Es gibt wohl kaum eine so beeindruckende Naturbühne wie den Torrent de Pareis in Sa Calobra auf Mallorca. Die gewaltigen Felsen der Gebirgsschlucht, die dort ins Meer ausläuft, bietet neben einer einzigartige Kulisse auch eine außergewöhnliche Akustik.
Alljährlich strömen deshalb am ersten Sonntag im Juli mehrere Tausend Menschen in die Serra de Tramuntana, um das traditionelle Konzert im Torrent de Pareis zu erleben. Das Ereignis für Auge und Ohr findet dieses Jahr am Sonntag, 3. Juli, um 17.30 Uhr statt. Die Protagonisten auf der Felsenbühne sind zwei Ensembles aus Mallorca, Entreveus und Aura Veus.
Den Anfang wird voraussichtlich Entreveus machen. Das Ensemble aus Santanyí wurde 2005 als Frauentrio gegründet. Begonnen hatte seine Geschichte mit einem Benefizkonzert, das die studierte Musiklehrerin Francesca Suau, ihres Zeichens Pianistin, Komponistin und Sängerin des Trios, und Antònia Suau, ebenfalls Sängerin bei Entreveus, geben sollten. Sie fragten Silke Hamann, ob sie sich nicht mit zwei oder drei Liedern einklinken wollte. "Damit war die Gruppe gebongt", erzählt die gebürtige Kölnerin, die seit 20 Jahren auf der Insel lebt und zuvor elf Jahre lang hauptberuflich bei der Gruppe Eurocats sang.
Bereits ein Jahr nach der Gründung erschien die erste CD "El joc de l'aigua" (Das Spiel des Wassers), Gedichte mallorquinischer Poeten wie Blai Bonet, Damià Huguet und Josep Maria Llompart, vertont von Francesca Suau. 2010 veröffentlichte das Trio das Album "Mythen im Mund" zu Texten des Dichters Antoni Vidal Ferrando.
Zu seinem zehnjährigen Bestehen spielte das Ensemble im vergangenen Jahr schließlich "Deu" (zehn) ein, das sich von den Vorgängeralben unterscheidet: Neben einer überarbeiteten Fassung des ersten Liedes der Gruppe und einer bisher unveröffentlichte Romanze enthält es auch Songs von Liedermachern wie Joaquín Sabina, Lluís Llach und Joan Manuel Serrat. "Wir wollten zu unserem Zehnjährigen eine etwas andere CD machen", sagt Hamann, "aber unsere Betonung liegt auf mallorquinischer Musik."
Neu auch: Bei der CD wirkten als Musiker der Schlagzeuger Antoni Canyelles und der norwegische Kontrabassist Christian Hoel Skjønhaug mit. Beide Musiker werden auch beim Konzert im Torrent de Pareis dabei sein.
Ganz ohne Instrumente und rein a-cappella wird das Vokal-Quartett Aura Veus auf der Naturbühne stehen. Seit sieben Jahren bilden vier Sängerinnen dieses Ensemble, die ganz unterschiedliche musikalische Biografien haben. Maria Cavaller etwa kommt von der Chormusik und führte in ihrer Heimatgemeinde Bunyola zu Weihnachten den Gesang der Sibylle auf. Llucía Gomila lernte in jungen Jahren Geige, später kam der E-Bass dazu, und mit ihm der Jazz und Rock. Die gebürtige US-Amerikanerin Mary Lynn Gaidosh lernte Gesang, Klavier und Oboe und rockt seit Jahren die Clubs der Insel. Die Vierte im Bunde ist Desirée Duran, die 2013 mit ihrer Band Yellow Moon ihre erste CD mit Blues und Jazz der 40er Jahre veröffentlichte.
Die Biografien der Sängerinnen spiegeln sich auch in ihrem Repertoire wider. Es besteht aus Gospel, Soul und Rhythm and Blues mit mediterranen Einflüssen.
Das Konzert im Torrent de Pareis findet heuer zum 53. Mal statt. Ins Leben gerufen wurde diese Veranstaltung 1963 von dem katalanischen Maler Josep Coll Bardolet. Der Künstler, der mehr als 60 Jahre in Valldemossa lebte, blieb bis zu seinem Tod 2007 im Alter von 94 Jahren diesem Konzertereignis verbunden.
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(aus MM 27/2016)