Zum Abschluss gibt es Gospel: Der Black Heritage Choir wird am Mittwoch, 7. Dezember, im Trui Teatre in Palma das Jazz Voyeur Festival beschließen. Das Ensemble aus Jackson, Mississippi, besteht aus einem Dutzend handverlesener Sängerinnen und Sänger, die dem Mississippi Mass Choir angehören, einem der führenden großen Gospelchöre der USA.
Begleitet werden sie von einer Band mit Schlagzeug, Bass, elektrischer Orgel und E-Piano. Letzteres spielt der Gründer und Leiter des Chores, Jerry Calvin Smith. Der Gospel-Musiker und klassisch ausgebildete Pianist ist unter anderem auch Kantor des von ihm mitbegründeten Mississippi Mass Choir und Korrepetitor an der Jackson State University.
Nicht zum ersten Mal sind Smith und der Black Heritage Choir auf der iberischen Halbinsel unterwegs. Diesmal haben sie jedoch ein ganz besonderes Programm im Gepäck: „Amazing Grace. A Gospel Celebration To Aretha Franklin”.
Im Mittelpunkt dieser Hommage an die 2018 verstorbene „Queen des Soul” steht das Album „Amazing Grace”, das vor 50 Jahren aufgenommen und veröffentlicht wurde. Die 30-jährige Sängerin hatte damals schon vier Grammys in der Vitrine stehen und mit „Respect”, der zur Hymne der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung wurde, einen Millionen-Seller auf den Markt gebracht.
Mit „Amazing Grace” kehrte sie zu ihren Wurzeln zurück: dem Gospel. Als Tochter des damals bekannten Baptistenpredigers Clarence LaVaughan Franklin hatte sie in dessen Gottesdiensten Ikonen wie Mahalia Jackson, Sam Cooke und Clara Ward erlebt. Überdies hatte sie von dem Reverend, Komponisten und Gospelsänger James Cleveland, der mit der Familie Franklin befreundet war, Gesangs- und Klavierunterricht erhalten.
Cleveland war einer der treibenden Kräfte, die den traditionellen Gospel modernisierten, indem er Elemente des Soul, Pop und Jazz einfügte. Dem singenden und Klavier spielenden Reverend brachte dies immerhin vier Grammys und einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame ein.
Eben dieser „King of Gospel”, wie Cleveland oft genannt wurde, und sein Southern California Community Choir begleiteten die „Queen of Soul” bei einem denkwürdigen Projekt. Am 13. und 14. Januar 1972 nahmen Franklin und ihre Begleiter zwei Live-Konzerte mit Gospel-Songs in einer Kirche in Los Angeles auf. Im Publikum saßen nicht nur Aretha Franklins Vater und Clara Ward, sondern auch die noch jungen Mick Jagger und Charlie Watts von den Rolling Stones. Das Ergebnis der beiden Auftritte war das Doppel-Album „Amazing Grace”, das nicht nur mit einem weiteren Grammy gekürt wurde, sondern bis heute als bestes, und vor allem bestverkauftes, Gospel-Album gilt.
Just die Titel dieses Albums wird der Black Heritage Choir in Palma singen. „Arethas Musik rüttelt die Seele auf. Sie ist nicht nur unsere Schwester, sie ist die Schwester der Welt, die Schwester von uns allen”, sagt Katie Graham, eine der Solistinnen des Chors. „Ihre Gabe war so überirdisch, dass es schwer ist, sie zu imitieren und die Aufnahme genau nachzumachen. Aber wir tun unser Bestes, um dem Sound Arethas so nahe wie möglich zu kommen.”
Auch beim letzten Jazz-Voyeur-Konzert dieses Jahres hält Festival-Veranstalter Roberto Menéndez sein Versprechen aufrecht, ebenfalls örtliche Gruppen zum Zuge kommen zu lassen. Die Eröffnung des Abends übernimmt deshalb der Mallorca Gospel Choir. Das Ensemble besteht aus Sängerinnen und Sängern, die aus mehr als zehn Ländern stammen. Sein Repertoire umfasst die Bandbreite vom traditionellen bis hin zum modernen Gospel, kombiniert mit bekannten Soul- und Rocksongs.
Das Konzert am 7. Dezember beginnt um 21 Uhr. Tickets für 20 bis 32 Euro gibt es über die Festival-Website (jazzvoyeurfestival.es).
Wer sich auf das Konzert einstimmen will, kann vorab auf Youtube einen Mitschnitt der legendären zwei Konzerte Franklins sehen. Die Dokumentation hatte der Regisseur Sidney Pollack im Auftrag von Warner gedreht. Weil er aber keine Klappe verwendet hatte, waren Bild und Ton nicht synchronisiert, und der Film landete als unbrauchbar für fast 40 Jahre im Tresor des Filmstudios. Bevor er starb, beauftragte Pollack 2008 den Produzenten Alan Elliott, die Dokumentation zu Ende zu bringen.
Es sollten jedoch weitere zehn Jahre ins Land gehen, bis der Film Premiere hatte. Obwohl sie einst einen Vertrag mit Warner unterzeichnet hatte, versuchte Franklin mit diversen Klagen, die Ausstrahlung zu verhindern. Sie plädierte dabei auf ihr Recht am eigenen Bild. Erst am 12. November 2018, drei Monate nach Franklins Tod, konnte der Film uraufgeführt werden.