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POLITIK / TOURISMUS

MM-Forum: Francesc Antich spricht mit Urlaubern

Deutsche Touristen im Gespräch mit dem Ministerpräsidenten der Balearen

Deutsche Urlauber zeigten sich in einem von MM organisierten Treffen mit dem balearischen Ministerpräsidenten Francesc Antich und Tourismusminister Celestí Alomar (beide PSOE) an den Problemen und Gegebenheiten ihrer Urlaubsinsel sehr interessiert. Die Touristen wollten von den Politikern Anworten auf das Wasserproblem der Insel, sie fragten nach dem Naturschutz, dem Verhältnis zwischen Deutschen und Mallorquinern. Auch diese für jeden Ausflügler nachvollziehbare Frage fiel: Warum gibt es so wenige öffentliche Toiletten auf Mallorca?

Nicki Franz (21), BWL-Student aus Thüringen, macht derzeit an der Playa de Palma Urlaub mit Bruder René Franz (14) und Freund Steve Wächter (24). Er leitete die Fragerunde mit einem Kompliment an die Insel ein: ,,Ich bin sehr überrascht von Mallorca, der Schönheit außerhalb von El Arenal. Man hörte ja viel in den Medien. Ich hatte kein gutes Bild von der Insel. Doch jetzt genieße ich den Urlaub.”

Antich:,,Es ist eine Genugtuung, solche Worte zu hören. Man hat manchmal den Eindruck, dass gerade junge Menschen wie Sie nur herkommen, um sich zu amüsieren. Aber offensichtlich sehen sie auch etwas anderes. Wir müssen uns alle bemühen, das echte Bild der Insel zu vermitteln. Es gibt ja nicht nur die Küste, die für uns äußerst wichtig ist. Mallorca ist für uns viel mehr: ein kleines Universum. Ich will ihnen versichern, dass unsere Regierung alles tun wird, um dieses Bild zu erhalten.”

Klaus Middelhoff (59) aus Freiburg, der Urlaub an der Playa de Palma macht (auf Spanisch): ,,Ich komme schon seit zehn Jahren im Sommer und zur Weihnachtszeit nach Mallorca. Ich muss sagen, der Service und die Küche in meinem Hotel sind sehr gut. Es gibt dort auch keine Radaubrüder.”

Antich (auf Catalán): ,,Die Hotelbranche hat in den letzten Jahren mit Un– terstützung der öffentlichen Institutionen große Anstrengungen unternommen, um die Hotels zu verbessern. Wir sind in die richtige Richtung gegangen. Jetzt müssen wir sehen, dass wir die Umwelt, die Landschaft schützen, und dass notfalls dort, wo die Bebauung zu massiv ist, alte Hotels abgerissen und Grünzonen geschaffen werden. Meine Regierung hat ganz klar das Ziel, dass auf Mallorca sowohl die jungen Leute, die Amusement suchen, als auch die Familien, die Ruhe suchen, den richtigen Platz finden können. Bundeskanzler Schröder war ja vor kurzem hier. Er hat darauf hingewiesen, dass die jungen Leute eines Tages als Familienväter wiederkehren würden. Es ist wichtig, dass wir Besucher haben, die zufrieden sind und die immer wieder kommen.”

Hilbert Werner (58), macht Urlaub in Son Vida: ,,Eine Sache, die sehr störend wirkt, ist der Müll an den Straßen.”

Antich: ,,Der Müll ist eines unserer großen Probleme. Aber in den letzten vier Jahren haben wir sehr große Anstrengungen unternommen. Wir haben eine Müllverbrennungsanlage in Betrieb genommen und in Deutschland viele solcher Anlagen besichtigt. Nicht nur Verbrennungsanlagen, sondern auch Methoden der Trennung und selektiven Abholung des Mülls. Wir sind dabei einen Plan zu erstellen, der wahrscheinlich der modernste in ganz Spanien oder sogar Europa sein wird. In Palma zum Beispiel ist ein System installiert worden, das den Müll künftig per Luftdruck transportiert. Durch die vielen Touristen haben wir sehr hohe Spitzen mit einem sehr großen Müllanfall.”

MM: ,,Die Frage war, was gegen den Müll am Straßenrand getan wird.”

Antich: ,,Es ist in der Tat so, dass es besonders schlimm ist, wenn an den Straßen alte Kühlschränke entsorgt werden. Auch für Sperrmüll wird ein Plan für die ganze Insel mit einem einzigen Konzessionär erstellt. Schon jetzt gibt es vielerorts Sammelstellen, an denen man verschiedene Müllsorten wie Sperrmüll, Flaschen, Batterien und Papier, getrennt abgeben kann. Teilweise sind Dienste wie die Abholung von Sperrmüll bereits vorhandenden, aber sie werden von den Bürgern nicht in Anspruch genommen, weil die Menschen sich der Notwendigkeit nicht bewusst sind."

