Liebe und Hass: Mit diesen beiden Worten definiert Pep Bonet seine Arbeit. "Ich fotografiere, was ich am meisten hasse und was ich am meisten liebe, nur dann kann ich eine sichtbare Emotion erreichen", sagt der mallorquinische Fotograf und Dokumentarfilmer, der 1974 in Colònia de Sant Jordi geboren wurde. "Nachdem ich zu viele Jahre lang das fotografiert habe, was ich am meisten hasse: Ungerechtigkeiten, Kriege, Gräueltaten, Ungleichgewichte, habe ich beschlossen, dass die Zeit gekommen ist, das zu fotografieren, was ich am meisten liebe, Mallorca."
Das Ergebnis dieser Entscheidung trägt den Titel "Paradís" und ist bis Sonntag, 23. April, in der Michael Horbach Stiftung in Köln zu sehen. Die Ausstellung umfasst 137 Fotografien, die zwischen 2016 und 2022 entstanden sind und erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. Ergänzt wird die Schau durch einen Dokumentarfilm über Bonets Projekt.
Mit der Kamera hat Bonet die Beziehung zwischen Menschen auf Mallorca und ihrer umgebenden Natur untersucht. Durch seinen poetischen und intimen Blick bricht er mit allen Klischees und vorgefassten Vorstellungen von einer touristischen Party-Insel. Der Anspruch des Fotografen, der von sich sagt, er könne sich nicht meinungslos in der Mitte bewegen, geht aber noch viel weiter. Kurz und bündig erklärt er: „Ich möchte Teil des Kampfes für unsere Identität sein.”
In diesen Kampf ist er mit dem Polaroid-Prinzip gezogen. Alle Bilder wurden auf dem Sofortbildfilm Fuji FP-100C, der gar nicht mehr hergestellt wird, und durch den Prozess der Negativrückgewinnung aufgenommen. "Das lange Fotografieren und Ausbleichen von Negativen hat mich zu meinen Wurzeln zurückgebracht, zu dem Mallorca, das ich aus meiner Kindheit in Erinnerung hatte", lautet das Fazit Bonets. Die Analogie dieser analogen Technik ist augenscheinlich: Das traditionelle Mallorca ist zunehmend am Verblassen, wie ein Polaroid in der Sonne.
Derzeit bereitet der Verlag Disset Edició in Binissalem die Veröffentlichung eines Buches mit den Fotografien vor. Ob die Bilder auch auf Mallorca in einer Ausstellung zu sehen sein werden, hängt zum einen vom Künstler ab. Stiftungsgründer Michael Horbach findet, dass sie eigentlich in einem Museum gezeigt werden müssten. Und vielleicht fühlt sich ja eine solche Einrichtung auf der Insel bemüßigt, diese Bilder auszustellen. Immerhin wurde Bonet bereits dreimal mit einem World Press Award ausgezeichnet und erhielt 2015 den Fotopreis der Michael Horbach Stiftung. Bonet selbst möchte am liebsten, dass die Ausstellung durch ganz Europa reist, „damit die Menschen ein magischeres Bild von Mallorca mitnehmen als dasjenige, das sie bisher hatten”.