Normalerweise werden die runden Jubiläen gefeiert. Wer wie die Gruppe Els Valldemossa seit 56 Jahren auf der Bühne steht, kann sich auch ein unrundes leisten. Außerdem sagt Tomeu Estaràs, Mitbegründer der Gruppe: "Das war nicht unsere Idee, sondern die von dem Veranstalter Tot Espectacle." Diese Idee ist ein großes Konzert am Samstag 14. November, ab 18 Uhr im Teatre Principal. Zahlreiche Kollegen von Els Valldemossa, die sie im Lauf der Jahre auf ihrem Weg begleitet haben, werden daran teilnehmen.
Mit dabei ist auch Roberto Blanco. Els Valldemossa lernte den Schlagersänger bereits 1970 bei einem Konzert in Tübingen kennen. Später kreuzten sich ihre Wege auf der MS Deutschland, einmal waren Blanco und seine Frau Luzandra über Weihnachten bei Estaràs und seiner Frau Genia Tobin zu Gast. Als sie Blanco fragten, ob er bei der Hommage teilnehmen wolle, war seine Antwort entsprechend eindeutig: Klar!
Bei Tomeu Estaràs begann alles mit einer Blockflöte, die er von dem Maler Josep Coll Bardolet geschenkt bekam. Auf diesem Instrument verdient er sich bis heute seinen Lebensunterhalt. Mit populärer Musik und Folklore aus aller Welt, ebenso mit Salonstücken wie dem Csárdás von Vittorio Monti.
1959 war das noch Zukunftsmusik. In jenem Jahr lernte der Direktor des Festsaals Tito's, Antoni Ferrer, Estaràs und seine Brüder Rafel, Bernat in Valldemossa kennen. Sie traten sporadisch mit ihrem Cousin Maties Estrades im Hotel ihres Vaters auf. Ferrer bot ihnen an, schon am nächsten Tag in seinem Etablissement in Palma zu spielen. Weil man dem Kind einen Namen geben musste, nannte er sie Los Existencialistas de Valldemossa - die Existenzialisten aus Valldemossa. Mit von der Partie war die Dänin Nulle Oigaard als Sängerin. Noch im selben Jahr reiste die Gruppe nach London. Dort spielten sie in Clubs - und für die BBC einen Monat lang zwei Lieder vor den Abendnachrichten.
Sechs Jahre lang behielten Los Valldemossa, wie sie sich inzwischen nannten, diesen Rhythmus bei. Im Sommer traten sie auf Mallorca auf, im Winter in London. In ihren eigenen Clubs in Palma, dem Tagomago und ab den 70ern dem Jack el Negro, standen neben ihnen Musiker wie Louis Armstrong, Ella Fitzgerald und Tom Jones auf der Bühne. Zudem reisten sie durch die Lande, ab 1964 mit Margarita Llobera alias Margaluz als neuer Sängerin.
Einmal gingen die Estaràs-Brüder auch "fremd": 1969 begleiteten sie als Background-Chor die Sängerin Salomé beim Eurovision Song Contest in Madrid. Mit dem Lied "Vivo cantando" kletterte Spanien zusammen mit den Niederlanden, Großbritannien und Frankreich auf das Siegerpodest.
Nur ein Jahr später landeten Los Valldemossa mit dem Sommerhit "Fiesta" einen ihrer größten Erfolge. Zugleich gab es personelle Veränderungen: Maties Estrades verließ die Gruppe, die schwangere Margaluz musste aussetzen. Als Ersatz wurde eine junge Amerikanerin gefunden, Genia Tobin, Tochter des Kammersängers Eugene Tobin. "Ich wurde für drei Monate verpflichtet und bin immer noch da", sagt Tobin, die wenig später Tomeu Estaràs heiratete.
Mit Tobin war die Standardbesetzung perfekt. Fast jedenfalls. Seit 1978 wird die Gruppe, die sich nun in Els Valldemossa umbenannte, von Miquel Brunet am Klavier begleitet, der zugleich als Komponist, Arrangeur und musikalischer Leiter wirkte. "Er ist ein weiterer Valldemossa", sagt Tobin.
Mit ihrem Repertoire aus Schlager, mallorquinischer und internationaler Folklore sind Els Valldemossa nahezu überall auf der Welt aufgetreten, in Helsinki ebenso wie in Hamburg und Hongkong. Auch im berühmten Café Carlyle in New York standen sie auf der Bühne.
Anfang dieses Jahrhunderts schieden Rafel und Bernat Estaràs aus der Gruppe aus, beide starben wenige Jahre danach. Nach ihrem Rückzug überlegten die verbliebenen Mitglieder, denn Namen der Gruppe zu ändern. "Aber das ist unmöglich", erzählt Tobin , "denn wir werden weiterhin als Els Valldemossa identifiziert."
INFO
Samstag, 14. November, 18 Uhr
Eintritt: 8 und 25 Euro
Karten: Theaterkasse und www.teatreprincipal.com
Tetare Principal, Carrer de la Riera 2A, Palma