Der späten Schaffensphase von Joan Miró ist eine Ausstellung gewidmet, die bis Mitte Oktober 2015 in der Stiftung Pilar i Joan Miró in Calamajor zu sehen ist. Gezeigt werden rund 40 Werke, die in den 60er und 70er Jahren entstanden sind.
Unter den Exponaten befinden sich selten ausgestellte Gemälde, ein großformatiger Wandteppich und eine Gruppe von Bronzeskulpturen, in denen Miró die Ausdruckskraft gefundener Objekte erforschte. Manche Arbeiten sind gar das erste Mal der Öffentlichkeit zugänglich, darunter die großformatige Zeichnung "Femme dans la nuit" aus dem Jahr 1979, die noch nie fotografiert oder gerahmt worden ist. Miró hatte sie auf die Verpackung eines Kühlschranks gemalt.
"La llum de la nit" ist diese Schau überschrieben. Es ist zugleich der Titel eines Buches, in dem der italienische Essayist Pietro Citati die großen Mythen der Menschheitsgeschichte zusammengetragen und analysiert hat. Darin beschreibt er, wie sich viele Autoren der Antike auf ein aufblitzendes Licht in der Nacht bezogen, das die Seelen der Menschen erleuchtete und sie in diesem Moment glauben ließ, Zugang zum Göttlichen zu haben.
Mit seinem Werk schuf Miró eine visuelle Mythologie rund um die Nacht, die seine unverkennbare Handschrift trägt: Visionen und Träume, Sterne und Konstellationen, seltsame Vögel und sonderbare Frauen. Diese Thematik trat schon in den 1920er Jahren in seinem Schaffen zutage, ist vielfach in seinen Arbeiten aus den 30er und 40er Jahren präsent und tritt auch im Werk seines letzten Lebensdrittels auf.
Die Bilder dieser Schau zeigen, dass Miró sein ganzes Leben lang fortfuhr, die Möglichkeiten der verschiedenen Materialien zu erkunden: Er malte auf so verschiedene Untergründe wie Kunststoff, Zink, Leinwand, Holz, Karton oder Holzfaserplatte, arbeitete mit Öl, Gouache, Wachskreide, Tusche, Grafit, Kohle.
In den Gemälden der Ausstellung dominiert die Farbe Schwarz, physikalisch gesehen die Abwesenheit von sichtbarem Licht und stets mit der Nacht assoziiert. Die Leinwände sind bestückt mit Köpfen und Personen, Frauen und Vögeln. Auch wenn die symbolische Welt Mirós nicht eindeutig ist, äußert sie sich durch diese lyrischen Bilder, die eine Hommage an die Nacht als Schwelle zum poetischen oder künstlerischen Geheimnis sind.
INFO
DI bis SA 10 bis 18 Uhr, So und Feiertage 10 bis 15 Uhr; Eintritt 6 Euro (samstags und unter 16 Jahren frei);
Fundació Pilar i Joan Miró, Carrer de Saridakis 29, Calamajor, Palma
(aus MM 50/2014)