Eigentlich sollte ja längst Schluss sein. Eigentlich. 2010 verabschiedete sich Simply Red mit einer Welttournee unter dem Titel "Farewell - The Final Show" von der Öffentlichkeit. Schon drei Jahre zuvor hatte Frontman, Sänger und Bandchef Mick Hucknall angekündigt, dass die damals erschienene CD "Stay" das letzte Album sei.
Gäbe es da nicht die goldene Regel, niemals nie zu sagen, auf die Hucknall schon damals verwies. Vergangenes Jahr ist er nun vom Rücktritt zurückgetreten. Das Album "Big Love" kam auf den Markt, Simply Red ging erneut auf Welttour. Und weil die Nachfrage offenbar sehr groß war, wurde mit "Summer '16" eine weitere Tour angehängt.
Gut für die Fans auf Mallorca, denn am Samstag, 20. August, tritt Simply Red in der Stierkampfarena Plaza de Toros in Palma auf. Dort wird der Lockenkopf Hucknall, der wegen seiner roten Haare schon in der Schule von Freunden "Red" genannt wurde, Songs von dem neuen Album, aber auch zahlreiche alte Hits singen.
In den Songs des neuen Albums geht es vor allem um Familie. Um die Eltern, die sich trennten, als Hucknall drei Jahre alt war; um den Vater, der ihn allein aufzog und 2009 starb; um seine Frau, die er 2010 heiratete; um die gemeinsame Tochter Romy, die 2007 geboren wurde. Um sie aufwachsen zu sehen, habe er damals den Schlusspunkt gesetzt, wird er nicht müde, den Medien zu erzählen.
Genauso oft hat er mittlerweile zu Protokoll gegeben, wie es zu dem Comeback kam, obwohl er doch keine Schwierigkeiten hatte, der Bühne den Rücken zu kehren.
Die Idee hatte sein Manager, der schon gut zwei Jahre zuvor an ein wichtiges Jubiläum im Jahr 2015 dachte: 30 Jahre Simply Red. So lange ist es her, dass Hucknall, der einst als Punkmusiker begann und von Sozialhilfe lebte, mit seiner markanten Stimme den charakteristischen Sound des blue-eyed Soul prägte, den er bisher auf rund 50 Millionen Tonträgern verkauft hat.
Denn wo Simply Red draufsteht, ist Hucknall drin - eben einfach rot, verkörperte er die Band, deren übrige Musiker kamen und gingen. Entsprechend komponierte er, von Cover-Titeln abgesehen, die Songs und prägte den Stil von Simply Red. So schrieb die Musiksite "laut.de": "Das Markante am Simply-Red-Sound ist in erster Linie Micks soulige Stimme. Verpackt in unverfänglichem jazzigen Pop, der ab und an auch mit zeitgenössischen Dance-Rhythmen aufgepäppelt wird, gefällt Simply Red der bügelnden Hausfrau genauso wie dem soziologierenden Studenten."
Dass das Comeback mit einem neuen Album einhergeht, war eigentlich nicht geplant. Am Anfang sollte es eine Greatest-Hits-CD sein, die Hucknall mit zwei oder drei neuen Songs aufpolieren wollte. Am Ende schrieb er zwölf - und wie die anderen zehn Studio-Alben landete auch "Big Love" in den Top Ten der deutschen Charts.
Bleibt eine große Frage: Wie geht es nach "Big Love" und der Welttournee mit Simply Red weiter? Weitere Pläne hat Hucknall bis auf Weiteres nicht. Vielleicht mache er zum 40-jährigen Jubiläum noch einmal eine CD, sagte er in einem Interview. Gut, dass man sich die Haare färben kann. Sonst müsste er sich bis dahin wohl "Simply Grey" nennen.
(aus MM 33/2016)
Das Interview mit Mick Hucknall können Sie in unserer aktuellen Printausgabe lesen.
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