Nur sechs Kilometer von Magaluf entfernt befindet sich Portals Vells. Die kleine Bucht in der Gemeinde Calvià, „Sa Caleta” genannt, beherbergt eine Sehenswürdigkeit, die ihr auch ihren Ortsnamen verliehen und jetzt sogar einen Artikel in der renommierten Zeitschrift „National Geographic” eingebracht hat: Eine Felsenhöhle mit drei Portalen, in deren Steinwände vor Jahrhunderten eine Kapelle gehauen wurde.
Dies wäre weiter nicht erwähnenswert, enthielte diese Höhle nicht ein einzigartiges primitives Heiligtum, das durch drei Portale betreten werden kann. Fachleute vermuten, dass von diesen Eingangsbereichen der Name „Portals” stammt. Das am weitesten rechts gelegene Portal bildet einen Vorraum, der etwa sieben Meter hoch, 18 Meter tief und 18 Meter breit ist. Im Inneren, an der rechten Wand, sind einige besondere Skulpturen zu sehen. Über der Nische befindet sich eine spitze Krone und darüber ein Gesicht mit einer Blume auf beiden Seiten. Etwas weiter oben ist das Wappen von Mallorca zu sehen. Das Anagramm des Namens von Jesus krönt das Ganze. Krüge mit Blumensträußen, Seraphim und andere seltsame Figuren schmücken die Seiten.
Die Höhlen selbst sind ein menschliches Produkt. Einst wurden dort Steine für den Bau der Kathedrale und der Kirche von Santa Eulàlia in Palma geschlagen. Aber wie und wann entstanden die Skulpturen dort?
Dank der Aufzeichnungen des mallorquinischen Priesters, Arztes, Geografen und Astronomen Joan Binimelis (1538/39-1616) ist bekannt, dass 1595 „Galeeren und Brigantinen” in Sa Caleta ankerten. Darüber hinaus besagt eine Legende, dass im 15. Jahrhundert ein genuesisches Schiff im Golf von León von einem großen Sturm überrascht wurde. An Bord befand sich eine kleine Alabasterfigur der Jungfrau Maria als Schutzpatronin, und die Besatzung versprach, das Bildnis im ersten sicheren Zufluchtsort, den sie fand, zurückzulassen, damit es dort in den kommenden Jahren verehrt werden konnte. Diesen Ort fanden sie eben in der Cala Portals.
Wann die Verehrung dieser Figur tatsächlich begann, ist nicht bekannt. Dagegen ist dokumentiert, dass Ende desselben Jahrhunderts ein zweiter Altar in die Höhle eingebaut, und das Oratorium einigen Publikationen zufolge zu einem wichtigen Ort der Verehrung wurde – zunächst für die Seeleute und Fischer, aber schon bald auch für die Bewohner der Gegend und ihrer Umgebung.
Einige Zeit später wurde das Bildnis mehrmals in eine Kapelle im nahe gelegenen Calvià gebracht, auf deren Gemeindegebiet Portals Vells heute liegt. Doch laut Legende tauchte es jedes Mal, wenn es aus der Höhle geholt wurde, auf mysteriöse Weise wieder auf dem Altar auf, auf den die genuesischen Seefahrer es ursprünglich gestellt hatten – eine Geschichte, die auf verblüffende Weise der Gründungsgeschichte der Pilgerstätte Lluc in Mallorcas Bergen ähnelt.
Auch nachdem das Bildnis 1866 in die neue Pfarrkirche von Portals Nous gebracht wurde, besuchten die Gläubigen die Höhle noch jahrelang. Deshalb wurde am 9. Oktober 1924 die Aufstellung eines Bildes der Unbefleckten Empfängnis angeordnet, das von dem Bildhauer Francesc Sacanell geschaffen wurde.
Die Geschichte dieses Ortes ist damit aber noch nicht zu Ende. Den deutschen Schriftsteller Franjo Terhart (1954-2020), der sich vor allem auf dem Terrain der Esoterik, der Religion und der Mystik bewegte, erinnerten sowohl der Altar als auch das Weihwasserbecken an „die Templerkirche Saint Nectaire in einer Höhle im Zentralmassiv”. Eine Sonne, ein Mond, Sonnenräder und ein faszinierender Kopf an der Wand über dem Marienaltar brachten ihn zu folgender Hypothese: Die Templer waren hier!
Die Bestätigung steht allerdings bis heute aus. Sie liegt möglicherweise für immer verschüttet: in einer Höhle am Meer, im Südwesten von Mallorca.