MM: Herr Schörghuber, Ihnen gehören auf Mallorca zwei
Golfplätze, einen weiteren wollen Sie anlegen lassen. Spielen Sie
eigentlich selbst Golf??
Schörghuber: Ich? Um Gottes Willen.
MM: Warum nicht?
Schörghuber: Erstens habe ich keine Zeit für Golf und zweitens
andere Interessen. Aber ich verstehe die Menschen, die Spaß am Golf
haben.
MM: Spaß am Golf haben die Gäste Ihrer Hotels auf Mallorca
derzeit auf dem Platz Son Vida nicht – der ist nämlich wegen
Renovierung geschlossen. Bis wann?
Schörghuber: Das Wetter entscheidet, wie schnell die neuen Fairways
und Greens bespielbar sind. Den vorgesehenen Wiedereröffnungstermin
zum Jahreswechsel werden wir wohl nicht halten können. Ich rechne
mit einem Termin im Frühjahr.
MM: Gerade auch Golfer sollen in Ihrem Hotel Mardavall in
Palmanova wohnen, das diese Zeitung vor zwei Wochen ausführlich
vorstellte. Es handelt sich offenbar um Ihr ehrgeizigstes und
anspruchsvollstes Hotelprojekt.
Schörghuber: Ganz sicher das anspruchsvollste.
MM: Kostenpunkt?
Schörghuber: Alles in allem 150 Millionen Mark.
MM: Ihr Statthalter in Palma, Peter Tschirky, erfand für das
Mardavall eine Kategorie, die es gar nicht gibt: sechs
Sterne.
Schörghuber: Fünf oder sechs Sterne – das ist relativ. Ich sage: Es
wird Top-Top-Luxus geben mit au-ßergewöhnlicher Dienstleistung.
MM: Das beste Hotel auf Mallorca? Oder gar in
Spanien?
Schörghuber: Eindeutig das beste in Spanien.
MM: Wann wird es eröffnet?
Schörghuber: Anfang April nächsten Jahres.
MM: Planen Sie weitere Hotels auf Mallorca?
Schörghuber: Es wird sicher ein bis zwei Jahre dauern, das
Mardavall im Markt richtig zu positionieren. In dieser Zeit noch
etwas anderes in Angriff zu nehmen, ist schwer vorstellbar.
MM: Ein Hotel an Ihrem Golfplatz Son Muntaner wurde Ihnen
seinerzeit nicht genehmigt. Ist dieses Projekt endgültig
gestorben?
Schörghuber: Nein. Wir hoffen auf die Möglichkeit, zeitversetzt
dieses Hotel noch realisieren zu können.
MM: Was hat für Sie Vorrang – dieses Hotel oder der geplante
dritte Golfplatz auf dem Gelände der Finca Son Quint neben Son
Vida?
Schörghuber: Das kann ich so nicht beantworten. Für uns wäre ein
dritter Golfplatz wünschenswert, damit im Norden Palmas ein echtes
Golf-Resort entsteht. Mit unterschiedlicher Angebotspalette für
Anfänger oder Profis, mit Golfakademie und Turnieren.
MM: Wie stehen die Chancen für die Genehmigung der dritten
Anlage?
Schörghuber: Das kann man heute nicht absehen.
MM: Wo liegt denn das Problem?
Schörghuber: Wir müssen uns vor allem mit den Anliegern einigen,
die massive Einsprüche erhoben haben.
MM: Gegen den Golfplatz?
Schörghuber: Nein, gegen die damit verbundene zusätzliche Bebauung
in an Son Rapinya angrenzenden Gebieten. Wir werden unsere Planung
verändern; dann wird der Golfplatz die besten Chancen haben.
MM: Die derzeitigen Regierungen der Balearen und Mallorcas
sind Bauprojekten und damit auch Ihren Projekten nicht besonders
gewogen. Wünschen Sie sich andere Politiker in der
Verantwortung?
Schörghuber: Wir haben wenig direkte Probleme mit dieser Regierung,
wohl vor allem deshalb, weil wir uns um den Qualitätssektor kümmern
und nicht um den Massentourismus.
MM: Aber Sie haben Probleme.
