Wie groß muss ein Ensemble sein, um Orchester genannt zu werden? Bei The Orchestra sind es sechs Musiker: der Bassist Glen Burtnik, die Keyboarder Eric Troyer und Louis Clark, der Geiger Mik Kaminski, der Gitarrist Pantheon Huxley, der Drummer Gordon Townsend.
Diese Musiker haben eine gemeinsame Vergangenheit: Sie sind ehemalige Musiker des Electric Light Orchestra, kurz ELO, oder seiner Nachfolgeband Electric Light Orchestra Part II. Und wenn sie am Samstag, 6. August, in Port Adriano auftreten, lassen sie, mit Ausnahme von Clark, auch ihre Stimmbänder schwingen, um dem Sound der guten alten Zeiten nicht nur instrumental, sondern auch gesanglich treu zu bleiben.
Damit keine Missverständnisse entstehen, erklären sie auf ihrer Website: "The Orchestra ist nicht ELO und steht nicht in Verbindung mit Jeff Lynne." Die meisten Songs, die sie in Port Adriano aufführen werden, stammen trotzdem aus ELO-Zeiten und mithin aus der Feder von Lynne. "Wir spielen hauptsächlich die alten Songs, weil es darunter so viele Hits gibt, und alle wollen sie hören", erklärt Mik Kaminski, der Mann mit der blauen Geige.
1973 stieß er zu ELO, drei Jahre, nachdem die Songwriter und Multiinstrumentalisten Roy Wood und Jeff Lynne sowie der Schlagzeuger Bev Bevan die Band gegründet hatten. Der Name war Programm. Die Musiker wollten eine Brücke zwischen Rock und Klassik schlagen, zwischen E-Gitarre, Bass und Schlagzeug auf der einen Seite und Cello, Geige und Bläsern auf der anderen. Oder wie sie selbst sagten: Da weitermachen, wo die Beatles mit "I Am The Walrus" aufgehört hatten.
Der Weg der Band führte von einer anfänglichen Experimentierphase über eingängigere Songs Ende der 70er Jahre zu discolastiger Musik und in den 80ern wieder zurück zum Poprock. An die Erfolge der 70er konnte ELO jedoch nicht mehr anknüpfen, und 1988 löste sich die Band auf. Offenbar nicht nur wegen der schlechten Verkaufszahlen. "Jeff wollte nicht mehr auf Tour gehen, sondern mehr im Studio machen", erzählt Kaminski und fährt fort: "Bev, ich und andere wollten aber weitermachen, denn die Leute wollten die Musik immer noch hören. Deshalb gingen wir weiter auf Tour und waren damit ziemlich erfolgreich."
Überschattet wurde dieser Erfolg von einem Rechtsstreit: Jeff Lynne wollte verhindern, dass sich die Band weiter ELO nannte. Am Ende einigte er sich mit Bevan, der ebenfalls Rechte am Namen hatte, auf einen Kompromiss: Künftig hieß die Formation "ELO Part II".
Bis Bevan ebenfalls tourmüde wurde und seine Namensrechte an Lynne verkaufte. Dieser plante gerade sein ELO-Comeback und untersagte prompt den verbliebenen Musikern, sich weiterhin ELO Part II zu nennen. Am Ende blieb der Name The Orchestra. Wie hart es bei dem Rechtsstreit zur Sache ging, lässt Kaminski durchblicken, wenn er damit auch die karge Website der Band begründet.
Den Zusammenhalt der Musiker scheint dies nur gefestigt haben. Jedenfalls sagt Kaminski: "Die Chemie zwischen uns stimmt, mehr noch als damals bei ELO." Und so werden sie nicht müde, auch bei ihrer jetzigen Spanientour ihr Programm voller alter Hits zu spielen, von "Evil Woman" und "Livin' Thing" über "Mr. Blue Sky" und "Don't Bring me Down" bis zu "Hold On Tight" und "Rock'N'Roll King". Kaminski meint: "So wie das Publikum reagiert, ist es das wert."
WAS, WANN, WO
Samstag, 6. August, 22 Uhr: The Orchestra (ehemalige Mitglieder des Electric Light Orchestra).
Eintritt: 38 Euro (Stehplätze), 85 Euro (Club-Bereich mit Sitzplätzen), 150 Euro (VIP-Zone).
Karten:. https.//portadriano.koobin.com.
Ort: Port Adriano, Urbanisación El Toro, Calvià
(aus MM 32/2016)