Dieser Paukenschlag hat gedröhnt: Just vor der Sommerpause setzte das Konsortium aus Balearen-Regierung, Inselrat und Stadt Palma den Chefdirigenten des Sinfonieorchesters der Balearen, Josep Vicent, vor die Tür. Nur ein Jahr war er im Amt gewesen und sollte es laut Vertrag noch bis Mitte 2015 bleiben. Statt dessen wird das Orchester nun von einer Doppelspitze geführt.
Neuer Chefdirigent und künstlerischer Leiter ist Pablo Mielgo. Der 38-jährige Madrilene war Assistent unter James Conlon (L.A. Opera) und Jesús López Cobos (Teatro Real in Madrid) sowie Mitarbeiter von Daniel Barenboim und Claudio Abbado.
Ebenfalls künstlerischer Leiter und erster Gastdirigent ist Joji Hattori. Der in Österreich aufgewachsene Japaner studierte zunächst bei Yehudi Menuhin und Vladimir Spivakov Geige, wechselte dann ins Dirigentenfach. Hattori hat zahlreiche namhafte Orchester geleitet, darunter das London Philharmonic Orchestra, die Philharmoniker und das Orchester der Staatsoper in Wien.
Nicht nur die neuen Dirigenten, auch ihre renommierten Agenturen haben zugesagt, internationale Künstler wie die Pianisten Maria Joao Pires und Piotr Anderszewski oder den Tenor Juan Diego Flórez nach Palma zu bringen. Und der Pläne gibt es mehr, etwa eine Akademie in Zusammenarbeit mit dem Konservatorium, ein Festival de Bellver auf internationalem Niveau, und Auslandstourneen. Man wolle das Orchester "internationalisieren" und voranbringen, erklärte Geschäftsführer Marcelino Minaya.
Nach seiner Entlassung haute auch Vicent auf die Pauke. Er sei von Geschäftsführer Marcelino Minaya ignoriert und boykottiert worden, habe mit dem Orchester nicht einmal nach Manacor, geschweige denn nach China gedurft, klagte Vicent. Seine Zeit als Chefdirigent sei ein Leidensweg gewesen, dank einem machiavellistischen Minaya. Überraschend sind diese Vorwürfe nicht. Dass zwischen Minaya und Vicent, der sich 2013 auf die Seite seiner streikenden Musiker gestellt hatte, schon lange keine Harmonie mehr herrschte, pfiffen die Spatzen schon seit geraumer Zeit von Palmas Dächern.
Rückenstärkung erhielt Minaya unterdessen von Josef Egger. Der österreichische Kulturmäzen sagte gegenüber der Tageszeitung "Ultima Hora", Minaya habe die Sinfoniker nach der Finanzierungskrise im vergangenen Jahr aus einer schwierigen Situation geführt. Vicent dagegen sei mit seinem Vorhaben gescheitert, Sponsoren zufinden. Statt dessen habe er versucht, die Musiker gegen den Geschäftsführer aufzubringen.
Josef Egger ist Initiator der Fundación Promusica Illes Balears. Gegründet wurde sie, um das Sinfonieorchester der Balearen und das Musikleben auf Mallorca zu fördern. Hinter der Stiftung stehen laut Egger Persönlichkeiten von Rang und Namen, Sponsoren und Promotoren mit internationalen Kontakten. Egger verwies darauf, dass die Stiftung von den öffentlichen Institutionen unterstützt wurde. Bis der damalige Kulturminister der Balearen, Rafael Bosch, auf die Hotelgruppe Barceló als Sponsor setzte, die für zwei Konzerte auf Formentor 50.000 Euro gezahlt habe. Bosch habe zudem Josep Vicent zum Chefdirigenten der Sinfoniker berufen. Das Projekt der Stiftung sei damit auf Eis gelegt worden.
Wie Egger weiter erklärte, arbeitet die Stiftung angesichts der neuen Situation daran, dem Orchester Auftritte in Wien und Prag zu ermöglichen. Sie sollen im nächsten Jahr anlässlich des 100. Todestages des Habsburger Erzherzogs Ludwig Salvator stattfinden.
(aus 32/2014)