Ramon Servalls ist bei den deutschen Mallorca-Fans wohlbekannt. Der Direktor der Bodega Macià Batle in Santa Maria hat sich mit seiner freundlich-jovialen Art unter den Bundesbürgern, die auf Mallorca fest leben oder hier auch nur urlauben, viele Freunde gemacht. Sein Haus ist eines der bekanntesten Weingüter der Insel, insbesondere durch die vielen Bodegaführungen und Konzerte, die Macià Batle seit Jahren traditionell gemeinsam mit dem Mallorca Magazin veranstaltet. Und nicht nur das: Vom spanischen Fachmagazin „Viajar“ wurde die Bodega vor kurzem sogar zum besten Weingut der Balearen gekürt.
Kein Wunder also, dass Ramon Servalls in dem schmucken Bodega-Gebäude immer wieder einmal Besuch erhält, wenn langjährige Stammkunden aus Deutschland auf der Insel weilen. So war es auch vor wenigen Tagen, als ein Klient ihn aufsuchte und etwas ganz Eigentümliches mitbrachte: Ein Magazin des „Playboy“, jener Zeitschrift die bekannt ist für ihre Interviews mit Alphatieren unter Machos und unverhüllten Damen auf dem ausklappbaren Mittelteilposter.
Ramon Servalls ist ein Mann, der durchaus einen Blick für die Schönheiten des Lebens besitzt, aber was sollte er mit so einem Magazin? „Hast du das schon gesehen?“, fragte ihn daraufhin der Besucher. Er zeigte auf eine Aufnahme mit einer nackten jungen Frau, die etwas vor ihren Schritt hielt. Da ließ Servalls seine Augen vom Oberkörper der jungen Brünetten in Richtung ihres Schambereichs wandern. Und siehe da, was entdeckte der Bodega-Chef dort? Eine Flasche aus seinem Haus, ein ganz besonderer Tropfen sogar, ein Tinto, auf dessen Etikett unübersehbar groß die Ziffern „1856“ prangen. Das ist ein Edel-Roter, der mit der Jahreszahl an die Gründung des Weingutes durch Ramon Servalls Urahn Macià Batle erinnert.
Als gutem Spanier wird Ramon Servalls in diesem Moment ein „¡Coño!“ entschlüpft sein, auch wenn der gebildete und geschulte PR-Fachmann den Ausruf sicherlich nur im engsten Freundeskreis eingestehen würde. Das Vulgärwort steht ursprünglich und passenderweise für eine robuste Bezeichnung von „Vagina“, wird aber im spanischen Alltag salopp und allerorts verwendet als Ausdruck für perplexe Überraschung oder komplexe Verärgerung, etwa wenn etwas total schiefläuft, so wie man im Deutschen vergleichbar „Mist!“ oder „Ach du Sch…“ fluchend ausstoßen würde.
Doch Ramon Servalls ist Profi genug, um den Wert der Veröffentlichung eines jener Produkte aus seinem Weingut treffend einschätzen zu können. „Letztendlich ist es Werbung, Werbung für uns. Und daran lässt sich darüber hinaus erkennen, dass die Bekanntheit unserer Produkte sich so weit herumgesprochen hat, dass unsere Weine heute selbst in uns unbekannte Marktnischen Eingang gefunden haben“. Und man könne durchaus behaupten, dass Macià Batle mit seinen Erzeugnissen auch sehr individuelle Nachfragen abzudecken weiß, räumte Servalls beim Anblick der Flasche zwischen den Schenkeln der Schönen ein.
Tatsächlich ist die besagte Ausgabe des deutschsprachigen „Playboy“ mit dem attraktiven Modell Olivia Peltzer bereits im Oktober 2018 erschienen. Da war der Edeltinto „1856“ von Macià Batle seit knapp zwei Jahre auf dem Markt und erfreute sich als Gewächs im Premium-Bereich der soliden Nachfrage solventer Konsumenten. Bei der Recherche nach tiefergehenden Informationen zur damaligen „Playboy“-Ausgabe jenes Jahres findet sich im Internet sogar eine Videoaufnahme mit jenem Model, die offenbar bereits im Sommer entstanden war. Man sieht das junge Fräulein, das sich offenbar wegen der großen Gluthitze gänzlich entkleidet hatte, im Eva-Kostüm über eine typische Mallorca-Finca tänzelnd schlendern, mit der Pulle Rotwein in der Hand, aus der die offenkundig durstige Frau dann, nachdem sie sich auf einem Freiluftsofa jenes Landhäuschens niedergelassen hat, beherzt einen Schluck nimmt. Mallorca-Feeling pur eben, wenn man so möchte.
„Wir haben davon all die Jahre nichts gewusst“, versichert Ramon Servalls. Dass der „Playboy“ auf Macià-Batle-Wein stehe und das Erzeugnis neben ansehnlichen Frauen in den Fokus seiner Kamera rücke – „bueno“, was soll man schon dazu sagen, philosophiert Servalls halb erstaunt, halb amüsiert. Um zieht dann als bodenständiger Mallorquiner sein nüchtern-realistisches Fazit: „Sie setzen eben auf Qualität!“