Wenn jemand zu Gott schwört, kann das eine Bekräftigung sein, aber auch eine Lästerung. Wenn Jason Martin zu Gott schwört, ist dies vor allem eines: dick aufgetragen. "Meine Geschichte der Gesten, die in jedem meiner Bilder zugegen ist, kann als Schwüre in Farbe verstanden werden", sagt der britische Künstler.
"Jurar por Dios" – Schwören bei Gott – ist denn auch seine Ausstellung überschrieben, die noch bis 10. September im Centre Cultural Contemporani Pelaires in Palma zu sehen sein wird. Seine Farbschwüre umfassen für ihn Fragen des Glaubens und der Würde, sind gewissermaßen eine Verehrung mit dem Mittel seiner monochromen Malerei.
Martin spricht in diesem Zusammenhang auch von einer "Raserei", deren Schauplatz die Leinwand ist. Genauer gesagt, handelt es sich um Bildträger aus Metall. Auf sie trägt er in einzigartiger und charakteristischer Weise die pastosen, reliefartigen Strukturen der jeweiligen Farbe auf. Dafür fertigt der Künstler sogar eigene Pinsel an. Mit Ölfarbe oder reinen Pigmenten wird der kraftvoll bewegte Pinselstrich auf den Bildträgern selbst zum Gegenstand des Gemäldes.
Die starken, leuchtenden Farben, das eigenwillige Spiel von Licht und Schatten auf den bewegt überformten Oberflächen und die in ihrer Plastizität sinnlich erfahrbaren Strukturen – all das macht den Reiz seiner Malerei aus.
Für den Künstler selbst steht dahinter eine geradezu religiöse Haltung, mit der er sich stets infrage stellt. Der künstlerische Alltag dürfe nicht als gegeben vorausgesetzt werden, sagt er. "Jeder Tag muss ein Kampf sein, jedes Werk muss einer Prüfung der Vernunft unterzogen werden", lautet sein Anspruch.
Was das mit dem göttlichen Schwur zu tun hat? "Man kann den Glauben an Gott allem voranstellen", philosophiert Martin. "Aber diese persönliche Wahl des Glaubens kann nicht ohne die Selbstversicherung eines Gottvertrauens verstanden werden, die einem den Glauben an sich selbst verleiht." Mit anderen Worten: Dem Künstler geht es um eine persönliche Suche und darum, seinen Charakter zu finden, selbst wenn er dabei in einen Abgrund schaut.
Verständlich, was den Künstler betrifft, denn jedes Objekt entsteht aus einer Mischung von Zufall und Beherrschung und ist nicht wiederholbar. Verständlich auch mit Blick auf den Betrachter, bei dem die Arbeiten individuelle und nicht reproduzierbare Assoziationen auslösen. Für Martin tragen seine Werke deshalb die Last eines unsichtbaren Urteils in sich – aber auch das Prinzip der Erlösung: "Jedes Werk überlebt durch die Gnade und Kraft, die der Agonie dieses Urteils geraubt wurde."
Die Werkschau "Jurar por Dios" ist noch bis zum 10. September immer dienstags bis freitags von 10.30 bis 13.30 Uhr sowie 16.45 bis 20 Uhr und samstag von 10.30 bis 23.30 Uhr im Centre Cultural Contemporani Pelaires zu sehen.