"Was hat der eigentlich mal gesungen", fragen sich viele unweigerlich, wenn sie den Namen Bernhard Brink hören. Nicht ohne Grund. "Ich hatte nie einen Nummer-eins-Hit", räumt der 62-Jährige ein und meint, dass das im Nachhinein vielleicht gar nicht schlecht gewesen sein muss. "Ich bin 42 Jahre dabei und anders als mancher Kollege nicht festgelegt auf einen bestimmten Titel. Man kennt bei mir eher den Namen", so Brink, der unter anderem mit Liedern wie "Frei und abgebrannt", "Ich wär' so gern wie du", "Alles braucht seine Zeit" oder der hochdeutschen Version von "Du, entschuldige, i kenn di" in den Charts war.
Schon 1974 kam Bernhard Brink zum ersten Mal für einen Auftritt an die Playa de Palma. Seither ist er auf Mallorca präsent. In einem Jahr mal mehr, dann mal wieder weniger. In diesem September landete er viermal in Palma, um im Mega-Park oder in der Schlager-Suite im Riu Palace zu singen. Seinen letzten Auftritt in der vergangenen Woche verbanden der Wahl-Berliner und seine Ehefrau Ute mit ein paar Insel-Urlaubstagen.
"Aus dem Leben gegriffen" heißt Brinks 25. Studio-Album, das im Februar auf den Markt kam. Anders als viele Kollegen aus den 70ern hat er in all den Jahren neue Platten gemacht und ist auch heute noch da. Wie kommt das? "Disziplin!", sagt Brink ohne groß nachzudenken. "Ich sauf' auch gern mal einen, aber ich weiß, was ich tue. Wenn ich im Fernsehen oder Radio moderiere, dann gibt es gar keinen Alkohol. Das ist vielleicht der Unterschied zu manchem Schlagerkollegen, der mal einen Nummer-eins-Hit hatte und dann nicht damit klarkam, nur noch 30., 50. oder 100. zu sein. Ich bin nicht verwöhnt worden, aber ich war immer dabei."
Und das soll auch so bleiben, zumal alle Welt von einem aktuellen Schlagerboom redet. "Der Schlager boomt nicht unbedingt", schränkt Brink ein, "aber der Schlager ist in der Spitze sehr gut aufgestellt, zum Beispiel durch Andrea Berg und vor allem durch Helene Fischer. Sie ist im Augenblick der größte europäische Star, den es gibt." Vor diesem Hintergrund kritisiert der Sänger, dass der Schlager im Fernsehen immer noch stiefmütterlich behandelt wird. "Das ist ein Fehler von den Medienmachern. Viele Verantwortliche negieren Schlager und wollen ein Programm nur für junge Leute machen. Dabei wird die demografische Entwicklung übersehen. 60 Prozent sind in Deutschland über 50."
In den 90er Jahren hat Bernhard Brink über Jahre hinweg monatlich das "Schlagermagazin" im MDR moderiert. Ein Comeback der Sendung sei derzeit nicht geplant, aber die "Schlager des Jahres" präsentiert Brink für den Sender weiterhin. "In diesem Jahr schon zum 20. Mal", betont er stolz. Außerdem lief gerade wieder die Show "Schlager des Sommers".
Bernhard Brink, der auch als Radio-Moderator für Antenne Brandenburg arbeitet, ist einer der letzten echten Sänger "alter Schule" an der Playa de Palma. Die meisten Playa-Stars stammen heute aus Casting-Shows oder wurden durch Reality-TV einem breiteren Publikum bekannt. "Ich finde die Entwicklung hier schrecklich. Können ist keine Voraussetzung für Erfolg, das wissen wir. Aber Können kann nicht schaden. Hier jedoch treten so viele Tittentiere auf, die nicht singen können. Es funktioniert scheinbar irgendwie, ich finde das aber wirklich nicht toll."
Auch Brink ist in diesem Jahr in einer Show gewesen, in der man Promis in für sie ungewohnten Situationen sieht. Er war bei "Let's dance". "Das kann man ja absolut nicht mit dem Dschungelcamp oder mit Promi-Big-Brother vergleichen. Beides würde ich nie machen. Aber ,Let's dance' war doch lustig. Ich bin bis zur fünften Show dringeblieben, obwohl ich gar nicht tanzen kann." Brink konnte sein Gesicht durch die Tanzshow bei einem Publikum bekannt machen, das vorher vielleicht gerade mal seinen Namen kannte, aber möglicherweise keines seiner Lieder. Jetzt ist er auch für eine neue Zielgruppe interessant. "Es ist wirklich so. RTL ruft häufiger mal an, obwohl ich doch ein älterer Herr bin und gar nicht in deren Senderkonzept passe ..."
(aus MM 40/2014)