Ich habe noch geschlafen, als mich großer Lärm weckte. Zunächst dachte ich, es sei nichts Wichtiges passiert und dass es sich um einen Verkehrsunfall handeln würde. Dann stürzte ein Freund hysterisch ins Zimmer und rief, dass ein Flugzeug gegen die Zwillingstürme geprallt sei.” Der Mallorquiner Marcos Cabotá wurde Augenzeuge der Tragödie. Er war nach New York gereist, um Michael Jackson live zu erleben und in einem kleinen Hotel am Times Square abgestiegen.
Den Aufprall des zweiten Flugzeugs sah Cabotá schon mit eigenen Augen. „Rauch zog durch Manhattan. Das Schlimmste war aber, als der erste Turm zusammenstürzte. Der Boden zitterte wie bei einem Erdbeben.”
Der 20-Jährige ist einer von ca. 40 Mallorquinern, die zum Zeitpunkt des Anschlags in New York ihren Urlaub verbrachten. Die Reise-Agenturen auf der Insel konnten noch am Dienstag vermelden, dass keiner ihrer Kunden Schaden genommen habe.
Auch die Mallorquinerin Beatriz Alonso, Kamerafrau des Fernsehsenders Telenova, macht Urlaub in New York. Sie wohnt bei einer spanischen Zeitungskorrespondentin in Brooklyn. „Wir haben einen Anruf bekommen und sofort CNN eingeschaltet. Wir sahen den ersten Turm brennen, glaubten da aber noch an einen Unfall.” Später sahen die jungen Frauen von einer Brücke aus das Ausmaß der Katastrophe, wie der zweite Turm fiel. „Angst hatten wir keine. Wir wussten nicht genau, was da passiert.”
Persönliches Glück hatte Francesc Bujosa, Geschichtsprofessor an der Balearen-Uni, der sich gerade in den New Yorker Museen umsieht. 24 Stunden vor dem Unglück hat er die Aussichtsplattform des World Trade Centers besucht. „Da die Museen montags geschlossen sind, entschloss ich mich, das Hochhaus um 9.30 Uhr zu besichtigen. Der Tag verlief vollkommen normal. Und dann passiert das alles ...”
Es gibt auch einige Mallorquiner, die in New York leben. Einer davon ist dem Tod von der Schippe gesprungen. Pere Mateu Gelabert, der seit 13 Jahren in New York zu Hause ist und mit Frau Rebeca und Tochter Sofía in Brooklyn lebt, arbeitete im 16. Stock des World Trade Center. Der Soziologe beschäftigt sich mit Aids und hatte am Dienstag auswärtige Termine. „Ich habe meine Tochter zur Schule gebracht und um zehn Uhr mit der Arbeit begonnen. Auf der Rückfahrt sahen wir den Rauch.”
Die Kollegen von Gelabert blieben unverletzt, kamen raus aus dem Gebäude. „Die Evakuierung erfolgte sofort und verlief sehr geordnet. Die Leute hatten das Gefühl, als geschehe etwas Alltägliches. Erst zu Hause wurde ihnen klar, was passiert war.”