Dass die Olivenernte auf Mallorca in diesem Jahr weniger üppig ausfallen würde, war zu erwarten. Schließlich hatten die Landwirte im vergangenen Jahr die beste Ernte aller Zeiten eingefahren. Und da sich Olivenbäume nun einmal nach einem guten Jahr eine Auszeit nehmen und eher wenig Früchte tragen, war die Tendenz bereits im Voraus klar.
Dass es aber so schlimm würde, damit hatte niemand gerechnet. Die Olivenbauern, die unter der geschützten Herkunftsbezeichnung Denominació d’Origen (DO) Oli de Mallorca produzieren, verzeichneten in diesem Jahr einen Rückgang der Erntemenge um sage und schreibe 78 Prozent. Angesichts dessen hat das balearische Landwirtschaftsministerium nun Finanzhilfen für Landwirte und Ölmühlen in Aussicht gestellt.
Manch ein Hersteller hat überhaupt nichts geerntet
„Es gab Hersteller, die überhaupt nichts geerntet haben”, sagt Joan Mayol, Vorsitzender des Regulierungsrats der DO. Es handele sich um das schlechteste Erntejahr, seit diese 2002 geschaffen wurde. Der natürliche Rhythmus der Olivenbäume sei keine hinreichende Erklärung dafür. Die Hauptschuld trage das diesjährige Wetter. „Das war einfach sehr ungünstig”, so Mayol. Erst hätten die Bäume wenig Blüten gebildet, dann habe auch noch die Olivenfruchtfliege zugeschlagen. Ein Teil der Ernte erfülle die hohen Anforderungen nicht, die mit dem Qualitätssiegel einhergehen. Unter dem Label Oli de Mallorca wird lediglich Olivenöl mit dem Zusatz „Extra Virgen” vertrieben.
Der Olivenölsektor auf Mallorca ist seit Jahren erfolgsverwöhnt. Kaum ein Agrarsektor hat sich zuletzt so gut entwickelt, wie der Olivenanbau. Noch vor etwas mehr als 20 Jahren darbte er vor sich hin. Die Produktion war schlicht und einfach nicht rentabel. Fast der gesamte Bedarf an Olivenöl wurde durch Importe vom Festland gedeckt. Erst die Einführung der geschützten Herkunftsbezeichnung im Jahr 2002 sorgte dann für die Wende. Seitdem ist die Menge des produzierten Öls von knapp 30.000 Litern pro Jahr auf fast 318.000 Liter im Jahr 2023 gestiegen – im Rekordjahr 2017 waren es gar 451.000 Liter. Mehr als 1000 Olivenbauern bewirtschaften heute 4126 Hektar Fläche, auf denen mehr als 833.000 Olivenbäume stehen. Beide Werte haben sich innerhalb weniger Jahre mehr als verdoppelt.
Mehr als 100 Olivenöl-Marken auf Mallorca
Auch zahlreiche neue Produzenten sind hinzugekommen, die – in erster Linie in der weitläufigen Ebene der Insel – Bäume gepflanzt haben und zum Teil im großen Maßstab produzieren. Es existieren mehr als 100 verschiedene Olivenöl-Marken, die die geschützte Herkunftsbezeichnung Oli de Mallorca tragen. Mittlerweile bewegt der Sektor wieder einiges an Geld. Auf bis zu 4,7 Millionen Euro im Jahr 2018 stieg der Gegenwert des produzierten Qualitätsöls – zuletzt waren es 4,4 Millionen Euro.
Etwas mehr als 80 Prozent des mit geschützter Herkunftsbezeichnung auf der Insel produzierten Olivenöls wurden im vergangenen Jahr auf den Balearen verkauft. Etwa vier Prozent gingen aufs spanische Festland, 14 Prozent ins Ausland. Das Exportland, in dem mallorquinisches Qualitätsöl am stärksten nachgefragt ist, war 2023 wie üblich Deutschland, gefolgt von der Schweiz und Japan.
Im spanienweiten Vergleich sind die auf den Balearen produzierten Mengen Olivenöl jedoch gering. Daten des Landwirtschaftsministeriums in Madrid zufolge lag die durchschnittliche Produktionsmenge in Spanien in den Jahren von 2018 bis 2024 bei 1,2 Millionen Tonnen. Andalusien ist der mit großem Abstand wichtigste Olivenölproduzent mit durchschnittlich etwa einer Million Tonnen pro Jahr. Die Balearen werden derweil überhaupt nicht gesondert aufgeführt. Dem balearischen Landwirtschaftsministerium zufolge wurden im Jahr 2023 auf den Balearen 1239 Tonnen produziert. Auf dem Festland verzeichneten die Landwirte in diesem Jahr eine gute Ernte. Diese liegt einer Prognose des Landwirtschaftsministeriums in Madrid zufolge um 51 Prozent über dem Vorjahreswert.
Olivenöl von der Insel jedenfalls dürfte demnächst knapp werden. „Es ist klar, dass das Angebot früher als sonst erschöpft sein wird”, sagt Mayol. Lange vor der nächsten Ernte. Zumal keine Vorräte aus dem vergangenen Jahr mehr übrig sind. Der Verkauf lief zuletzt ganz hervorragend. Zur Preisgestaltung der einzelnen Hersteller könne er nichts sagen. Klar sei aber, dass Firmen, die knapp kalkulieren, nicht daran vorbeikommen werden, ihre Preise anzuheben.