Am liebsten ist es Tomeu Mas, wenn es stockfinster ist. Dann nämlich kann der Mallorquiner seinem Hobby besonders gut nachgehen – der Sternenbeobachtung. „Es ist auf Mallorca fast unmöglich, dem künstlichen Licht zu entkommen”, sagt er. Lediglich am Südzipfel, bei Ses Salines, und an einigen Stellen im Tramuntana-Gebirge werde es wirklich dunkel – und das auch nur, wenn man Richtung Meer blicke. Im Inselinneren gebe es einfach viel zu viele künstliche Lichtquellen.
Viele Menschen auf Mallorca hätten noch nie in ihrem Leben die Milchstraße gesehen. „Es geht uns nicht darum, dass überall totale Dunkelheit herrschen soll”, sagt er. „Das geht natürlich schon aus Sicherheitsgründen nicht.” Es gebe aber reichlich Potenzial zur Verbesserung, finden er und seine Mitstreiter von der Astronomen-Vereinigung Astromallorca
Ein Problem ist vor allem die Beleuchtung des öffentlichen Raumes, in erster Linie durch Laternen. Es gibt zwar schon seit dem Jahr 2005 ein eigenes Gesetz auf den Balearen zur Reduzierung der Lichtverschmutzung, dieses aber werde allzu oft nicht eingehalten. Immer wieder würden Laternen aufgestellt, die nicht wie vorgeschrieben ausschließlich nach unten, sondern auch gen Himmel leuchten. Welche Folgen das hat, lässt sich auf Nachtaufnahmen gut erkennen. Palma etwa verschwindet dann unter einer Lichtkuppel, die auch noch in vielen Kilometern Entfernung sichtbar ist und den Himmel erhellt.
„Das hat aber nicht nur Auswirkungen auf uns, die wir die Sterne beobachten wollen”, sagt Mas. „Das hat in vielerlei Beziehung weitreichende Folgen.” So benötige der menschliche Organismus Phasen der Dunkelheit, um zur Ruhe zu kommen und die entsprechenden Hormone zu produzieren. Ständig Licht ausgesetzt zu sein, könne den Stoffwechsel negativ beeinflussen, wie Studien längst bewiesen hätten.
Aber auch die Fauna leidet unter der zunehmenden Lichtverschmutzung. So verlieren beispielsweise immer wieder Zugvögel die Orientierung. „Das beste Beispiel aber sind die Glühwürmchen”, sagt Mas. Bei Vorträgen in Schulen, die die Astronomen-Vereinigung regelmäßig organisiert, stellt er den Kindern immer die Frage, wer schon einmal ein solches gesehen habe. Die wenigsten können das von sich behaupten. „Die Tiere kommunizieren mit Hilfe von Licht. Wenn überall Licht ist, dann funktioniert das nicht mehr.” Die Fortpflanzung werde gestört, wenn überhaupt, bekomme man Glühwürmchen noch in ländlichen Gegenden der Insel zu sehen.
Und so fordert Mas eine Reduzierung der Lichtverschmutzung. Beispielsweise könnte die Beleuchtung an wenig befahrenen Landstraßen nachts herunter- und lediglich bei Bedarf wieder hochgefahren werden. Mithilfe entsprechender Sensoren sei das überhaupt kein Problem.
Ob es sinnvoll ist, dass die Kathedrale die ganze Nacht lang angestrahlt werde, könnte man ebenfalls hinterfragen. Die Weihnachtsbeleuchtung wiederum erfülle nachts überhaupt keinen Zweck, weshalb man sie schlicht ausknipsen solle. „Das ist ohnehin Stromverschwendung”, findet Mas. Auch die Farbtemperatur des Lichts lasse sich so anpassen, dass dieses weniger negative Auswirkungen hat.
Etwas neidisch blickt Mas in Richtung Menorca, wo der Inselrat seit einigen Jahren daran arbeitet, die Lichtverschmutzung zu reduzieren. Die Entwicklung auf Mallorca wieder rückgängig zu machen, sei ein Ding der Unmöglichkeit. „Wenn es möglich wäre, zumindest eine Gegend des Tramuntana-Gebirges unter besonderen Schutz zu stellen, wäre das schon ein Erfolg”, sagt Mas.