"Wir wollten von Anfang an nicht nur eine Galerie sein", sagt Tomeu Simonet, Mitbegründer und Inhaber von Addaya Centre d'Art Contemporani in Alaró auf Mallorca, das in diesen Tagen sein zehnjähriges Bestehen feiert. "Deshalb legen wir auch auf den Namenszusatz ,Zentrum für Zeitgenössische Kultur' großen Wert. Und der Name ,Addaya' ist auch Programm. So hieß einst eine kleine arabische Siedlung nicht weit von hier. Denn wir wollen den Künstlern hier in Alaró ein Forum geben, ihre Arbeiten zu zeigen." Leiterin war und ist Nadège You.
Von Anfang an dabei war Alfred Lichter, der große alte Meister, der 2012 in Alaró verstarb. Wobei sich auch sonst das Kunstzentrum mit beachtlichen Namen schmücken konnte: In der internationalen Kunstszene bekannt sind unter anderem Lluís Maraver, der eine große Retrospektive in der Lonja in Palma hatte; Manolo Coronado, der selbst einige Zeit in Alaró lebte und weit über die Inselgrenzen bekannt ist; Joan Cobos, der mit Fotos, Installationen und Kurzfilmen Furore machte; oder Alceu Ribeiro, der inzwischen verstorbene Meister aus Uruguay. Und viele andere mehr.
Im Laufe der Jahre weitete sich das Galerienprogramm aus, wurde immer neuer, immer avantgardistischer. Neue Disziplinen wie virtuelle Kunst und Installation nehmen inzwischen einen breiten Raum ein. Und Addaya bietet immer wieder internationalen jungen Künstlern die Gelegenheit, in Alaró als "artist in residence" zu leben und zu arbeiten, mit dem Erfolg, dass es nicht nur gute, interessante Ausstellungen gibt, sondern sich auch der Fundus der Galerie stets vergrößert.
Tomeu Simonet ist mitverantwortlich für das jährliche Kunstwochenende anlässlich der Patronatsfiesta; er kuratiert auch Ausstellungen in anderen Räumen. Addaya nimmt als eine der wenigen Galerien vom Land an der Kunstnacht von Palma teil und ist regelmäßig auf Kunstmessen zu finden.
Das ist viel Kunst auf einmal. Aber die Räume in dem kleinen, von außen unscheinbaren Haus direkt an der Hauptstraße sind zahlreich. Und können viel Kunst vertragen. Jetzt, zum Jubiläum, präsentiert Tomeu Simonet zwei Ausstellungen an zwei Standorten: in den eigenen Räumen und im Zentrum Son Tugores in Alaró.
"hinterlandmark" heißt die Jubiläumsschau im Zentrum selbst. Der Name ist ein Wortspiel, in dem sich die englischen Begriffe "hint" (Hinweis, Tipp) und "landmark" (Grenzmal) mit dem deutschen, aber auch im Englischen verwandten Wort "hinterland" verbinden. Es ist eine augenzwinkernde Anspielung, dass Alaró eben nur 5000 Einwohner hat und auch mit Addaya nicht gleich zur Kunstmetropole wird. Es ist aber auch die Wertschätzung durch Sammler und Künstler, die im Laufe der Jahre mit Addaya zusammengearbeitet haben.
Insgesamt zeigt Tomeu Simonet nun 55 Arbeiten von insgesamt 43 Künstlern, von denen etliche als "artist in residence" in Alaró tätig waren. Und die Palette von Disziplinen ist breit: Malerei, Zeichnung, Installation, Fotografie, Skulptur, Video.
Zu sehen sind Arbeiten, die alle eines gemeinsam haben: Sie wollen die Verbindung von Raum und menschlicher Präsenz zeigen. Die Definition von Raum ist weit gefasst, die Anwesenheit von Menschen reicht von der Selbstdarstellung über die Dokumentation bis zum anonymen Sein oder der Allgegenwart. In der Ausstellung in Son Tugores (El Pavelló) geht es um soziale und kulturelle Konstrukte, die, auch wenn als Kunst präsentiert, weit darüber hinaus gehen.
INFO
Addaya Centre d'Art Contemporani, Alaró, Carrer Alejandro Roselló 10. (siehe "Karte")
Clastre Son Tugores, Alaró. Beide Ausstellungen sind bis 14. Juni geöffnet
(aus MM 18/2014)