Sie sind auch privat ein Paar, doch in ihrem Künstlertum höchst unterschiedlich: Die Rede ist von der Argentinierin Elena Gatti und dem Deutschen Gerd Ganser. Sie malt abstrakte bis figürliche Motive, er erschafft aus dem Metall verschrotteter Fahrzeugen und Maschinen sowie dem Holz vergangener Ackergeräte und Schiffe ganz eigenwillige Skulpturen. Die Doppelausstellung der künstlerischen Eheleute in der Galería de Minkner am Freitagabend in Santa Ponça bot von daher einen aufschlussreichen Einblick in die jüngsten Arbeiten des Paares.
„Ich hatte gar nicht mit so vielen Besuchern gerechnet, angesichts dieser schwülen Sommerhitze heute“, sagte der Immobilienmakler Lutz Minkner, der am Zentralsitz seines Unternehmens Minkner und Bonitz seit Jahren regelmäßig Kunstausstellungen organisiert. Nichtsdestotrotz waren mehr als 50 Interessierte erschienen , darunter viele deutschen Residenten - wie insbesondere der Konsul der Bundesrepublik, Wolfgang Engstler, und seine Frau Elisabeth, sowie diesmal auch zahlreiche Spanier.
Die Besucher betrachteten nicht nur die Werke. Einige der Arbeiten wurden prompt gekauft. Mehrfach musste der rote Klebepunkt für „bereits veräußert“ auf die Preisinformation der einzelnen Arbeiten angebracht werden, zur Freude der Künstler und des Galeristenpaares, Lutz und Edith Minkner.
Elena Gatti hatte insgesamt 22 Arbeiten ihrer „Mediterranen Impressionen“ mitgebracht, darunter Landschaften in hellen Braun-, Türkis und Blautönen, wie die das Sommerlicht etwa an Buchten und Felstälern zeichnet. Auf anderen Werken hervorstechend war ein lebenskräftiges Rot, etwa bei den Früchte- und Blumenstillleben, aber auch bei einer Tanzszene des argentinischen Tango. Die Gemälde kosteten je nach Größe zwischen 900 und 5000 Euro.
Gegen die träumerisch wirkenden Arbeiten seiner Frau bildeten die Werke Gerd Gansers einen robusten Kontrast. Obsolet gebliebene Werkzeuge werden unter seinem Handwerk zu ganz individuellen Kunsthandwerk. Der aus Mittelfranken bei Nürnberg stammende Mann schweißt, fräst, schnitzt, hobelt und sägt auseinander und fügt wieder zusammen, was vorher nie zusammengehörte. Es entstehen unter seinem Schaffen aus entsorgten Gerätschaften neue Gebilde wie Fische, Fahrräder, Figuren, Formationen. Ist es eine Befriedung, entsorgte Abfall- und Strandgüter umzuarbeiten zu neuer, kunstvoller Funktion? „Für mich ja“, sagt Gerd Ganser in fränkischer Einfachheit. Seine Arbeiten waren mit 900 bis 4500 Euro ausgepreist.
Zur Sprache kam es offiziell nicht, auch wenn bekannt ist, dass Elena Gatti und ihr Mann Gerd Ganser seit über 25 Jahren auf Mallorca leben. Wie haben die Argentinierin und der Deutsche, der schon als junger Mann neben seiner autodidaktischen Kunst in Berlin als Sozialarbeiter sein Geld verdiente, über die Kontinente zusammengefunden? „Das ist eine lange Geschichte“, sagt Ganser und weiß sie dann doch in wenigen Worten zusammenzufassen. Er war zu Beginn der 1980er Jahre in Griechenland als Urlauber unterwegs, natürlich im VW-Bus, wie das damals sein musste, und las die beiden Frauen, Elena und ihre Freundin, als Anhalterinnen an der Straße auf. Aus dieser flüchtigen Bekanntschaft und einem Jahr der langen Briefwechsel zwischen Berlin und Barcelona, wo Gatti zwischenzeitlich lebte - („E-Mals und Mobiltelefone gab es damals noch nicht!“) - ging ein Wiedersehen am Mittelmeer hervor. Und bald darauf nahm Ganser Gatti mit nach Berlin, „Elena sollte sehen, ob es ihr dort gefällt“. Sie habe ja ihr Laben lang stets gemalt, und das ließe sich vielleicht auch dort machen. So wurden aus den projektierten zwölf Wochen am Ende mehr als vier Jahrzehnte des gemeinsamen Zusammenlebens, samt Tochter und Enkelin.
Manchmal ist es eben das Leben selbst, das die kontrastreichsten Dinge in geradezu kunstvoller Harmonie zusammenfügt. Die Schau in der Galería de Arte Minkner ist noch bis 5. September zu sehen. Die Ausstellung befindet sich in den Räumlichkeiten des Firmensitzes in der Avinguda del Rei Jaume I. Nr. 109 in Santa Ponça. Nähere Infos lesen Sie hier.