Zwei Vernissagen stehen diesen Donnerstag, 26. Januar, von 19 bis 21 Uhr auf der Agenda der Galerie Pelaires in Palma. Mit „The Immortal” (Das Unsterbliche) überschrieben ist die Werkreihe, die der baskische, in Berlin lebende Künstler Alain Urrutia in seiner zweiten Einzel-ausstellung in der Beletage des Gebäudes im Carrer Can Verí 3 präsentiert. Im Erdgeschoss stellen Inés Zenha, Mercedes Azpilicueta und Sarah Bechter ihre „Tales of Disorder” (Erzählungen über Unordnung) aus.
Eine alte Geschichte hat Urrutia zu seiner Serie „The Immortal” mit intimen Schwarz-Weiß-Gemälden inspiriert. Sie handelt davon, dass Michelangelo seinen weltberühmten David aus einem Marmorblock meißelte, der 25 Jahre lang als Schutt im Freien gelegen hatte, nachdem sich zuvor zahlreiche Bildhauer an dem Stein versucht hatten. Niemand hätte sich vorstellen können, dass dieser weggeworfene Steinblock eines Tages zu einem der meistbewunderten Kunstwerke der Welt werden würde. Es brauchte den richtigen Bildhauer, um ihn zu formen.
Bei Urrutia sind die Marmorblöcke des Malers ausrangierte Holzrahmen, die meist aus der Zeit um 1900 stammen. Mal sind sie kunstvoll und vergoldet, mal schlicht und einfach, immer aber einzigartig und unverwechselbar. Für jeden dieser Rahmen hat der Künstler mit großer Sorgfalt ein Bild gesucht, das zu der Ansicht passt, die jeder leere Rahmen inspiriert.
In einigen Fällen hat es Jahre gedauert, bis der Künstler das richtige Bild gefunden hat, und die leeren Rahmen haben Urrutia bei seinen Umzügen von Bilbao nach London und schließlich in sein Atelier in Berlin begleitet. Zwischen dem zutiefst Persönlichen und dem Traumhaften und Sentimentalen schwankend, ist jede Wiederaneignung von Rahmen ein Akt der Erneuerung, ein Appell an die Langlebigkeit.
In der Serie „The Immortal”, die hauptsächlich auf der Grundlage von Fotodokumenten entstanden ist, fungiert der Rahmen als „Fenster” und ist der narrative Faden des Werks.
Die monochromen Details der Bilder, die durch den geschickten Einsatz von Hell-Dunkel-Malerei noch verstärkt werden, erzeugen eine intensive Emotionalität, die im Gegensatz zur Unbeweglichkeit vieler Gemälde steht. Dabei konzentriert sich Urrutia auf die physische Manifestation des Schöpfungsakts: Die Rahmen wurden aufgefüllt, die Fenster geöffnet, und was man einst für tot hielt, ist wieder zum Leben erwacht.
Im Erdgeschoss der Galerie hat die Kuratorin Cristina Anglada unter dem Titel „Tales of Disorder” Arbeiten der argentinischen Künstlerin Mercedes Azpilicueta, ihrer Wiener Kollegin Sarah Bechter und der in Paris lebenden Portugiesin Inés Zenha vereint.
Die ausgewählten Werke präsentieren Geschichten, in denen die Vorstellungskraft auf Unordnung zurückgreift, um eine Art alternative Welt zu entwerfen, in der Instabilität und die Vervielfältigung von Figuren die Idee von Wahrhaftigkeit oder eindeutiger Erzählung in Frage stellen. Dabei wird der Raum von narrativen Fragmenten bevölkert, die den Wunsch erwecken, sich mit den Grenzen der Bedeutung in einer Welt auseinanderzusetzen, die Klarheit, Ordnung und Effizienz verlangt. Es sind Bilder, die die Sinne anregen und in einer erweiterten Gegenwart zu existieren scheinen, ohne Rück- oder Fortschritt. (mb)