Das Gebiet ist ein Pulverfass“, warnte der Bürgermeister von Escorca, Antoni Solivellas.
Neben der Wiederherstellung der Wanderroute und der Naturlandschaft sollen auch die ethnologischen Elemente des Landguts bewahrt werden. Dazu gehören der Wiederaufbau der Terrassen und Bewässerungskanäle. Langfristig ist die Einrichtung eines Informationszentrums für die Serra de Tramuntana geplant. „Es Guix ist ein Juwel Mallorcas“, freute sich der Bürgermeister von Selva, Joan Rotger bei der Bekanntmachung des Projektes. „Mit dem Kauf und der Sanierung des Landguts können wir einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Natur und Kultur unserer Insel leisten.“
Die Initiative zum Kauf von Es Guix geht bereits auf das Jahr 2019 zurück. Damals hatten die Gemeinden das Projekt im Rahmen der Ausschreibung für Projekte, die für die Umweltabgabe in Frage kommen, vorgestellt. Die Initiative scheiterte jedoch zunächst. Auch ein gemeinsamer Antrag der beiden Stadträte an die Regierung im Jahr 2022 blieb erfolglos. Erst mit der Unterstützung durch die Landesregierung und der Förderung durch europäische Mittel konnte das Projekt nun endlich realisiert werden. „Es ist ein tolles Beispiel dafür, wie verschiedene Akteure zusammenarbeiten können, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen“, so Rotger.