In Palma haben die Abbauarbeiten begonnen. Die Bühnen auf den Plätzen der Altstadt verschwinden von der Bildfläche, bevor sie überhaupt benutzt wurden. Am 19. Januar, dem Vorabend von Sant Sebastià, sollten hier zahlreiche Musikgruppen für Stimmung sorgen und das Fest des Stadtpatrons von Palma einleiten. Zwölf Tage zuvor kam dann das Aus – nach 2021 zum zweiten Mal. Angesichts der rasant angestiegenen Corona-Infektionen sagte der Dezernent für Bürgerbeteiligung und Sprecher des Stadtrats, Alberto Jarabo, am 7. Januar sämtliche Konzerte ab.
Zuvor waren bereits die öffentlichen Grillstellen verboten worden, und auch den Correfoc wird es nicht geben. Bei dem beliebten Spektakel verwandeln als Dämonen verkleidete Feuerläufer mit Knallkörpern die Innenstadt in ein teuflisches Szenario. Wie die Pressestelle des Rathauses auf Anfrage mitteilte, war es dieses Jahr von vornherein nicht vorgesehen.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet die Festlichkeiten des Stadtpatrons der Pandemie zum Opfer fiel. Denn der Heilige Sebastian war einst wegen einer Seuche zum Stadtpatron erhoben worden. 1523 und 1524 grassierte in der Hauptstadt Mallorcas die Pest. Just zu dieser Zeit floh der Erzpriester von Rhodos übers Mittelmeer vor den Osmanen nach Mallorca. Im Gepäck hatte er den Splitter aus einem Armknochen, der angeblich vom Heiligen Sebastian stammte.
Das Eintreffen des Knochensplitters in Palma fiel zeitlich mit Ende der Pest zusammen. Die Stadtoberen sahen darin ein Wunder, das sie Sant Sebastià zuschrieben, und erklärten den Heiligen zum Schutzpatron der Stadt. Heute, knapp 500 Jahre später, befindet sich die Reliquie im Museum der Kathedrale von Mallorca – ohne freilich den Verlauf der Corona-Pandemie auch nur im Geringsten zu beeinflussen.
Unterdessen gab Rathaussprecher Jarabo bekannt, dass sämtliche Künstler Verständnis für die Entscheidung der Stadtverwaltung gezeigt hätten. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Wann die Konzerte nachgeholt werden, machte der Politiker vom weiteren Verlauf der Pandemie abhängig. Er gehe davon aus, dass dies „um den Frühlingsanfang herum“ sein werde.
Die 41. Diada Ciclista de Sant Sebastià wird ebenfalls auf einen späteren Zeitpunkt verlegt. Bei der Veranstaltung, die für den 20. Januar geplant war, kommen traditionell mehrere Tausend von Menschen zu einer Fahrradfahrt durch Palma zusammen.
Neben dem Heiligen Sebastian müssen auch Sankt Antonius und die Dimonis dem Coronavirus weichen. Am 28. Dezember sagte Sa Pobla sein Patronatsfest am 16. und 17. Januar ab, das erstmals 1365 dokumentiert ist. Zuvor hatten schon Artà und Manacor diese Entscheidung getroffen. Im neuen Jahr folgten dann die Gemeinden Muro und Pollença.
Lange hielt sich die Hoffnung, dass wenigstens am 17. Januar die Beneïdes, wie die traditionellen Tiersegnungen nach der Messe an Sant Antoni heißen, stattfinden würden. Für nichts und wieder nichts. Vergangenen Montag, 11. Januar, gab das Bistum Mallorca bekannt, dass sämtliche Tiersegnungen ausgesetzt seien.
Als Ersatz schlug Bischof Sebastià Taltavull seinen Gemeindepriestern vor, am Ende der Messe von Sant Antoni in einem Segensgebet um den „Schutz für alle Elemente der Schöpfung“ zu bitten. Denn die Messen werden sowohl an Sant Antoni und Sant Sebastià beibehalten, allerdings bei einer Begrenzung auf 30 Prozent der vorhandenen Kirchenplätze.
Dies gilt auch für die Completes de Sant Antoni am 16. Januar in Manacor, die Messe, mit der das Patronatsfest am Vorabend eingeläutet wird. Der volkstümliche Cant dels Goigs (Freudengesang), der im Dreivierteltakt mit Chor und Blaskapelle am Ende dieses Gottesdienstes aufgeführt wird, füllt gewöhnlich die Kirche bis auf den letzten Platz. Um dies zu verhindern, hat Gemeindepriester Antonio Amorós dieses Jahr eine eiserne Regel aufgestellt: Zutritt erhält nur, wer an den zwei vorausgehenden Proben teilgenommen hat.