Am Nebentisch klingelt es. Ein Mann greift zu seinem Handy, drückt es sich ans Ohr, horcht und spricht. Normal im Zeitalter der Mobiltelefone. Doch diese Ära bietet inzwischen weitere Varianten: Am Nebentisch piept es. Ein Mann greift zu seinem Handy, hält es vor sich wie einen Notizblock. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht und er drückt wild auf den Tasten seines Telefons herum. Der Mann bekam eine SMS. Eine Text-Nachricht auf dem Display.
SMS sind ,,in”. Und auch in der MM-Redaktion ein Thema. Eigentlich steht die Abkürzung für ,,Short Message System”. Schnell fallen den Kollegen aber auch andere Deutungsmöglichkeiten ein: ,,Sei mein Stier”, ,,Saufen macht süchtig”, ,,Schnecke mit Speed”, ,,Sado-Maso-Sex”, ,,Super-Macho sucht ...”, ,,Sex muss sein” ,,Schlag mich schnell” und natürlich ,,Silvester mit Sangría”.
Das Thema SMS und Abkürzungen gehören eng zusammen. Denn eine Nachricht darf maximal 160 Zeichen haben. Also heißt es: Kurz fassen oder erfinderisch sein (HDGDL – ,,Hab dich ganz doll lieb”, IDA – ,,Ich dich auch”, DAD – ,,Denk an dich”). Wer regelmäßig Nachrichten schickt oder bekommt, versteht mit der Zeit alles.
SMS sind toll. Unaufdringlich, Zeit sparend (man muss sich nicht mit jemandem lange ablabern) und oft lustig. Manchmal nerven sie aber auch. Wenn es zum Beispiel piept und man freudestrahlend in die Tasche greift und es doch nur ein blöder Rundbrief ist. Oder die nette Geste, dass die Telefongesellschaft einem ein paar Gratis-SMS schenkt.
Richtig frustrierend ist allerdings, dass man keine hundertprozentige Kontrolle hat, ob die eigene Nachricht angekommen ist und auch bereits gelesen wurde. So sind zum Beispiel Antworten aus Deutschland nach Spanien zurzeit aus irgendwelchen Gründen fast unmöglich. Meine Mail: ,,Hey, ich bin nächste Woche in Hamburg, sehen wir uns?” Blieb vor ein paar Tagen ohne Antwort. Und ich grüble: Will mich der alte Kumpel nicht sehen? Warum ist er sauer? Hat er vielleicht die Handy-Nummer gewechselt und meine Nachricht nicht bekommen? Oder hat er geantwortet und ich habe nichts empfangen?
Also bleibt mir nur eines: die Besinnung darauf, dass für ein Handy manchmal die Bezeichnung ,,Mobiltelefon” verwendet wird – weil man damit auch telefonieren kann. Getreu dem alten Werbespruch RDMA (,,Ruf doch mal an ...”)