"Klaus Kartoffel" ist ein Mallorca-Deutscher wie aus dem Bilderbuch. Erst kam er als normaler Tourist nach Mallorca, dann als Radsportler. Schließlich ist er wegen des schönen Wetters gleich ganz auf die Insel umgesiedelt und hat einen Job am Flughafen gefunden.
In seiner Rolle als "Kartoffel" bringt Kabarettist Agustín Martínez alias Agustín "El Casta" seine mallorquinischen Landsleute jeden Freitag und Samstag im Café Cala Gamba zum Lachen. In Wochen mit großer Nachfrage tritt der Komiker zudem am Donnerstag auf.
Dass der Kabarettist kürzlich beim Oktoberfest in Palmas Parc de Sa Riera eine Kostprobe seiner Show gab und auch den Fassanstich übernahm, lag vor allem an der engen Bekanntschaft mit Event-Manager Miki Jaume von Trui sowie zum deutsch-mallorquinischen Metzger und Oktoberfest-Wurstlieferanten Dirk Abel. Noch einfacher wurde die Sache, weil der Künstler auch bei Bierfesten in Málaga und in Fuengirola bereits seine Star-Rolle als "Kartoffel" gespielt hatte. Eigene Sendungen im Radio und im Fernsehen tragen dazu bei, dass der Ruhm von Agustín El Casta längst auch das spanische Festland erreicht hat.
"Ich fahre einmal im Jahr zu Freunden nach Straubing, um die Deutschen in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten", sagt der Kabarettist, der mit seiner Show im Advent auch dazu in der Lage ist, das Auditorium von Palma zu füllen. Dort habe er von einem Deutschen aus dem Bekanntenkreis auch den typischen Akzent mit falsch ausgesprochenem "R" und kuriosen Grammatikfehlern kopiert, der heute das Markenzeichen von Klaus Kartoffel ist.
In dieser Tonart lästert er auf der Bühne fröhlich über die deutsche Art, im Restaurant oder in der Kneipe getrennt zu bezahlen statt wie in Spanien üblich, einfach zusammenzulegen oder sich abwechselnd einzuladen. "Pagar cómo la Merkel" ("zahlen wie die Merkel") nennt er das, und erntet vom Publikum herzhafte Lacher und stürmischen Applaus.
In vielen Dingen scheinen die von ihm aufs Korn genommenen Klischees wirklich genau zu stimmen. Auch wenn sich im wirklichen Leben so manches ins Gegenteil verkehrt, wie "El Casta" auch aus seinem bürgerlichen Beruf als beurlaubter Finanzbeamter weiß. Nur in einem einzigen Fall musste er im früheren Job einmal einem Deutschen eine Pfändung androhen. Noch dazu habe es sich um eine bekannte Inselpersönlichkeit gehandelt. Nach dem bösen Brief vom Finanzamt seien die Zahlungen dann aber zum Glück mit religiöser Regelmäßigkeit eingegangen.
Nicht nur wegen seiner Erlebnisse als staatstreuer Beamter setzt "El Casta" deutlich größeres Vertrauen in die Deutschen aus Deutschland als in ihre auf der Insel ansässigen Landsleute. Letztere findet er als Studienobjekt aber noch interessanter als das ursprüngliche Vorbild in Straubing.
Vor allem bei der nicht immer reibungslosen Interaktion mit den Mallorquinern, die in der Show selbstironisch ebenfalls ihr Fett abkriegen, wenn er zwischendurch in die Rolle als Latin Lover "Lorenzo Llamas" oder als schmieriger Touristenführer aus Valldemossa schlüpft, der seine Gäste gegen Komission in überteuerte und schlechte Lokale lotst. An dieser Stelle lacht das Publikum dann etwas weniger - vielleicht weil im hinterfotzigen mallorquinischen Humor eher der Sarkasmus das Markenzeichen ist als die Selbstironie.
El Casta mit seinen gelegentlich etwas tuntig angehauchten Gags ist das egal: "Ich setze auf einen universellen Humor. Nur die Grundierung ist mallorquinisch." Was sich auch in der Sprache äußert, denn seine Auftritte hält er seit 20 Jahren durchgehend auf Spanisch. "Um noch mehr Menschen zu erreichen", sagt der Komiker, der als gebürtiger Inselbewohner natürlich auch fließend Katalanisch spricht.
Wenn es ums Blödeln geht, ist "El Casta" ("der Keusche") im Übrigen offen für alles - etwa fürs Mitlaufen beim TUI-Marathon in kabarettistischer Mission. Wie im Oktober 2013 Sängerin Fernanda Brandao oder in der Vergangenheit auch schon der König von Mallorca Jürgen Drews übernahm er 2009 zwischen Tausenden von deutschen Sportlern die Rolle als prominenter Mitläufer. "Es waren auch viele Mallorquiner dabei. Da geht es heutzutage ziemlich international zu", so das Fazit vom Großevent, bei dem der Kabarettist trotz der zwischendurch aufgesetzten Klaus-Kartoffel-Perücke mit blonder Föhnfrisur nach einigen Stunden tatsächlich im Ziel ankam. In welcher Zeit und mit welchen Verkehrsmitteln ist leider nicht genau überliefert.