Mit einer exquisiten Ausstellung läutete das Caixa Forum in Palma seine Saison 2024/2025 ein. Der Startschuss fiel an diesem Donnerstag, 21. November, um 19 Uhr. Eröffnet wurde die Schau „XIX. El segle del retrat. Col·leccions del Museo del Prado. De la Il·lustració a la modernitat” (XIX. Das Jahrhundert des Porträts. Sammlungen des Prado-Museums. Von der Aufklärung zur Moderne).
Es ist der lange Titel einer außergewöhnlichen Ausstellung. Sie beleuchtet den Wandel des öffentlichen Erscheinungsbildes der Menschen im Laufe des 19. Jahrhunderts. Dies geschieht anhand von rund 150 Exponaten, bei denen es sich um Leihgaben eines der bedeutendsten Museen Spaniens handelt: das Museo Nacional del Prado in Madrid. Kurator ist Javier Baron, Chefkonservator des Museums für die Malerei des 19. Jahrhunderts.
Es ist das erste Mal, dass das Publikum auf Mallorca eine so umfassende Ausstellung von Werken aus dem Prado-Museum genießen kann. Dank dieser Kooperation bekommen die Besucher des Caixa Forums Meisterwerke von Künstlern wie Francisco de Goya, Federico de Madrazo, Eduardo Rosales, Mariano Benlliure und Joaquín Sorolla zu Gesicht. Und noch etwas macht diese Schau so besonders: Es handelt sich um die erste Ausstellung in Spanien, die dem Porträt des 19. Jahrhunderts in all seinen Erscheinungsformen und Techniken gewidmet ist: Malerei, Skulptur, Medaillistik, Miniatur, Aquarell, Zeichnung, Radierung, Lithografie und Fotografie.
Die tiefgreifenden sozialen Umwälzungen des 19. Jahrhunderts brachten den bürgerlichen Schichten die Möglichkeit, sich in verschiedenen Kunstwerken darzustellen. Vor allem das Bildnis erfuhr einen großen Aufschwung. Gleichzeitig führte die Annäherung der Künste an den Realismus zu einer zunehmend naturalistischen Darstellung.
Die Ausstellung ist in acht Themenbereiche unterteilt: „Das Bild der Macht“, „Die Entdeckung der Kindheit“, „Weibliche Identitäten“, „Männliche Identitäten“, „Das Bild des Todes“, „Porträts und Selbstporträts von Künstlern“, „Effigies amicorum. Bilder von Schriftstellern, Musikern und Schauspielern“ und „Der Künstler im Atelier”.
„Das Bild der Macht“ zeigt, wie das 19. Jahrhundert mit der Herausstellung von Königen, Ministern und anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zum Jahrhundert der institutionellen Ikonographien wurde. Einer der Höhepunkte ist ein Entwurf von Francisco de Goya für die Ausführung seines großen Porträts der Familie von Karl IV. Diese Studie wurde in Aranjuez vor dem Modell ausgeführt. Ebenfalls von Goya stammt das Porträt von „Fernando VII. en un campamento” (Ferdinand VII. in einem Lager). Die gesamte Abfolge der spanischen Könige nebst Gattinnen wird in der Ausstellung durch Medaillons dargestellt. Auch Minister sind in diesem Bereich vertreten.
„Die Entdeckung der Kindheit” zeigt, wie die Darstellung von Kindern seit der Aufklärung und der Romantik besonders relevant war. Zugrunde lag die Überlegung, dass die jüngsten Kinder Werte wie Spontaneität und Anmut verkörperten, die später von der Zivilisation korrumpiert wurden – Jean-Jacques Rousseau lässt grüßen.
Die nächsten beiden Bereiche sind den „Identitäten“ gewidmet, zunächst von Frauen und dann von Männern des 19. Jahrhunderts. Das Aufkommen der Fotografie führte zur Verbreitung des Porträts in der Bourgeoisie und der Mittelschicht. Für diejenigen, die es sich leisten konnten, wurde das Bildnis zu einer begehrten Form der Distinktion und erlebte im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts eine Blütezeit. Zudem wandten sich die Künstler der Darstellung von Figuren aus der Unterschicht oder aus anderen ethnischen Gruppen zu.
Die Sektion „Das Bild des Todes” ist angesichts des Interesses, das dieses Thema im 19. Jahrhundert fand, besonders einzigartig. Sie umfasst liegende Porträts, die auf früheren Konzepten des 17. Jahrhunderts beruhen.
„Porträts und Selbstporträts von Künstlern” dokumentiert, dass das Jahrhundert des Porträts auch zu einer Reflexion des Künstlers über sich selbst wurde. Ausgestellt wird unter anderem eine Skulptur des Bildhauers Mariano Benlliure zu Ehren von Goya, die dem kinoaffinen Publikum bestens bekannt ist: Die Büste ist das Original des spanischen Filmpreises, der nach Goya benannt ist.
Der Teil „Effigies amicorum. Bilder von Literaten, Musikern und Schauspielern” dokumentiert das besondere Interesse der Künstler an Ikonen anderer Kunstbereiche. Die Sektion beginnt mit Goyas Porträt des Schauspielers Isidoro Máiquez. Als Übergang vom Realismus zur Romantik ist das Gemälde „El violinista Ettore Pinelli” von Eduardo Rosales zu sehen. Bemerkenswert ist auch die Studie von Philip Alexius Lászlo de Lombos zu seinem Porträt von Elinor Glyn. Auf die Journalistin, Autorin und frühen Regisseurin geht der Begriff „It-Girl” zurück. Der letzte Abschnitt, „Der Künstler im Atelier“, enthält eine Reihe von Darstellungen von Malern in ihren Arbeitsräumen.
Die Ausstellung läuft bis 2. März 2025. Der Eintritt beträgt 6 Euro und ist für Kunden der Caixabank und Jugendliche unter 16 Jahren frei.