Wenn jetzt nicht schnell gehandelt wird, kann der ersten Katastrophe eine zweite folgen: Nach den Worten von José Manuel Gómez González, Staatssekretär im balearischen Umweltministerium, hat der Sturm vom 11. November 179.000 Waldbäume umgeknickt oder entwurzelt. Das Umweltministerium hat sich selbst bis zum 15. Mai eine Frist gesetzt: Bis dahin sollen alle Baumleichen geborgen werden. „Das Risiko von Waldbränden und der Ausbreitung von Plagen ist groß und ganz real”, sagt Gómez.
Das Unwetter hat auf einer Fläche von 575 Hektar in wenigen Tagen vernichtet, was zuvor in 30, 40 Jahren gewachsen ist. Das sei viermal so viel Fläche wie in der vergangenen Dekade den Waldbränden zum Opfer gefallen war, so Gómez weiter. Gemessen an der Zahl der Bäume auf Mallorca und den Nachbarinseln insgesamt stellen die 179.000 Sturmhölzer einen geringen Prozentsatz dar. „Das Problem ist, dass einige Orte besonders massiv betroffen sind.”
Der wirtschaftliche Schaden, den der Sturm im Wald angerichtet hat, belaufe sich nach ersten, groben Schätzungen auf 650 Millionen Pesetas (7'6 Millionen Mark). Ein teures und zeitintensives Unterfangen sind vor allem die Aufräumarbeiten. Eine Brigade von 110 Mann ist damit derzeit beschäftigt, 50 weitere sollen noch dazu kommen. „Wir kommen gut voran. Bislang sind rund 15.000 Bäume beseitigt.” Zunächst forsten diese Truppen die öffentlichen Wälder und Naturschutzgebiete durch. Aber auch Privatwaldbesitzer können dazu Unterstützung von der Balearenregierung anfordern.
Der Wert, den das abtransportierte Holz auf dem Markt erzielen könne, wird nach Einschätzung von Gómez unter diesen Kosten liegen. Vor allem Pinienbäume sind von teilweise orkanartigen Windböen niedergerissen worden. Sie werden zum Beispiel zur Herstellung von Obstkisten und Paletten verwendet. Wenn die heimische Holzwirtschaft die anfallenden Mengen nicht mehr absorbieren kann, müssen Abnehmer auf dem Festland gefunden werden.
Pinien sind die häufigsten Sturmopfer. Zum einen, weil sie auf Mallorca besonders zahlreich vorkommen, zum anderen, weil ihre Wurzeln nicht so tief in die Erde greifen wie die anderer Baumarten. Die schweren Riesen mit ihren wuchtigen Baumkronen sind daher nicht besonders stabil: Stellenweise fielen sie um wie Dominosteine in einer langen Kettenreaktion.
Noch sei es zu früh, so der Experte aus dem Umweltministerium, um eine exakte Schätzung des ökologischen Schadens abzugeben. Seine Behörde sei noch – Baum für Baum – mit einer genauen Analyse beschäftigt. Dabei werden nicht nur die direkten Sturmschäden registriert. „Wir müssen zum Beispiel beobachten, wie sich die Samen auf dem Boden verteilt haben”, sagt Gómez.
Anstelle einer raschen Aufforstung setze die Balearenregierung generell auf eine natürliche Regeneration des Waldes. Stellenweise könnten die Pinien auch durch andere Spezies ersetzt werden. „Wir haben schon vor dem Sturm mit Experimenten zur Waldentwicklung begonnen.” Vor einem Eingreifen müsse man dem Wald nach diesem herben Schlag aber erst einmal eine Verschnaufpause gönnen.(ele)