Königin Letizia hat zum vierten Mal dem Atlàntida Film Fest in Palma die Krone aufgesetzt. Auch in diesem Jahr ließ es sich Spaniens Monarchin nicht nehmen, dem Filmfestival einen Besuch abzustatten. Im riesigen Innenhof der Misericòrdia, die mehrere Abteilungen des Inselrats von Mallorca beherbergt, überreichte sie vergangenen Sonntag bei der Abschlussveranstaltung vor mehr als 300 geladenen Gästen der Schauspielerin Irène Jacobs die Auszeichnung „Masters of Cinema”.
Jacob erinnerte in ihrer Dankesrede daran, dass ihr „der Fall der Berliner Mauer” ermöglicht habe, „eine europäische Schauspielerin” zu sein. Durch den Fall des Eisernen Vorhangs habe sie unter der Regie von Krzysztof Kies-ślowski „Die zwei Leben der Veronika” und „Drei Farben: Rot” drehen können, die sie international bekannt machten. Anhand dieser Anekdote verwies Jacob auf die Konflikte, die Europa derzeit durchlebt, und prangerte an, dass „Angst vor anderen eine Sünde” sei.
Die Schauspielerin nahm den Preis aus den Händen von Spaniens Königin Letizia entgegen. Begleitet wurde die Monarchin neben Spaniens Kulturminister Miquel Iceta und der spanischen Regierungsvertreterin auf den Balearen, Aina Calvo, von den neuen Amtsträgern Mallorcas: von der Ministerpräsidentin der Balearen, Marga Prohens, dem Präsidenten des Inselrats, Llorenç Galmés und Palmas Bürgermeister Jaime Martínez.
Zufrieden nahm dies Festivalleiter Jaume Ripoll zur Kenntnis und dankte der Monarchin für die „Sichtbarkeit”, die sie dem Festival verschaffe. Womit er nicht nur die Präsenz der Spitzenpolitiker gemeint haben dürfte. Immerhin schaffte es sein Festival dank des königlichen Besuchs bis in die Abendnachrichten des spanischen Fernsehens – ein seltenes Privileg für eine Kulturveranstaltung, zumal auf Mallorca.
So viel Publicity zahlt sich aus. 23.000 Zuschauer wurden bei der diesjährigen Ausgabe von Atlàntida registriert, ein historischer Rekord. Dies beweise, „dass es ein Publikum auch für anderes Kino als nur das rosafarbene gibt”, meinte Ripoll in seiner Rede mit Blick auf den neuesten Blockbuster „Barbie”. Das Atlàntida Film Festival, das 2010 ins Leben gerufen wurde, ist dagegen dem Independent-Kino gewidmet, speziell dem Europäischen Film, und greift mit seinem Programm diverse gesellschaftspolitischen Themen auf.
Das Publikum, das aus Filmliebhabern und Cineasten bestand, bedachte den Festival-Direktor mit stehenden Ovationen. Und manch einer mochte in diesem Augenblick daran denken, wie eng Triumph und Scheitern doch nebeneinander liegen. Denn noch wenige Tage vor dem glücklichen Ausklang hatte Ripoll Alarm geschlagen. „Wenn die institutionelle Unterstützung für das Festival nicht gefestigt wird, könnte dies das letzte Jahr sein, in dem es auf den Balearen stattfindet”, hatte er gegenüber der MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” sogar mit einer Abwanderung gedroht.
Hintergrund: Die vorherige Regionalregierung unter der Sozialistin Francina Armengol hatte es versäumt, Atlàntida einen Zuschuss in Höhe von 165.000 Euro aus dem Haushalt 2023 der Kultur-Abteilung sowie weitere 73.000 Euro aus dem Haushalt 2022 des Institut d’Estudis Baleàrics (IEB) zu zahlen. Angesichts des dringlichen Hilferufs Ripolls zahlte die neue Regierung umgehend die 165.000 Euro der Kulturabteilung aus.
Ende gut, alles gut? Der Balearenminister für Tourismus, Kultur und Sport, Jaume Bauzà, und Festivaldirektor Ripoll versicherten jedenfalls am vergangenen Montag, dass „die Kontinuität des Atlàntida Mallorca Film Fest trotz der diesjährigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten gewährleistet ist”. Man hoffe nun, „in Kürze die Daten für die 14. Ausgabe” des Festivals bekanntgeben zu können.