Mit Fragen nach seinem "großen" (älteren) Bruder geht er äußerst gelassen um, William Baldwin ist sogar so cool, dass er - falls man ihn versehentlich mal mit "Alec" anspricht - die Ähnlichkeit ist aber auch zu frappierend - einfach lächelnd antwortet: "No, Billy."
So wird der US-Schauspieler von guten Freunden genannt, vielleicht auch schon von einigen Kollegen im Filmteam "The Stranger Inside", mit denen er noch bis zum 21. Dezember auf Mallorca dreht. In Barcelona hat William Baldwin schon mal gearbeitet, auf der Insel war er noch nie, obwohl Michael Douglas ihn schon öfter auf seine Finca eingeladen hätte: "Wenn er jetzt hier wäre, hätte ich ihn besucht - wenn es ihm recht gewesen wäre, natürlich, nach seiner gerade überstandenen Krankheit."
Nachdem er die Insel nun kennengelernt hat, kann er sich gut vorstellen, bald auch privat einmal wieder herzukommen: "Eine großartige Natur, die Berglandschaft ähnlich wie in Kalifornien, nur noch dramatischer." Als klein empfindet er die Insel nicht - "Ich habe schon auf viel kleineren gedreht" -, die Arbeitsatmosphäre hier jedoch als ebenso professionell wie familiär: "Eine Independent-Produktion wie diese bedeutet nicht nur besondere Rollen, sondern auch eine enge Zusammenarbeit."
Ein internationales Team, und doch wie eine "nice little family", freut sich Baldwin: "Die ganze Produktion begleitet eine gute Energie." Obwohl der Drehplan voll ist, habe die Arbeit einen Hauch von Ferien. Im Gegensatz zu seiner Schauspielkollegin Estella Warren - sie war früher Leistungsschwimmerin, sogar in der kanadischen Nationalmannschaft -, war er zwar noch nicht im Mittelmeer baden, macht jedoch in der knappen Freizeit Exkursionen, auch auf dem Fahrrad, um die Insel zu erkunden: "Besonders die Gegend um Deià herum finde ich faszinierend."
Auf das Gesamtbudget - das auf 1,5 Millionen Euro geschätzt wird - und entsprechend "bescheidene" Gagen angesprochen, macht er aus seiner Haltung keinen Hehl: Zum einen könnten solche Independent-Produktionen Themen aufgreifen, an die sich große Studios oft nicht heranwagten, zum anderen seien die Zeiten, in denen einige wenige "Super-Stars" 20-Millionen-Dollar-Gagen aufwärts bekämen, heute vorbei - nebenbei sei das ja auch den "anderen Kollegen im Set gegenüber höchst ungerecht". Zudem, gibt er zu bedenken, lebten von den offiziell rund 150.000 US-Schauspielern gerade mal drei Prozent allein von ihrer Kunst: "Die anderen müssen sich mit Nebenjobs über Wasser halten."
Umso froher sei er, mit seinen Brüdern - neben Alec sind auch Daniel und Stephen Schauspieler - auf teils 25-jährige Karrieren zurückblicken zu können. Mit seinem Bruder Alec, der schon vor einiger Zeit Interesse an einer Bürgermeister-Kandidatur in New York bekundet hat - in den vergangenen Tagen sorgte er allerdings eher mit seinem Rausschmiss aus einem American-Airlines-Flieger für Schlagzeilen, weil er sein elektronisches Spielzeug partout nicht aus der Hand legen wollte -, verbindet ihn zudem das politische Interesse: Auch William studierte Politikwissenschaften, strebt aber nicht nach einem Amt: "Die Rauchzeichen, die Alec in diese Richtung sendet, sind ja auch sehr wechselhaft - die verstehe nicht mal ich als sein Bruder", lacht er.
Ein anderes Projekt mit Alec könne er sich indes wohl vorstellen: einen gemeinsamen Film, ähnlich wie ihn die Schauspielbrüder Jeff und Beau Bridges mit "Die fabelhaften Baker-Boys" realisiert haben. Dabei wäre dann ein politisches Thema durchaus denkbar, so William Baldwin: "Da müssen wir noch proaktiver werden." Ansonsten redeten die Brüder kaum über den Job: "Themen wie Familie und Kinder sind uns wichtiger."