Frederic Pinya kann sich noch an das erste Mal erinnern. Die erste Nit de l‘Art in Palma 1997 wurde in weiten Kreisen als verrückte Idee angesehen. „Das ging in die Köpfe noch nicht rein“, erzählt der Direktor des Centre Cultural Contemporani Pelaires. Entsprechend mager war die Besucherzahl: In den Galerien herrschte weitgehend Leere. Trotzdem: Das Feedback der Galeristen sei gut gewesen.
Pinya ist auch Präsident des Galeristenverbands Art Palma Contemporani, der die Nit de l‘Art jedes Jahr veranstaltet. Erstmals hat der Verband dieses Jahr die Organisationsarbeiten nach außen vergeben. Sich eineinhalb Monate ausschließlich der Kunstnacht zu widmen, das könne sich keine Galerie leisten, erklärt Pinya.
Dieser Umstand spiegelt die Tatsache wider, wie sehr die Nit de l‘Art längst zu einem Volksfest im Zeichen der zeitgenössischen Kunst gewachsen ist. Um die 20.000 Menschen zählt die Stadt Palma jährlich in der Altstadt. Wegen des großen Andrangs hat der Verband vor wenigen Jahren die Kunstnacht von Donnerstag auf Samstag verlegt.
An diesem Tag empfangen die Galerien im Zentrum der Stadt ihre Besucher ab 19 Uhr mit Vernissagen. Auch die Kulturzentren Caixa Forum, Casal Solleric, Centre Cultural Sa Nostra und Misericòrdia sowie das Museum Es Baluard beteiligen sich an diesem Mammutevent. Die Miró-Stiftung, die etwas abseits in Cala Major liegt, gewährt vorab von 15 bis 19 Uhr freien Eintritt. Und auf den Plätzen Major, Mercat und Puerta de Santa Catalina werden sich ebenfalls Künstler präsentieren. Darüber hinaus wird es im Patio der Architektenkammer und im Es Baluard Livemusik geben.
Soweit das offizielle Angebot der Nit de l‘Art. Doch auch verschiedene Geschäfte, vom Friseur bis zum Einrichtungsgeschäft springen in dieser Nacht auf den Kunstzug auf. Im vergangenen Jahr reihten sich etwa zahlreiche Ladenbesitzer im Umfeld des Carrer de la Missió in den Event ein. „Ich finde das lustig“, meint Pinya, stellt jedoch klar: „Das ist nicht die Nit de l‘Art. Die Kunstnacht ist, was der Galeristenverband veranstaltet.“
Trotz dieses Zulaufs sagt Pinya: „Als Galerist, Verbandspräsident , aber auch das Privatperson entsetzt es mich, wie wenig Sensibilität es hier für die zeitgenössische Kunst gibt.“ Diese Kritik richtet sich an die heimische Wirtschaft, etwa die großen Hotelketten, die bislang an einem Sponsoring kein Interesse zeigen. „Ohne die öffentlichen Institutionen hätten wir dieses Jahr das Projekt nicht stemmen können. Art Palma kann aber nur wachsen, wenn sich auch die Privatwirtschaft anschließt.“
Mit Wachstum meint Pinya nicht immer noch mehr Besucher. Denn seinem Verband geht es längst nicht mehr darum, durch eine Kunstnacht die Hemmschwelle zu senken, eine Galerie zu betreten. Heute richtet sich der Fokus auf die Internationalisierung des Events, mithin auch von Palma als einem Zentrum der zeitgenössischen Kunst.
Aus diesem Grund zieht sich die Nit de l‘Art mittlerweile über drei Tage. Am Donnerstag, 20. September, wird im Museum Es Baluard um 20.30 Uhr eine Kollektivausstellung „Ell i nosaltres“ (Die und wir) eröffnet, die das Verhältnis von Mensch und Tier beleuchtet.
Zuvor stehen im Caixa Forum von 18.30 bis 20.30 Uhr Vorträge von internationalen Kunstexperten zum Thema Kunstprojekte auf dem Programm. Auf der Liste der Referenten stehen Koryphäen wie der Kurator und Kunstkritiker Ulrich Look, einst Leiter der Kunsthalle Bernd und des Kunstmuseums Luzern, der britisch-brasilianische Kunsthistoriker und Kurator Michael Asbury, sowie Jean François Chougnet, früher unter anderem Geschäftsführer des Centre Pompidou in Paris, Berater des ehemaligen französischen Kulturministers Jack Lang und seit 2014 Direktor des Museums für Zivilisationen Europas und des Mittelmeerraums (MuCem) in Marseille. Die Vorträge werden auf Spanisch gehalten und simultan ins Englische übersetzt.
Auf Spanisch und Englisch werden am Freitag, 21. September, auch die Galerieführungen sein, die von 18.30 bis 20.30 Uhr Fachleuten und Kunstinteressierten angeboten werden. Anmelden kann man sich für diesen Preview bei der Galería Kewenig (artpalmasecretaria@kewenig.com), bei Intro Art (www.introart.es; Spanisch). IntroArt bietet ab dem 22. September zudem jeweils dienstags und samstags weitere Führungen an.
Ebenfalls am Freitag, 21. September, werden im Casal Solleric am Paseo del Born Ausstellungen eröffnet. Die große Kunstnacht für alle ist dann am Samstag, 22. September, ab 19 Uhr. Zu beachten ist, dass die Altstadt für den Autoverkehr gesperrt sein wird. Und wer das Kunstspektakel mit einem Abendessen verbinden will, ist gut beraten, sich an diesem Abend einen Tisch zu reservieren.