Joan Frontera, Pressesprecher von Real Mallorca, stand am Dienstag der Sinn nicht nach Fußball: „Unsere Gedanken und Blicke sind nicht hier im Stadion.” Die Uefa hatte entschieden, die Spiele der Champions League trotz des auch in Europa vorherrschenden Schocks über die Terroranschläge in den USA durchzuführen. Arsène Wenger, französischer Trainer von Reals Gegner Arsenal London, sagte in der Pressekonferenz nach dem Spiel: „Wir waren uns der Situation bewusst, aber wir sind Profis und mussten unsere Arbeit machen.” Das war am Mittwoch anders, als sich die Uefa doch noch entschloss, die angesetzten Spiele abzusagen.
Seine Arbeit erledigte das Team des deutschen Trainers Bernd Krauss jedenfalls überraschend erfolgreich. Mit 22.500 Zuschauern war das Stadion Son Moix fast voll, die letzten 500 Tickets waren wegen des Terrorakts nicht mehr verkauft worden.
Nachdem die anfängliche Nervosität abgelegt werden konnte, nahm Campano, der erneut in der Stammelf spielte, gekonnt einen langen Pass auf. Seine Flanke von rechts köpfte Luque über das Tor. Eine zweite Warnung sollte es nicht geben.
Der geniale Spielgestalter Ibagaza (er lieferte sich tolle Duelle mit seinem ehemaligen Real-Kollegen Lauren) spielte in der 9. Minute einen Zuckerpass auf Luque, den Cole nur noch mit einem Foul stoppen konnte. Mit schweren Folgen für die Londoner: Der dänische Schiedsrichter Fisker pfiff Elfmeter, und wegen der Notbremse schickte er den Verteidiger vorzeitig zum Duschen. Den Strafstoß verwandelte Engonga mit atemberaubender Sicherheit, das 1:0 sollte das spielentscheidende Tor sein.
Mit einem Mann weniger musste Wenger den offensiven Mittelfeldmann van Bronckhorst nach hinten beordern, was das Leben für die mallorquinische Abwehr deutlich einfacher machte. Die Statistik spricht eine deutliche Sprache: Ganze fünf Mal schossen die Engländer aufs Tor. Nur einmal, kurz vor dem Halbzeitpfiff, zielten sie nicht daneben, mit dem Schuss von Wiltord hatte Keeper Franco keine Probleme.
In Halbzeit eins dennoch schlechte Nachrichten für Mallorca. Spielgestalter Ibagaza zerrte sich einen Muskel und musste vom Platz. An seiner Stelle brachte Krauss Novo. Der machte seine Sache zwar gut, aber ohne die ordnende Hand Ibagazas zeigte das Offensivspiel der Mallorquiner Schwächen. Gegen zehn Arsenal-Spieler gab man die Initiative ab, bei der individuellen Qualität der gegnerischen Spieler immer ein Risiko. Auch hier spricht die Statistik klare Worte: Trotz Unterzahl war Arsenal zu 54 Prozent in Ballbesitz.
Doch was die erste Viererkette im Mittelfeld durchließ, wurde ein sicherer Fang von Nadal. Der mittlerweile 35-jährige Nationalspieler aus Manacor war weltklasse. Er fing die Bälle nicht nur ab, sondern kontrollierte sie und brachte sie an den eigenen Mann. Bei einigen Kontern hätte denn die Führung auch erhöht werden müssen, doch Gäste-Torwart Seaman parierte ein ums andere Mal.
So wurden die letzten 15 Minuten (mit der überlangen Nachspielzeit) doch noch zur Nervenschlacht. Auf der linken Abwehrseite war Veteran Soler nach starkem Spiel sichtlich am Ende seiner Kräfte, verspielte einige Bälle. Doch nur einmal wurde es richtig brenzlig, als Stürmer Jeffers knapp an einer Hereingabe vorbeirutschte.
Besser hätte Mallorcas Debüt nicht ausfallen können – wenn nach der Ablenkung durch den Fußball nicht die Gedanken wieder über den Atlantik gegangen wären.