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Kaum zu glauben, aber wahr! So unterschiedlich ticken deutsche und spanische Immobilienkunden auf Mallorca

Deutsche und mallorquinische Immobilienkunden haben unterschiedliche Vorstellungen vom Wohnen. MM hat mit vier Experten über Ausstattung, Lage und Kaufverhandlungen gesprochen

Marvin Bonitz von Minkner & Partner. | Privat

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Für mehr als jeden dritten Immobilienkauf auf den balearischen Inseln im zweiten Quartal dieses Jahres waren Ausländer verantwortlich. Das besagt eine Statistik des Immobilienregisters der spanischen Grundbuchkammer. Dabei handelt es sich um den größten Anteil von ausländischen Käufern in allen autonomen Gemeinschaften Spaniens. Von denjenigen Ausländern wiederum, die 2022 auf Mallorca eine Immobilie gekauft hatten, war mehr als jeder Dritte ein Deutscher. So die Zahlen des Nationalen Statistik-Instituts.

Die Bundesbürger kommen aus Mitteleuropa in den Süden auf der Suche nach Wärme, Meer und gutem Essen. Gleichzeitig bemühen sich Einheimische um die Sicherung ihres eigenen Wohnraums. Beim Immobilienmakler treffen diese beide Welten aufeinander. MM hat mit vier Branchenkennern über die Unterschiede zwischen deutschen und mallorquinischen Immobilienkunden gesprochen.

„Aufgrund meiner 27-jährigen Erfahrung als Immobilienmaklerin auf Mallorca ist für mich der größte Unterschied, dass sich deutsche Immobilienkunden für ein Landleben als Fincabesitzer oder für eine Immobilie am Meer entscheiden”, sagt Renate Langer, die in Porto Petro ihre Agentur Baleagra Inmobiliaria hat. „Der mallorquinische Kunde wiederum liebt die Vielfalt und legt sich meist eine Wohnung oder ein Haus im Dorf oder der Stadt zu und zusätzlich ein Feriendomizil am Meer oder auf dem Land”, so Langer weiter. Mallorquiner nutzen meist die Immobilien für die gesamte Familie, erklärt die Expertin. Sie begründet ihre Beobachtung mit dem historischen Werdegang Mallorcas: Während dem männlichen Nachwuchs in der Regel die landwirtschaftlich wertvolleren Grundstücke im Inselinnern vererbt wurden, erhielten die Töchter meist die salzigen Böden in Meeresnähe. „Heute sind genau die Häuser an der Küste die begehrteren”, betont Langer.

Das sehen auch Deutsche so: „Sie wohnen am liebsten in erster Linie mit Meerblick und Pool”, sagt Claudia Kuhrau von Kuhrau Immobilien in Peguera. Außerdem sei für deutsche Immobilienkunden eine Terrasse mit guter Sonnenlage auf der Südseite wichtig. Darüber hinaus würden Deutsche sich mehr für ihre Nachbarschaft interessieren, erwähnt die Maklerin mit 30-jähriger Erfahrung.

In Bezug auf die Lage sagt die Mallorquinerin Maria Francisca Grimalt, die in S’Horta die Immobilienagentur Mallorca Servi betreibt, über ihre Landsleute: „Sie suchen normalerweise in der Nähe ihres Geburtsortes, in der Nähe ihrer Familie. Für ihre Kinder soll alles zu Fuß erreichbar sein.” Auf der anderen Seite interessiere sich der Deutsche sehr für die Natur, so Grimalt. Er suche etwas Schönes, Ruhiges mit großem Außenbereich. Der Mallorquiner hingegen lege eher Wert auf den Innenbereich seiner Immobilie, wo er die gesamte Familie zusammenbringen kann.

Auf das Thema Familie kommt auch Marvin Bonitz zu sprechen. Er ist beteiligter Gesellschafter des Immobilienunternehmens Minkner & Bonitz in Santa Ponça, Palma und Port d’Andratx. „Mallorquinische Kunden sind wegen der Infrastruktur und der Familie eher nach Lage aus. Sie sind sehr familiär gebunden und bevorzugen Immobilien in der Nähe der Schulen.” Aus Altersgründen oder nachdem die Kinder aus dem Haus sind, entscheide sich diese Klientel anschließend für eine kleinere Wohnung in einer Anlage oder für eine „geschliffene” Stadtwohnung mit guter Qualität. Deutsche Kunden hingegen seien flexibler, was die Lage betrifft, so Bonitz. Des Weiteren legen sie Wert auf die Energieeffizienz ihrer Immobilie und bevorzugen in Hinsicht auf den Stil mediterranes Flair, Holzelemente und Glas. Grundsätzlich schätzen deutsche Immobilienkäufer auf Mallorca die Flexibilität, sich nach eigenen Wünschen verändern und neu erfinden zu können. Durch den Wiederverkauf der Immobilie entstehe für diese Klientel zudem ein finanzieller Mehrwert.

„Der Mallorquiner kauft nicht mehr als nötig”, beschreibt Maria Francisca Grimalt ihre Erfahrung. Er finanziere über die Bank oder mithilfe eines Erbes. Beim Verhandlungsverhalten sieht Grimalt den Mallorquiner ein bisschen aktiver. Marvin Bonitz sagt, deutsche Kunden würden sich mehr vom Makler beraten und sich auf ihn einlassen.

Bei der Ausstattung einer Immobilie steht die Heizung und die Küche für Bundesbürger im Vordergrund: „Sie interessieren sich dafür, wie die Heizung funktioniert und fragen nach einer Fußbodenheizung”, berichtet Maria Francisca Grimalt.

Zusätzlich nennt Marvin Bonitz den Wunsch deutscher Kunden nach einer „funktionalen” und „offenen” Küche. Der Experte von Minkner & Bonitz beobachtet bei Mallorquinern eher eine Vorliebe für „große, geschlossene Küchen mit Frühstückstisch”.

Summa summarum.: Bei den Wünschen und Bedürfnissen von deutschen und mallorquinischen Immobilienkunden deuten sich tatsächlich unterschiedliche Präferenzen an. Allgemein lässt sich sagen, wie Renate Langer zusammenfasst: „Der Deutsche ist detailverliebter, legt mehr Wert auf Technik und das Ambiente, während der Mallorquiner das Große und Ganze und Zweckmäßige im Blick hat.”

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