Von der Altstadtgasse Carrer Porta de Mar in Palmas Calatravaviertel geht es ein paar Stufen hinab, dann steht der Besucher in Palmas erstem Veganer-Laden "Lo Vegano". Vegan stammt vom englischen Wort "vegetarian" ab und ist hier wörtlich zu nehmen: Wer sich vegan ernährt, wie die beiden deutschen Inhaber Sarah und Patrick Schell, verzichtet nicht nur auf Fleisch, sondern komplett auf tierische Produkte oder Nahrungsmittel, die von Tieren produziert wurden. Eier oder Honig stehen deshalb ebenso auf dem Index für Veganer, wie Milch- oder Lactoseprodukte.
Zwar fehlt auch das Buch des deutschen Veganer-Gurus Attila Hildmann nicht im Regal, Sarah und Patrick versichern aber, dass ihre Veganer-Karriere keinem Trend geschuldet oder von langer Hand geplant war. "Wir sind vor einem Jahr zufällig dazu gekommen", erzählt Patrick, ehemaliger Kanu-Leistungssportler und erklärter Fleischliebhaber.
Seine Frau Sarah ist überzeugte Tierschützerin und hatte sich schon länger mit dem Thema fleischlose Ernährung auseinandergesetzt. Mit Internetvideos über die Fleischproduktion überzeugte sie auch ihren Mann Patrick. Der nahm das Thema bald ziemlich ernst und gewissermaßen als Nebeneffekt noch 16 Kilogramm ab. "Ohne mich einzuschränken", wie er versichert.
Wenige Monate später gründeten die beiden Residenten auf Mallorca "Lo Vegano" und stießen damit in eine Marktlücke. Auf Facebook haben die beiden mittlerweile eine ebenso große wie treue Fangemeinde und als sie zum San-Sebastián-Fest in Palma einen "veganen Grill" aufstellten und dazu veganes Grillgut anboten, waren sie selbst überrascht, wie viele Leute sich zu ihnen gesellten. "Vom jugendlichen Veganer bis zum mallorquinischen Rentner, der einfach einmal neugierig war", erzählt Sarah Schell.
Der Übergang zu rein pflanzlicher Nahrung wird Fleischliebhabern auch wirklich leicht gemacht, auf den ersten Blick sieht das Angebot im "Lo Vegano" wie das eines ganz normalen Bioladens aus: "Wurst-"Aufschnitt, Käse, Milch, Körnerprodukte, aber auch veganer Wein. Warum der Rebensaft meistens "nicht vegan" ist, erklärt Patrick Schell. "Der Most kann durch Gelatine oder Fischbestandteile geklärt worden sein, dann ist Wein nicht mehr vegan." Manches schmeckt dank moderner Lebensmitteltechnik wie gewohnt, anderes wie etwa Fleischwurst ist von der Textur und dem Geschmack erst einmal gewöhnungsbedürftig.
Insgesamt 1000 Produkte haben die Schells vorrätig, ein großer Teil davon kommt aus Deutschland. "Dort ist man einfach schon 15 Jahre weiter als in Spanien", sagt Patrick Schell. Immer mehr Produkte kämen jedoch auch aus Spanien. Die Kundschaft hat den Laden bereits angenommen und wächst beständig. Es sind übrigens nicht nur Veganer, die in den Laden der Schells kommen: "Viele probieren sich erstmal durch, was ihnen am besten schmeckt", sagt Patrick.
(aus MM 4/2014)