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Der Busen der Moderne: Wie zwei berühmte spanische Maler trotz ihrer Gegensätze zu Freunden wurden

Das Caixa Forum in Palma vereint erstmals Anglada-Camarasa und Zuloaga im künstlerischen Dialog. Die Schau organisiert die Werke in eindrucksvollen Paaren, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Künstler verdeutlichen

Verspielt und düster, realistisch und mystisch, euphorisch und geheimnisvoll: Zwei Visionen der Moderne: Die Akte von Zuloaga (l.) und Anglada-Camarasa | Foto: Fundació "la Caixa" - Jaume Coll

| Palma, Mallorca |

Das Caixa Forum Palma zeigt bis 16. August 2025 eine außergewöhnliche Ausstellung: „Zuloaga / Anglada-Camarasa. Dos visiones de la modernidad” vereint erstmals die Werke zweier Giganten der spanischen Moderne in einem künstlerischen Dialog. Die Schau präsentiert 26 Kunstwerke – je 13 von jedem Künstler – sowie Briefe, Fotografien und weitere Dokumente.

Ignacio Zuloaga (1870-1945) aus dem Baskenland und der Katalane Hermen Anglada-Camarasa (1871-1959) lernten sich 1900 bei der Pariser Weltausstellung kennen, wo beide ihre Werke zeigten. Aus dieser Begegnung entstand eine lebenslange Freundschaft, die sich in einem regen Briefwechsel niederschlug. In ihren Schreiben tauschten sie sich über persönliche, berufliche und künstlerische Fragen aus. Die Ausstellung macht diese Korrespondenz erstmals öffentlich zugänglich und gewährt Einblicke in die unterschiedlichen Schaffensprozesse der beiden Maler.

Beide Künstler bedienten die Pariser Nachfrage nach spanischen Motiven: Gitanas, Majas und Landschaften verkauften sich gut in der französischen Hauptstadt. Ihre Werke zeigten den Einfluss des Impressionismus und Postimpressionismus. Trotz des kommerziellen Erfolgs blieben sie künstlerische Außenseiter. Nach ihrer Ausgrenzung vom spanischen Pavillon der Pariser Weltausstellung 1900 weigerten sie sich, an offiziellen Veranstaltungen teilzunehmen. Beide blieben ihren persönlichen Stilen treu und widersprachen dem Akademismus der in Madrid ansässigen Künstler.

Die Ausstellung findet im Caixa Forum in Palma statt. Foto: Teresa Ayuga

Während Anglada-Camarasa einen leuchtenden, dekorativen und orientalistischen Stil pflegte, neigte Zuloaga zu düsteren, realistischen und detailreichen Darstellungen. Zuloaga galt in Paris als letzter Meister der sogenannten Spanischen Malerschule. Er entwickelte einen eigenen Stil, der spanische Traditionen mit Elementen seiner französischen postimpressionistischen Freunde verband. Kontraste zwischen Figur und Hintergrund, dezentrale Kompositionen, die Verherrlichung von Außenseitern und metaphorische Landschaften prägten seine Arbeiten.

Anglada-Camarasa, der ab 1914 auf Mallorca in Pollença lebte, schuf eine persönliche Ästhetik mit freiem, kühnem Pinselstrich. Seine Darstellungen des Pariser Nachtlebens, die Flüssigkeit seiner Kompositionen und der innovative Umgang mit Farbe und Form machten ihn in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts berühmt. Seine Figuren umhüllte er mit einer suggestiven und dynamischen Atmosphäre.

Werke in Paaren organisiert

Die Ausstellung im Caixa Forum organisiert die Werke in Paaren, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Künstler verdeutlichen. Zum Beispiel zwei Porträts liegender Frauen: Anglada-Camarasas „Retrato de Marianne Willumsen” und Zuloagas „Madame Sauty echada”. Beide zeigen entspannte Frauen auf Sofas – ein Gegenentwurf zu den steifen Porträts der Epoche.

Bei den Landschaftsbildern werden die verschiedenen Arbeitsweisen deutlich: Anglada-Camarasa malte „Después de la tempestad” (Nach dem Unwetter) im Freien mit warmen Tönen, Zuloaga schuf „Paisaje aragonés” (Aragonesische Landschaft) in der Einsamkeit seines Ateliers und setzte auf dunklere Farben und stürmische Himmel.

Auch in der Darstellung von Gitanas zeigen sich die unterschiedlichen Ansätze. Beide Maler distanzierten sich von Klischees und betonten die Würde ihrer Modelle. Zuloagas „Gitana de los ojos azules” (Gitana mit blauen Augen) entstand während seines Zusammenlebens mit spanischen Roma in Sevilla, als er 23 oder 24 Jahre alt war. Anglada-Camarasas „Fra le rose” (Zwischen Rosen) überrascht durch den natürlichen Hintergrund, eine Neuheit in seinem Werk.

Besonderes Schmankerl: Ein interaktiver Bereich ermöglicht den Besuchern, eigene Porträts in den Stilen beider Künstler zu erstellen. Der Eintritt beträgt 6 Euro und ist für Jugendliche unter 16 Jahren sowie für Kunden der Caixabank kostenlos.

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