Schörghuber: Diese Regierung hat keine klare Vision von Mallorcas
Zukunft. Die Informationen, die bekannt werden, ergeben kein
ganzheitliches Bild. Diese Regierung ist kaum bereit zur
Kommunikation, wir wissen einfach nicht, wo sie hin will.
MM: Sind Mallorcas Politiker unprofessionell?
Schörghuber: Viele Themen sind so umfangreich und haben so
langfristige Auswirkungen, dass über ihre Bedeutung oder den
richtigen Weg ausgiebig diskutiert werden müsste. Aber einen
solchen fachlichen Meinungsaustausch gibt es einfach nicht.
MM: Welchen Politiker würden Sie am liebsten auf den Mond
schießen?
Schörghuber: Darauf habe ich keine Antwort, weil ich zu wenige
persönliche Kontakte habe, um die einzelnen bewerten zu können.
Aber ich denke, dass einige Politiker in ihren jeweiligen
Fachgebieten Fehler machen, so dass das Gesamtheitliche ein Problem
darstellt.
MM: Wünschen Sie sich die frühere konservative Regierung
zurück?
Schörghuber: Wichtiger wäre, dass in einigen Fachgebieten mehr Wert
auf professionelle Arbeit gelegt wird. Hier liegt das größte
Problem.
MM: Wirkt sich diese Inkompetenz auf das Investitionsklima
aus?
Schörghuber: Ganz eindeutig. So wie die Regierung agiert, so wie es
verbal ankommt, hat man nicht das Gefühl, als Investor willkommen
zu sein.
MM: Stellen Sie angesichts dieser Erkenntnis Projekte
zurück?
Schörghuber: Nein, laufende Projekte werden ausgeführt. Neue
Projekte würden wir derzeit aber nur sehr vorsichtig angehen, weil
einfach nicht klar ist, wo es mit der Insel hingeht.
MM: Wo sollte es denn mit der Insel hingehen?
Schörghuber: Unsere Philosophie war immer, dass die Insel Richtung
Qualitätstourismus gehen muss. Dafür fehlen aber nach wie vor
Rahmenbedingungen, die die Politik uns setzen muss, inbesondere
hinsichtlich der Infrastruktur.
MM: Woran denken Sie?
Schörghuber: Vor gut zehn Jahren wurde damit begonnen – damals ging
es um Autobahnbau, Sauberkeit der Strände oder Altstadtsanierung.
Jetzt müsste ein gesamtheitliches Konzept her, wie es mit Mallorca
weitergehen soll.
MM: Voll auf den Qualitätstourismus setzen?
Schörghuber: Ja. Allein schon deshalb, weil die Infrastrukturkosten
besonders durch die Insellage so hoch werden, dass nur
Qualitätstourismus in Frage kommt. Wir sind jederzeit bereit, uns
an kreativen Lösungen bei Umwelt- und Wasserproblemen zu
beteiligen.
MM: Demnach ist die Politik der Balearen-Regierung richtig,
den Billigtourismus abzuschaffen und nicht mehr so viele, dafür
aber zahlungskräftige Urlauber nach Mallorca zu holen?
Schörghuber: Grundsätzlich ist es richtig, die Anzahl der Touristen
zu Lasten der Billighotels zu reduzieren. Allerdings muss dann auch
das Angebot für den gehobeneren Tourismus verbessert werden, zum
Beispiel durch mehr Golfplätze. Auch hier wird das Fehlen eines
gesamtheitlichen Konzepts sichtbar.
MM: Wie wirkt sich die gegenwärtige Weltlage auf Ihre
Unternehmenspolitik – auch hinsichtlich Mallorcas – aus?
Schörghuber: Wie sich die Ereignisse der letzten Tage und Wochen
auf unsere Unternehmensgruppe auswirken werden, lässt sich noch
nicht beantworten. Allgemein scheint mir die wirtschaftliche Lage
aber, von einer leichten Delle abgesehen, nicht gefährdet.
Mallorcas nähere Zukunft sehe ich positiv, weil Touristen andere
Destinationen meiden und sich verstärkt Mallorca zuwenden
werden.
Mit Stefan Schörghuber sprach Wolfram Seifert