Mallorca Magazin:Es heißt, Sie veranstalten ein Oktoberfest der neuen Art. Worin besteht das Neue?
Werner Paul Wiedemann:Noch nie hat auf diesem Festplatz der Gemeinde Calvià ein Oktoberfest stattgefunden. Das ist Premiere. Und: Erstmals bieten wir in diesem Jahr den Gästen einen Shuttle-Service ab 22 Uhr für den Nachhauseweg an. Das heißt: Man kann guten Gewissens etwas trinken. Es werden zwei kleine Busse im Einsatz sein – mit Platz für maximal neun Leute. Die Fahrer bringen die Gäste gegen einen kleinen Obolus zwar nicht direkt nach Hause, aber vom Festplatz zu zentralen Punkten in Santa Ponça, Peguera und Palmanova.
MM:In Sachen Essen und Trinken haben Sie sich bei der Mallorca Wiesn stilecht ganz dem Bayerischen verschrieben. Was gibt’s?
Wiedemann:Reichlich Hofbräu-Bier aus dem staatlichen Hofbräuhaus München. Das ist ein Superbier, nach dem Reinheitsgebot der Bayern gebraut. 20.000 Liter kommen eigens mit einem 40-Tonner direkt aus der bayerischen Hauptstadt zu uns. Geladen hat er auch 3000 Maßkrüge sowie original-bayerische Dekorationen für das Zelt.
MM:Die Deko ist weiß-blau?
Wiedemann:Genau: in den Bayernfarben weiß-blau. Nicht blau-weiß!
MM:Und mit welchen Schmankerln stillen Sie den Hunger der Gäste?
Wiedemann:Wir bieten zum Beispiel Oktoberfest-Hendl aus Süddeutschland.
MM:Was zeichnet diese Hähnchen aus?
Wiedemann:Ihre Qualität und ihr Gewicht. Man wird nicht gerade etwas Taubengroßes auf dem Teller liegen haben, wir servieren richtige Portionen.
MM:Welches Gewicht haben sie?
Wiedemann:So ein Huhn hat 1,5 Kilo. So dass man dann bei einem halben Hendl etwa 700 Gramm auf dem Teller hat.
MM:Was wird ein halbes Hendl kosten?
Wiedemann:14,50 Euro mit Beilage.
MM:Die worin besteht?
Wiedemann:Aus einem schlunzigen Kartoffelsalat aus Annabelle-Kartoffeln aus dem Raum Stuttgart. Sowie weiteren Salaten wie Kraut-, Karotten-, Gurken- und Rote-Bete-Salat, die alle täglich frisch von uns im Restaurant Rancho Romana selbst zubereitet werden. Dort stehen während des Oktoberfestes ein Chefkoch, vier weitere Köche sowie einige Damen in der Küche, die sich um die kalten Sachen kümmern. Übrigens haben wir auch sehr viele spanische Mitarbeiter in Küche und Service.
MM:Was servieren Sie außerdem?
Wiedemann:Grill-Haxen und frisch geräuchertes Kassler mit Sauerkraut. Und Weißwurscht und Leberkäse, die wir nach meinen Rezepten von einer großen Metzgerei in Son Castelló herstellen lassen. Dazu wird süßer Senf gereicht.
MM:Wie viele Haxen und Hühner werden Sie verkaufen?
Wiedemann:Wir schätzen mal 6000 Hühner und 4000 Haxen.
MM:Und eine anständige Brotzeit gibt es nicht?
Wiedemann:Aber natürlich gibt es die. Richtige Brotzeitbrettl mit Blutwurst, Leberwurst, Speck und Käse!
MM:Was essen bloß die Vegetarier?
Wiedemann:Für sie haben wir hausgemachte, vegetarische, schwäbische Maultaschen, die mit Gemüse gefüllt sind.
MM:Spielt auch eine zünftige Blaskapelle auf?
Wiedemann:Nicht nur sie. Bei unserem Oktoberfest heizen die Oberlander Musiker mit sechs Mann die Leute an, bis sie auf den Bänken stehen. Wir haben sehr stabile Holzbänke und Holztische dort (lacht). Darüber hinaus spielen die Zwirn Buben, eine Band aus Österreich, die dort sehr berühmt ist. Schlagersänger Jürgen Jung und DJ Blondie sorgen ebenfalls für Stimmung.
MM:Wie viele Gäste erwarten Sie?
Wiedemann:1000 Gäste finden im großen Zelt Platz, weitere 500 im Garten.
MM:Im Garten bieten Sie auch noch so einiges …
Wiedemann:Das kann man wohl sagen: Ich veranstalte das Fest ja gemeinsam mit Holger Becker, mit dem ich seit 15 Jahren den Weihnachtsmarkt auf diesem Platz veranstalte. Wir sind also alte Hasen mit viel Erfahrung. Im Garten stehen Hütten, die Oktoberfest-Herzen verkaufen. Es gibt ein Caféhaus, wo ein österreichischer Bäcker frisches Brot, Torten, Kuchen und Kaffee anbietet. Und eine Eisstation und ein Karussell bieten wir auch.
MM:Kommen Sie beim Oktoberfest selbst im feschen Bayern-Outfit daher?
Wiedemann:Selbstverständlich komme ich in Tracht. Mit bestickter, hirschlederner Dreiviertelhose, weißem Hemd, Samtweste mit bayerischem Muster und Seidenrücken, Stutzen, Haferlschuhen.
MM:Was tragen die Mitarbeiter im Service?
Wiedemann:Die Frauen Dirndl mit Schürzen, die Buben Westen und Lederhose, wenn vorhanden.
MM:Warum braucht Mallorca ein Oktoberfest?
Wiedemann:Gerade im Südwesten Mallorcas leben ja viele Deutsche. Wir haben hier Sonne, angenehme Temperaturen und niemand muss – wie manchmal in München – ein verregnetes Oktoberfest befürchten. Was meinen Sie, wie viele deutsche Residenten sich schon auf das Fest freuen? Sie kommen in Tracht zum Fest!
MM:Sie haben eine unglaubliche Energie und sind offenbar auch mit 76 Jahren nicht zu stoppen. Schon jemals ans Aufhören gedacht?
Wiedemann:Aufhören? Nee, nicht, dass ich wüsste.
MM:Wie halten Sie sich fit?
Wiedemann:Durch meine morgendlichen, mindestens fünf Kilometer langen Nordic-Walking-Runden! Das hält einen jung. Dieses Jahr bin ich mit meiner Frau auch noch auf dem Jakobsweg von Bilbao Richtung Santiago de Compostela unterwegs.