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Deutsche Galeristen auf Mallorca fühlen sich abgeschnitten

Renate Pentzien von der Ahoy! Gallery | HGB Leipzig

| Mallorca |

Mitte April gab die Stadt Palma bekannt, dass sie dieses Jahr 150.000 Euro Beihilfen für Veranstaltungsorte bereitstellt. Die Subventionen reichen von 2000 Euro für Flächen bis 300 Quadratmetern bis zu 12.000 Euro für Flächen von über 1000 Quadratmetern. Auch Kunstgalerien sollen in den Genuss dieser Gelder kommen: Eine willkommene Unterstützung, aber trotzdem nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Anders als bei Film, Musik und Buch ist das Internet für die Branche in der gegenwärtigen Situation keine kommerzielle Hilfe. „Niemand kauft ein Kunstwerk, ohne es vorher im Original gesehen zu haben“, erklärt Pentzien. Dennoch ist die Kunst für sie gerade jetzt unverzichtbar. „Essen, Trinken und Schlafen stehen zwar an erster Stelle, aber um das alles durchhalten zu können, brauchen wir die Kunst und die Kultur.“

Vor dem Shutdown konnte Daniel Marx noch ein paar Verkäufe nach Deutschland machen. „Jetzt kann ich nur schauen, diese Werke zu den Kunden zu bekommen, dass da ein bisschen Geld reinkommt.“ Seine finanzielle Lage schildert er so: „Ich habe noch ein wenig Spielraum. Aber irgendwann muss wieder etwas passieren.“ Marx hofft, dass seine Klientel, die Besitzer von Zeitimmobilien auf Mallorca, bald wieder reisen darf und auch direkt auf die Insel kommt. „Bis dahin werde ich versuchen, mit meinem Bruder in Deutschland und Luxemburg Objektberatung zu machen. Da kann ich vielleicht ein bisschen Umsatz generieren. Aber hier? Keine Ahnung.“

Für Jule Kewenigs Galerie ist es nicht maßgeblich, wann der Tourismus wieder hochfährt. Ihre Kunden sind Sammler, die nächste Ausstellung mit Bernd Koberling hat sie bereits geplant, ihr Hauptgeschäft macht sie ohnehin auf drei großen Messen: Die Arco in Madrid kam noch um die Schließung herum, die Art Basel wurde von Juni auf September verlegt, die Art Basel Miami findet ohnehin erst im Dezember statt. Über die Zukunft der Galerien sagt sie: „Es werden welche auf der Strecke bleiben, das kann auch mir passieren. Nur glaube ich, das Kunst immer gefragt sein wird.“

Gerhard Braun macht sich keine Illusionen. „Wenn überall die Firmen geschlossen sind, sind die Leute nicht in der Stimmung, Geld für Kunst auszugeben. Wir können nur warten, bis der Flughafen aufmacht und die internationalen Kunden wiederkommen. Von daher wird es eine sehr bescheidene Saison werden.“ Aufgrund der Umstände wird die Schau „Last Call“ wohl noch drei Monate bleiben. Dieser „Letzte Aufruf“ gilt der Zukunft des Planeten Erde. „Als hätten wir geahnt, das so etwas kommt“, meint Braun. „Immer größer und immer weiter, das schlägt jetzt zurück. Von daher würde ich mir für die Welt größere Veränderungen wünschen. Wenn die gleiche Normalität zurückkehrt, ist etwas schiefgelaufen.“

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