Ein Andalusier verliebt sich in Sevilla in eine Baskin, folgt ihr in ihre Heimatstadt im hohen Norden des Landes und gibt sich dort - auf Grund verschiedener Missverständnisse und der ihm eigenen Gutmütigkeit - als Baske aus. Oder versucht es zumindest. "Ocho Apellidos Vascos" (Acht baskische Nachnamen) der eigenen Vorfahren muss Rafa alias Antxon zum Beispiel unter Schweißausbrüchen aufzählen, um bei seinem Schwiegervater in spe zu bestehen. Nach sieben Zungenbrechern und einem verzweifelten Blick auf ein Fußballposter an der Kneipenwand folgt der Name "Clemente", und das Kino grölt.
Selbst wenn man Insiderwitze wie diesen (Fußballtrainer Clemente ist zwar Baske, sein Name jedoch rein Kastilisch) nicht auf Anhieb versteht, so kann man dem Humor des Filmes auch als "Outsider" problemlos folgen.
Nationale Konflikte und regionale Besonderheiten werden so sehr auf die Schippe genommen, dass die Zuschauer aus dem Lachen gar nicht mehr herauskommen. Der tumbe Andalusier und die nationalistische Baskin, beide bekommen ihr Fett weg. Zwei Welten prallen hier aufeinander, politischer Aktivismus gegen ein Leben für Sherry, Haargel und Frauen. Besser geht's nicht.
Es ist eine einfache Geschichte mit einfachem Humor, also eigentlich ein Erfolgsrezept für einen Kassenschlager, bei dem sich Jung und Alt auf die Schenkel klopfen. Über die Macken der anderen zu lachen, sei es der Nachbar im Haus, im nächsten Dorf oder am anderen Ende des Landes, ist eigentlich immer eine sichere Nummer. Selbst politische Brennpunkte mit hohem Konfliktpotenzial dienen - humorvoll dargestellt - in diesem Fall der Entschärfung und Entspannung.
Trotzdem stehen sowohl Filmemacher als auch die Schauspieler vollkommen fassungslos vor ihrem Werk: "Ocho Apellidos Vascos", der seit dem 14. März in den spanischen Kinos läuft, war nach sieben Wochen der erfolgreichste spanische Film aller Zeiten. Zehn Millionen Zuschauer haben den Streifen bereits gesehen, 45 Millionen Euro hat der Film eingespielt, der mit ganzen drei Millionen produziert wurde. Damit hat die Komödie den bisherigen Renner "Lo Imposible" (The Imposible"), das Tsunami-Drama des Regisseurs Juan Antonio Bayona, abgelöst.
Die Gründe für den Erfolg sieht Regisseur Emilio Martínez Lázaro vor allem im Genre: "Wir halten den Menschen hier in humorvoller Weise den Spiegel vor. Sie können nicht nur über andere lachen, sondern vor allem über sich selber. Und das konfliktvolle Thema Baskenland oder die vermeintliche Angst der Spanier vor Fremden ist in einer spanischen Komödie einfach noch nie behandelt worden." Ähnlichkeiten mit der französischen Erfolgskomödie "Willkommen bei den Sch'tis" sind sicher kein Zufall, auch hier wird mit regionalen Klischees gespielt.
Selbst im Baskenland kommt der Streifen laut spanischem Filmverband "Academia de Cine" bestens an. Vergnügt verfolgen die Zuschauer den verzweifelten Kampf des Vollblutandalusiers Rafa (Dani Rovira) um die nationalistische Amaia (Clara Lago), während er versucht, inmitten baskischer Separatisten als einer von ihnen zu gelten. Tapfer übersteht er maßlose Völlereien und Txakoli-Gelage, unmenschliche Sprachtests und separatistische Demonstrationen, um dann von zwei mit Baskenmützen getarnten Freunden aus Sevilla - ihrerseits mit markierten Lösegeldscheinen bewaffnet - überrascht zu werden, die den vermeintlich Entführten auslösen wollen.
Natürlich überwindet die Liebe am Ende alle Grenzen und Klimazonen, gekrönt von einem andalusischen Musikantentrio, das einem die Tränen in die Augen treibt. Und natürlich ist auch schon eine Fortsetzung geplant.
(aus MM 19/2014)