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"Der erschöpfte Mensch": Spannende Ausstellung eröffnet an diesem Samstag in Inca

Marie-Noëlle Ginard präsentiert in Can Monroig in Inca ihre Textil-Installation Ecce Homo/Ecce Femina zu Klängen und einem Video von Daniel Gerhard Holc. Die Vernissage findet am Samstag statt

Tapisserie-Serie aus recycelten Stoffen: Sinnbild für die Erschöpfung und Desorientierung heutiger Menschen. | Robert López Hinton

| Inca, Mallorca |

Inca ragt nicht gerade als Schmuckstück unter Mallorcas Städten heraus. Ausnahmen bestätigen die Regel. Im Carrer Can Valella befindet sich eine architektonische Perle: das Haus Can Monroig mit der Nummer 22. Vor 22 Jahren erwarben Marie-Noëlle Ginard Féron und Robert López Hinton das Gebäude und legten in aufwendiger Restaurierungsarbeit mindestens 800 Jahre Geschichte frei – vom mutmaßlich maurischen Töpferofen über einen gotischen Spitzbogen bis hin zu zeitgenössischer Einrichtung im urbanen Underground-Stil.

Diesen Samstag, 17. Mai, wird in Can Monroig um 20 Uhr die Ausstellung Ecce Homo/Ecce Femina eröffnet. Die Textilinstallation der in Reims geborenen Künstlerin Marie-Noëlle Ginard Féron wird vom deutschen Musiker Daniel Gerhard Holc mit eigens komponierter Musik begleitet.

Daniel Gerhard Holc.

Die konzeptuelle Basis der Ausstellung bildet der Essay Die Müdigkeitsgesellschaft des südkoreanisch-deutschen Philosophen und Kulturwissenschaftlers Byung-Chul Han. Darin analysiert Han unsere moderne Gesellschaft als eine, die nicht mehr von Verboten und äußeren Zwängen geprägt ist, sondern von einem Übermaß an Positivität, Selbstoptimierung und Leistungsdruck. Diese Selbstausbeutung führt laut Han zu einer tiefen Erschöpfung und Entfremdung.

Ginards Arbeiten greifen diese Thematik auf. Ihre Tapisserie-Serie, entstanden zwischen 2018 und 2024, dreht sich um den heutigen Mann und die heutige Frau. Sie zeigt Menschen mit müder, abgeschlagener und schmerzvoller Haltung – ein Sinnbild für den erschöpften Menschen der Gegenwart. Die Textilien sind auf Rahmen- und Niederwebstühlen gefertigt, wobei die Künstlerin für den Schuss recycelte Materialien wie alte Kleidung und gebrauchte Jeans verwendet. Der bewusste Verzicht auf Perfektion in der Ausführung verstärkt den Eindruck von Erschöpfung und Desorientierung.

Holc, ein multidisziplinärer Künstler aus Neuss, präsentiert zudem ein Video über Ginards Performance Sobreviviendo al refugio (Das Überleben im Zufluchtsort). Das Video entstand während des Abbaus der vorherigen Installation Refugio (2022) und dokumentiert die rhythmischen Bewegungen beim Entfernen der schweren Stoffe, die die Schutzunterkünfte bedeckten.

Marie-Noëlle Ginard Féron begann 1982 in Groningen mit der Textilarbeit an Handwebstühlen. Nach Ausflügen in andere künstlerische Bereiche wie Malerei und fotografische Performance kehrte sie zum textilen Arbeiten zurück, mit Fokus auf Installationen.

Die Ausstellung Ecce Homo / Ecce Femina findet im Rahmen der Reihe Inside Can Monroig statt. Dabei handelt es sich um ein persönliches Projekt von Ginard und Robert López Hinton. Das Paar verdient seinen Lebensunterhalt damit, Häuser mit alten, traditionellen Techniken zu restaurieren. Seit 2009 haben sie in Can Monroig mehr als siebzig kulturelle Veranstaltungen auf unabhängige und etwas unorthodoxe Weise organisiert.

Die Ausstellung läuft bis Samstag, 12. Juli. Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag von 17 bis 21 Uhr, Samstag von 10.30 bis 13.30 Uhr.

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