Werner: ,,War Herr Schröder als Deutscher auch am Ballermann 6?" (Gelächter)

Antich: ,,Sowohl der Bundeskanzler als auch ich sind mehr für Familienurlaub und deshalb nicht am Ballermann 6."

Nicole Weich (30), macht Urlaub in Paguera: ,,Ich bin zum fünften Mal hier und ich finde, es wird immer deutscher. In Paguera werden wir nur auf Deutsch angesprochen. Ich frage mich, ob das nicht auch für die Einwohner hier ein Ärgernis ist."

Antich: ,,Das ist eine wichtige Frage. Es wäre notwendig, dass wir mehr dafür sorgen, dass unsere Besucher wissen, dass sie in ein Land kommen, das nicht nur Sonne und Strand ist, sondern das auch eine eigene Kultur und Sprache besitzt. Es geht darum, dass sich die Touristen hier einerseits wohl fühlen, und dazu gehört auch, dass wir sie in ihrer Sprache ansprechen. Aber wir wollen andererseits unsere eigene Persönlichkeit aufrecht erhalten, damit unser Land nicht verdorben wird. Die übergroße Mehrheit unserer Bevölkerung ist sich bewusst, dass wir vom Tourismus leben. Wenn eine kleine, radikale Minderheit sich anders ausdrückt, hat das mit dem Empfinden der Mallorquiner nichts zu tun. Eine Sache ist allerdings der Tourismus, eine andere sind die Residenten. Wer hier leben will, soll unsere Kultur und Sprache kennen lernen und respektieren. Dazu muss von den Institutionen der Insel eine große Arbeit geleistet werden. Optimal wäre es, wenn die Leute bei der Anmeldung im Rathaus eine Informationsbroschüre über unsere Sitten und Gebräuche bekommen. Was wir auf gar keinen Fall wollen, ist eine Ghettoisierung. Wir brauchen mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft."

Werner: ,,Das Problem auf Mallorca liegt aber auch daran, dass der Tourist, egal ob Engländer, Deutscher oder Spanier, einer sozialen Schicht angehört, die sich auch im Heimatland nicht benehmen kann."

Christiane Gräfin Schwerin, die in Son Vida Urlaub macht: ,,Ich würde gerne wissen, ob es ein echtes Problem mit der Trinkwasserversorgung gibt."

Antich: ,,Momentan gibt es keine Probleme, weil die notwendigen Investitionen getätigt worden sind. Es wurden vier Milliarden Pesetas investiert, um Entsalzungsanlagen zu bauen, die schon in Betrieb sind. Ab September wird hoffentlich in Madrid der Nationalplan für die Wasserversorgung beschlossen. Danach kann man die weiteren notwendigen Investitionen in Angriff nehmen. So soll zum Beispiel das Wasser, das direkt aus einer Quelle ins Meer fließt, nach Palma geleitet werden. Das erfordert hohe Investitionen. Aber für diesen Sommer ist das Problem auf jeden Fall gelöst."

Nicki Franz: ,,Ich finde, auf Mallorca sollte nicht alles vermarktet und den Touristen zugänglich gemacht werden, damit der Charakter der Insel nicht verloren geht."

Antich: ,,Die Stärkung unserer Sprache und Kultur ist nicht gegen jemanden gerichtet, sondern zu unserer Verteidigung gedacht. Wir müssen bedenken, dass auf 700.000 Einwohner jedes Jahr elf Millionen Touristen kommen. Viele Menschen kommen zum Arbeiten und Leben. Deshalb sind Anstrengungen notwendig, die Kultur und Sprache zu schützen."

Nicki Franz: ,,Mir ist aufgefallen, dass es an den Landstraßen zu wenige Haltebuchten gibt und dass das Halten wegen schmalen Straßen gefährlich wirkt."

Alomar: ,,In der Tat gibt es in dieser Hinsicht noch einiges zu tun. Die Entstehung des Tourismus auf Mallorca ist ja an Strand und Sonne gebunden. Deswegen ist die Zugänglichkeit zu den schönen Gegenden im Inselinneren vernachlässigt worden. Wir müssen etwas machen, um das Inselinnere aufzuwerten.

René Franz: ,,Was mich stört, ist der Lärm durch die Mopedfahrer."

Alomar: ,,Der Lärm überhaupt ist eines der größten Probleme in den touristischen Zonen. Wir wollen eine Regelung ausarbeiten, die für alle Gemeinden verbindlich ist und erreichen, dass man härter durchgreift als bisher."

Volker Weich (28), macht Urlaub in Paguera: ,,Hat Mallorca jetzt den Höhepunkt der Urlauberzahlen erreicht oder werden sie in den nächsten Jahren weiter steigen? Und wie will man das dann noch bewerkstelligen?"

