"Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken", wusste schon Johann Wolfgang von Goethe. Dass ein guter Tropfen deswegen auch einmal etwas mehr kosten darf, ist für Genießer von jeher selbstverständlich. Was unter Sammlern auch seltsame Blüten treiben kann: Der teuerste Wein aller Zeiten soll im Jahr 2010 für 230.000 Dollar die Flasche bei einer Auktion an einen asiatischen Käufer gegangen sein. Der Wert des Château Lafite 1869 ist allerdings eine allein durch Liebhaberei begründete Kuriosität, denn nach vielen Jahrzehnten mutiert auch der beste Wein einmal zu Essig.
Die teuersten trinkbaren Weine bewegten sich hingegen zumeist im Bereich von 15.000 bis 25.000 Euro wie etwa der legendäre Mouton Rothschild 1945, der Romanée Conti 1978 oder der Château Latour 1961, bevor die Preise in den vergangenen Jahren geradezu explodierten und bei Auktionen bis zu 60.000 Dollar erreichten. Ob das so bleiben wird, ist fraglich, zumal der internationale Markt für edle Weine bereits kurz nach der Jahrtausendwende einen großen Crash erlebt hat. Kenner wie MM-Weinexperte Norbert Deingruber bezweifeln ohnehin, dass die Geschmacksunterschiede in diesen Dimensionen für Normalmenschen ohne spezielle Schulung überhaupt wahrnehmbar sind.
Exklusive Weine gibt es auch auf Mallorca, etwa in der Vinoteca bei Juan Luis Pérez de Eulate in Palmas Carrer Bartomeu Pou. Spitzenreiter in dem Geschäft, das zu den führenden Anbietern gehört, ist preislich der Château Petrus, Jahrgang 2000, mit 4000 Euro pro Flasche (0,75 Liter). Teurer geht es nur noch in der Fünf-Liter-Jeroboam-Flasche, in der die Weine laut Pérez de Eulate gleichmäßiger und harmonischer reifen, so dass sich das Format ideal für die Langzeitlagerung eignet.
Der Pingus 2006 des dänischen Star-Önologen Peter Sisseck aus dem Anbaugebiet Ribera del Duero kommt hier zum Beispiel auf 8000 Euro. Geradezu bescheiden wirkt daneben der Vega Sicilia Único 1994 aus dem gleichen Anbaugebiet, der in der Drei-Liter-Doppelmagnum mit 1627,50 Euro zu Buche schlägt. "Der Único wird nicht immer aufgelegt, sondern nur bei Jahrgängen mit herausragender Qualität", sagt Pérez de Eulate, der unter seinen hochpreisigen Kalibern auch den L'Ermita 2003, 2005, 2006 und 2007 aus dem katalanischen Anbaugebiet Priorat anzubieten hat (fünf Liter zu Preisen von 4000 bis 6000 Euro). Anders als die Franzosen werden diese Weine mit hervorragendem Alterungspotenzial weniger aus Spekulationsgründen gekauft, sondern in erster Linie von (betuchten) Genießern.
Das haben sie mit mallorquinischen Weinen gemein, für deren Kauf man allerdings nicht vermögend sein braucht. "Über 50 Euro wird die Luft dünn", weiß Weinhändler (Casa del Vino, Manacor) Norbert Deingruber, was unter anderem auch daran liege, dass der (wiederbelebte) Anbau auf Mallorca im Gegensatz zu Bordeaux oder dem spanischen Festland gerade mal 20 Jahre Tradition hat.
Der kostspieligste Inselwein sei derzeit der Son Negre der Jahrgänge 2010 und 2011 von der Bodega Ánima Negra mit 120 bis 130 Euro. Der hohe Preis komme dadurch zustande, dass es sich um eine Auslese in limitierter Auflage handle. An diesem Spiel beteiligen sich andere mallorquinische Bodegas nicht so stark und erzielen in der Spitzengruppe deswegen auch niedrigere Preise, wie etwa 40 Euro für den Ribas de Cabrera 2010 oder 46 Euro für den von Pérez de Eulate empfohlenen Grimalt Caballero 2011 der innovativen Bodega "4 kilos" im Inselosten. Mallorquinische Weine empfiehlt Norbert Deingruber, je nach Alterungspotenzial höchstens etwa fünf bis acht Jahre zu lagern. Als besonders herausragend beurteilt er in letzter Zeit die Jahrgänge 2004, 2010, 2011, als sehr gut auch 2012.
(aus MM 52/2013)