Alomar: ,,In den letzten vier Jahren sind die Besucherzahlen von sieben auf elf Millionen pro Jahr gestiegen. Wir sind der Meinung, dass wir in den Sommermonaten die Spitze erreicht haben. Wir nehmen an, dass die anderen Urlaubsziele im Mittelmeerraum sich wieder normalisieren und dass die Spitze im Hochsommer abgeflacht wird, was wir begrüßen würden. Auch unsere Hoteliers investieren in anderen Ländern. Trotzdem wird Mallorca vor allem als Ziel für Familienurlauber unersetzlich bleiben, weil Sie nirgendwo im Mittelmeer ähnliche Bedingungen in Punkto Sicherheit, Sauberkeit und schneller Erreichbarkeit vorfinden."

Gräfin Schwerin: ,,In Deutschland hat man das Negativimage im Kopf, dass die Deutschen ganz Mallorca aufkaufen. Sind die Mallorquiner gezwungen, Land zu verkaufen?”

Alomar: ,,Natürlich gibt es Immobilienmakler, die viel Geld verdient haben in den letzten Jahren. Man muss aber bedenken, dass in diesen Jahren in Europa überhaupt viel Schwarzgeld in Umlauf war, das vor Einführung des Euro verschwinden musste. Andererseits stehen die Balearen im Kreuzweg der Kulturen. Unsere Geschichte zeichnet sich dadurch aus, dass wir die Fähigkeit entwickelt haben, neue Kulturen zu integrieren, ohne unsere eigene Persönlichkeit aufzugeben. Wir glauben, dass wir das auch diesmal schaffen werden.”

Nicki Franz: ,,Warum gibt es auf Mallorca denn so wenige öffentliche Toiletten. Jedesmal, wenn ich mal muss, muss ich einen Kaffee trinken gehen.”

Alomar: ,,Genau das müssen auch wir Mallorquiner tun. Früher hatten alle spanischen Städte öffentliche Toiletten. Das ist eine Tradition, die in den letzten 15 bis 20 Jahren mehr und mehr verschwunden ist. Mein Problem ist, dass ich hohen Blutdruck habe und keinen Kaffee trinken darf.” (lacht)

MM: ,,Uns würde zum Schluss noch interessieren, was Sie als Urlauber von der Ökosteuer für Touristen halten, die die Regierung einführen will.”

Werner: ,,Die Zahlung der Ökosteuer tut uns ja nicht wirklich weh. Was ich ungerecht finde ist, dass Unterschiede gemacht werden sollen und Gäste in Fünf-Sterne-Häusern mehr bezahlen müssen.”

Alomar: ,,Ich möchte betonen, wir brauchen die Ökosteuer nicht, um die aktuellen Probleme wie Wasser–, Müll- und Energieversogung zu lösen. Wir brauchen sie, um die Probleme zu lösen, die auch für Sie Urlauber sehr wichtig sind – die Erhaltung und Wiederherstellung der Landschaft. Ich persönlich bin dafür, dass die Steuer für alle gleich ist. Unser Finanzminister aber nicht. Das wird aber im Laufe der Parlamentsdebatte geklärt werden.”gen, Land zu verkaufen?”

Alomar: ,,Natürlich gibt es Immobilienmakler, die viel Geld verdient haben in den letzten Jahren. Man muss aber bedenken, dass in diesen Jahren in Europa überhaupt viel Schwarzgeld in Umlauf war, das vor Einführung des Euro verschwinden musste. Andererseits stehen die Balearen im Kreuzweg der Kulturen. Unsere Geschichte zeichnet sich dadurch aus, dass wir die Fähigkeit entwickelt haben, neue Kulturen zu integrieren, ohne unsere eigene Persönlichkeit aufzugeben. Wir glauben, dass wir das auch diesmal schaffen werden.”

Nicki Franz: ,,Warum gibt es auf Mallorca denn so wenige öffentliche Toiletten. Jedesmal, wenn ich mal muss, muss ich einen Kaffee trinken gehen.”

Alomar: ,,Genau das müssen auch wir Mallorquiner tun. Früher hatten alle spanischen Städte öffentliche Toiletten. Das ist eine Tradition, die in den letzten 15 bis 20 Jahren mehr und mehr verschwunden ist. Mein Problem ist, dass ich hohen Blutdruck habe und keinen Kaffee trinken darf.” (lacht)

MM: ,,Uns würde zum Schluss noch interessieren, was Sie als Urlauber von der Ökosteuer für Touristen halten, die die Regierung einführen will.”

Werner: ,,Die Zahlung der Ökosteuer tut uns ja nicht wirklich weh. Was ich ungerecht finde ist, dass Unterschiede gemacht werden sollen und Gäste in Fünf-Sterne-Häusern mehr bezahlen müssen.”

Alomar: ,,Ich möchte betonen, wir brauchen die Ökosteuer nicht, um die aktuellen Probleme wie Wasser–, Müll- und Energieversogung zu lösen. Wir brauchen sie, um die Probleme zu lösen, die auch für Sie Urlauber sehr wichtig sind – die Erhaltung und Wiederherstellung der Landschaft. Ich persönlich bin dafür, dass die Steuer für alle gleich ist. Unser Finanzminister aber nicht. Das wird aber im Laufe der Parlamentsdebatte geklärt werden.”

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